Entführtes Schaf aus Bornheim ist wieder da

Zwei Männer stahlen das Tier in Brenig von der Weide - Polizei stellte die Täter auf der Autobahn

Entführtes Schaf aus Bornheim ist wieder da
Foto: Wolfgang Henry

Bornheim/Köln. "Selbstlos beliefert es seit Jahrtausenden die Menschen mit Milch, Fleisch und Wolle, das Ovis orientalis aries, besser bekannt als gemeines Hausschaf. Der ein oder andere aus der - im Einzelfall tatsächlich gemeinen - Gattung Homo sapiens weiß das offensichtlich nicht zu würdigen.

Zwei fragwürdige Exemplare (37 und 27 Jahre alt) genau dieser Lebensart gingen am Dienstag der Kölner Polizei ins Netz." In dieser poetischen Art berichtet die Polizei Köln von einem lieben Schaf mit vier Beinen und zwei eher schwarzen Schafen mit zwei Beinen. Die Entführung eines braven Wolllieferanten aus seinem Domizil in Brenig war dem Bericht vorausgegangen. Und ein gutes Ende fand die abenteuerliche Geschichte von dem blökenden Vierbeiner und den zwei gemeinen Entführern.

Gegen ein Uhr am Dienstagmorgen war einer Streifenwagenbesatzung auf der Autobahn A 4 ein silberfarbener 3er BMW aufgefallen. Das angebrachte Ausfuhrkennzeichen war tags zuvor abgelaufen. In Schlangenlinien fuhr das verdächtige Fahrzeug auf der Rodenkirchener Brücke in Richtung Olpe. An der Anschlussstelle Poll stoppten die Beamten den Wagen.

Am Steuer: Ein offensichtlich alkoholisierter 37-Jähriger. Ein Atemalkoholtest ergab dann auch 1,38 Promille. Während sein der deutschen Sprache nicht mächtiger Beifahrer (27) nicht befragt werden konnte, gab der Betrunkene an, nach Rumänien fahren zu wollen. In der Bundesrepublik haben beide keinen festen Wohnsitz, so berichtet die Kölner Polizei weiter.

"Bei der Kontrolle fiel den Polizisten ein verdächtiger Gegenstand im Kofferraum auf, dessen Abdeckung entfernt war: Unter einer - sinnigerweise - Wolldecke bemerkten die Ordnungshüter einen sich schwach bewegenden, etwa 50 Zentimeter hohen Gegenstand. Umgehend wurde der Fahrzeugführer aufgefordert, den Kofferraum zu öffnen", beschreibt der wortfreudige Beamte den Vorgang des Nachts auf der A 4.

"Unter der als Tarnung übergeworfenen Decke lag ein an den Beinen gefesseltes Schaf. Nur noch schwach atmend, apathisch. Die Hufe mit Schlamm beschmutzt. Ebenso wie die Bekleidung der Festgenommenen", geht es weiter im Polizeibericht. Unverzüglich zogen die Beamten die Tierrettung der Feuerwehr hinzu. Die Fachleute übernahmen daraufhin den Vierbeiner, der offensichtlich gestohlen war.

Die gerade abgelaufenen Ausfuhrkennzeichen des 3er wurden sichergestellt. Ebenso der vorgewiesene Führerschein und der Fahrzeugschein. Den BMW schlossen die Beamten ab und ließen ihn stehen. Die ertappten Tierdiebe wurden festgenommen und im Streifenwagen zur Wache gefahren. Dort entnahm ein Arzt dem Fahrer eine Blutprobe.

Auf Befragen behauptete der 37-Jährige, das Schaf "auf dem Flohmarkt von einem Türken für 80 Euro gekauft" zu haben. Er wolle das Tier lediglich nach Rumänien zur Schlachtung bringen. Doch das Leben des gequälten Tieres wurde gerettet. Und es kam noch besser für den Wollliferanten: Inzwischen war eine Breniger Schäferin, die Chefin eines Zuchtbetriebes, in der Bornheimer Polizeiwache erschienen und hatte ihr knuffeliges Tier als gestohlen gemeldet.

Wie Wachleiter Polizeihauptwachtmeister Bernhard Spinnrock am Donnerstag auf Anfrage bestätigte, hat die Frau Strafanzeige gestellt. Das Tier sei ihr von der Weide gestohlen worden. Und da gab es schnell ein Happyend. Denn anhand der im Ohr des hilflosen "Entführungsopfers" angebrachten Erkennungsmarke hatten die Polizisten auch bereits eben diese Bornheimer Schäferin als Besitzerin ermittelt.

Das von den Tierfreunden der Feuerwehr betreute Schaf war inzwischen im Dellbrücker Tierheim wieder aufgepäppelt worden und hatte wohl auch den Schreck erst einmal ganz gut verdaut. "Es ist den Umständen entsprechend wohlauf", konnten die Beamten die Halterin schon einmal beruhigen. Und dann gab es am Mittwoch ein freudiges Wiedersehen: mit Blöken und vielen Worten. Lebhaft und glücklich ließ sich das Schaf von der Brenigerin drücken und zurück auf "seine Weide" bringen.

Die beiden nach ihrer Vernehmung wieder entlassenen, tatsächlich "schwarzen Schafe", müssen sich nun wegen Trunkenheitsfahrt sowie Diebstahls und Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz verantworten. Und auf einer Weide in Brenig grast ein glückliches Schaf, das fast in Rumänien sein trauriges Ende gefunden hätte.

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