"Er war ein Kumpel, auf den man sich verlassen konnte"

Der legendäre Endspiel-Kommentator Herbert Zimmermann lebte in Witterschlick

Alfter-Witterschlick. Er transportierte das Unglaubliche, das Unerwartete, das "Wunder von Bern". Mit Sätzen wie "Aus, Aus, Aus. Das Spiel ist aus. Deutschland ist Weltmeister", schrieb Radio-Reporter Herbert Zimmermann als Kommentator des Endspiels Geschichte. Einer, der Zimmermann als Freund kennenlernte, ist der Witterschlicker Peter Schmitz.

"Er war ein Kumpel, einer, auf den man sich verlassen konnte", charakterisiert er den sechs Jahre älteren Zimmermann. "Seine Familie ist nach dem Krieg 1945 von Dessau, wo Herberts Vater als Personalchef der Junkers-Flugzeugwerke gearbeitet hatte, nach Witterschlick gekommen." Dort wohnte die Familie an der Hauptstraße in einer Wohnung von Karl Eller, der im Ort eine Kohlenhandlung und ein Kiesgeschäft betrieb.

"Eines Tages stand vor der Tür ein nagelneuer, graublauer Ford Eifel, genannt Katzenbuckel, den ich mir anguckte, als ein junger Mann auf mich zu kam und fragte: "Interessieren Sie sich für das Auto?"", erinnert sich der heute 80-Jährige. Nach der abwartenden Antwort "Ich habe schon davon gehört", lud Zimmermann den Autofan spontan zu einer Tour in seinem Dienstwagen des Norddeutschen Rundfunks ein - mit Schmitz am Steuer.

Der neu gewonnene Freund war auch mit dabei, als die Witterschlicker 1946 über die Gründung einer Fußballmannschaft nachdachten. "Ich selbst habe mit Sechzehn noch beim Bonner Fußballverein gespielt", so Schmitz. "Wenn er ein paar Tage frei hatte, kam der Herbert immer bei uns vorbei. Anfangs haben wir uns noch heimlich in der Backstube meiner Eltern getroffen.

Schließlich gab es ein Gesetz, dass es verbot, dass mehr als drei Leute zusammenstehen." Später dann kamen die Fußballfreunde auch in den Kneipen wie der Gaststätte Berhausen an der Hauptstraße zusammen.

Öfters habe ihn der Radio-Reporter mit zu Spielen genommen. "Auch vor der Fußball-WM hat er gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit nach Bern zu kommen." Doch Schmitz lehnte ab. "Ich hatte 1953 den Betrieb von meinen Eltern übernommen und hätte nicht 14 Tage wegbleiben können." Stattdessen fuhr er mit dem Auto nach Buschhoven zum "Römerkanal".

"Witterschlick hatte zwar drei Kneipen, aber keinen Fernseher. Als ich in Buschhoven ankam, war die Bude rappelvoll. Die Leute saßen auf allem, worauf man sitzen konnte: auf Stühlen, Hockern, Brettern." Dank Wirt Franz Fuhs, der Schmitz mit einem "Komm` Pitter, du kommst nach vorne", doch noch zu einem Platz verhalf, sah er das Spiel.

"Mit dem Sieg hat keiner gerechnet. Die Leute waren so begeistert, dass sich viele hinterher vor Freude betrunken haben." In der Folgezeit, in der Zimmermann "immer berühmter" und die Arbeit in der Bäckerei immer mehr wurde, hätten sich die jungen Männer seltener getroffen. "Das letzte Mal habe ich ihn 1966 zwei Monate vor seinem tödlichen Autounfall gesehen - mit einer Dame am Laacher See." Herbert Zimmermann wurde auf dem Witterschlicker Friedhof, im Grab seiner Eltern, beigesetzt.

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