Engel und Satyr locken ins "Himmelreich"

Denkmalgeschütztes Fachwerkhaus an der Königswinterer Straße 685 in Oberkassel ist nach 13 Jahren Bauzeit fertig gestellt - Eigentümer Wolfgang Linnemann möchte ein Weinlokal draus machen

Schmuckkästchen:  Nach 13 Jahren Bauzeit mit Pleiten, Pech und Pannen sieht das Fachwerkhäuschen an der Königswinterer Straße 685 wie neu aus.

Schmuckkästchen: Nach 13 Jahren Bauzeit mit Pleiten, Pech und Pannen sieht das Fachwerkhäuschen an der Königswinterer Straße 685 wie neu aus.

Foto: Malsch

Oberkassel. Dass Oberkassel ein Fleckchen Erde ist, auf dem es sich gut leben lässt, davon sind zumindest die Oberkasseler überzeugt. Doch dass man dort tatsächlich das Himmelreich findet, ist neu. Seit ein paar Tagen ist es goldocker auf oxidgrün auf dem Schild an der Königswinterer Straße 685 zu lesen. Das schmucke Fachwerkhäuschen - Oberkassels Dauerbaustelle - steht fix und fertig da.

Die offizielle Bauabnahme war schon im Juni 2004. Den sichtbaren Schlusspunkt setzte Eigentümer Wolfgang Linnemann deshalb mit dem neuen Schild, das der Holländer Yak Vluggen eigens für ihn anfertigte. "Es gab kein Fest, als alles fertig war, denn damals hatte ich keine Energie mehr, ich war einfach platt", sagt er.

Linnemann muss es wissen - sanierte, renovierte und baute er doch seit 1992 an dem denkmalgeschützten, ehemals städtischen Gebäude. Dabei ereilte ihn das ganze Häuslebauer-Pech: "Das Haus senkte sich, Fenster und Türen waren verzogen, die ganze Statik gefährdet", sagt Linnemann.

Dazu kamen Probleme mit den Handwerkern, die Prozesse nach sich zogen. Irgendwann ging nichts mehr, und Linnemann pausierte aus Frust und Desillusionierung ein Jahr mit den Arbeiten, um neue Kraft zu sammeln. "Aber ich habe durchgehalten. Dass nun alles so ist, wie ich es mir erträumt habe, ist der Lohn für die ganze Mühe", sagt er.

Auf drei Etagen verteilen sich rund 200 Quadratmeter Raum. Dicke Eichendielen mit warmem Farbton wechseln sich mit Steinboden ab. Die Wände und Decken samt verputzten Balken sind weiß gestrichen. "Ich habe auf sichtbare Balken verzichtet, so wirkt es eleganter", sagt Linnemann. Vom Eingangsbereich geht eine breite Steintreppe hinab in den großen Gewölbekeller. "Dort war ein Riesenloch in der Decke, wir haben alles nach alten Baumethoden restauriert", erklärt Linnemann.

Zurzeit steht er noch in Verhandlungen mit verschiedenen Pächtern für das Haus. Ein Weinlokal ist geplant, doch Linnemann hat eigene Vorstellungen von der gastronomischen Gestaltung. "Weinreben auf den Wänden gibt es bei mir nicht, mir schwebt eine Mischung aus Eleganz und Heimeligkeit vor", sagt er. Sollte sich kein passender Betreiber finden, dann kann sich Linnemann auch vorstellen, selbst tätig zu werden und Weinproben anzubieten.

Lange jedenfalls soll das "Himmelreich" nicht mehr leer stehen. Bei der Namensgebung inspirieren ließ sich Linnemann vom Thema Wein. So prosten sich auf dem kunstvoll geschmiedeten Schild auch ein üppiger Engel und ein kecker Satyr mit Krügen zu.

Vielleicht hat der Name aber auch etwas mit den ehemaligen Bewohnern des Hauses zu tun - den beiden Mönchen Placibus und Maurizius. Oder es drückt schlichtweg die Gefühlswelt des Eigentümers aus: "Frei nach Dante gesprochen lag der Name nahe, denn Purgatorium und Hölle habe ich schon hinter mir", sagt Linnemann mit einem Augenzwinkern.

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