Es klappert die Mühle am Heisterbach

Fast täglich verändert sich die Klosterlandschaft im Heisterbacher Tal. Wo bis vor kurzem noch der große Parkplatz gegenüber dem Klostereingang war, füllt sich inzwischen eine tiefe, von den Baggern in den letzten Wochen künstlich angelegte Mulde allmählich mit Wasser.

Es klappert die Mühle am Heisterbach
Foto: Frank Homann

Heisterbach. Fast täglich verändert sich die Klosterlandschaft im Heisterbacher Tal. Wo bis vor kurzem noch der große Parkplatz gegenüber dem Klostereingang war, füllt sich inzwischen eine tiefe, von den Baggern in den letzten Wochen künstlich angelegte Mulde allmählich mit Wasser.

Hier entsteht ein ehemaliger Fischteich der Zisterzienser neu. So wie die Klosterlandschaft innerhalb und außerhalb der wuchtigen Mauern zurzeit im Rahmen der Regionale 2010 eine Renaissance erlebt, entsteht die Kulturlandschaft auch im Kleinen neu. Der Oberdollendorfer Karl Schumacher hat eine der früher für das Heisterbacher Tal typischen Mühlen nachgebaut.

Wer die Mühle klappern hören möchte, muss zurzeit noch ins Haus Schlesien nach Heisterbacherrott fahren. Dort steht das Modell der ehemaligen Ölmühle, so groß wie ein Puppenhaus. Auch wenn die Mühle im Maßstab eins zu zehn nachgebaut wurde, wird deutlich, dass es sich um kein gewaltiges Bauwerk gehandelt haben kann. "Die damaligen Mühlen waren ganz klein und primitiv", bestätigt Schumacher.

Der Oberdollendorfer hat das Modell auf Bitte von Georg Kalckert von der Stiftung Abtei Heisterbach gebaut. Kalckert hatte den 79-jährigen Bastler, der sich auch sehr für die Zisterzienser interessiert, gefragt, ob er nicht einen lokalen Bezug zwischen der laufenden Zisterzienserausstellung in Haus Schlesien und dem Heisterbacher Tal herstellen könnte.

Später könnten dann die Zehntscheune im Kloster und die dortige Dauerausstellung über das wirtschaftliche Leben der Zisterzienser im Heisterbacher Tal zur dauerhaften Heimat für die Mühle werden. Die Idee mit der Mühle lag nahe, wurde das Heisterbacher Tal im Laufe der Jahrhunderte doch durch 18 verschiedene Mühlen geprägt. Davon sind heute noch drei als Wohnhäuser erhalten. Wie lange die um 1270 erbaute Ölmühle am Keltersiefen stand, weiß auch ihr Modellbauer nicht so genau. Nach Archivberichten war sie im Jahr 1744 bereits verfallen.

Auch wenn Schumacher es zur Ausstellungseröffnung Anfang September nicht ganz schaffte, jetzt ist das filigrane Werk fertig. Rund 100 Arbeitsstunden hat der 79-Jährige hineingesteckt. Es ist sein zweites größeres Werk, nachdem er bereits vor einigen Jahren die frühere Oberdollendorfer Synagoge im Maßstab 1:30 nachgebaut hatte, die heute im kleinen Museum in Oberkassel steht.

Die Mühle war für Schumacher eine echte Herausforderung, gibt es doch keine Baupläne mehr und hat es vielleicht sogar nie gegeben, wie er vermutet. "Aber das können die Zisterzienser auch nicht aus dem Kopf gemacht haben", meint er. Sein Interesse an dem Orden und dessen handwerklichen Leistungen ist mit den Lebensjahren immer größer geworden. Er bereiste klassische Zisterzienserorte wie Maulbronn, Cluny oder Clairvaux.

Dort fand er noch zahlreiche Mühlen vor. Aus dieser Anschauung baute er die Ölmühle nach. Aus Sperrholz, Leimplatten, Dachleisten aus dem Baumarkt. Selbst den Bodenstein der Mühle goss er aus Quarzsand selbst. Als Bauleiter hat der Elektroingenieur in seinem Berufsleben vieles gebaut. "Kleine handwerkliche Dinge machen mir Spaß", sagt er. Das Wort "kleine" wirkt dabei untertrieben.

Die ÖlmühleDas Besondere an der Ölmühle ist ihr unterschlächtiger Antrieb. Das bedeutet, dass das Mühlrad durch das Wasser von unten angetrieben wurde. Wahrscheinlicher Standort war der Keltersiefen im Heisterbacher Tal, der in den vergangenen Monaten wieder offen gelegt wurde. Weil der Bach aber eher ein Bächlein war, musste das Wasser im Mühlteich aufgestaut werden, ehe es in einem Schwall losgelassen wurde. Beim Modell von Karl Schumacher ersetzt ein Schwengel den Wasserradantrieb.

Die Ölmühle hatte die Aufgabe, Bucheckern, Raps und Leinsamen zu mahlen. Anschließend wurde das Produkt, kleine ölhaltige Perlchen, auf 40 Grad erwärmt, dann in Leinensäckchen gefüllt.

Die Pochbalken hatten anschließend die wichtige Aufgabe, das Öl aus den Perlchen auszupressen. Das berühmte Klappern kommt im Übrigen vom Pochwerk. Aus 25 Kilo Mahlgut wurden 15 Liter Bucheckern-, Raps- oder Leinöl gewonnen. Öl brauchten die Mönche als Speiseöl und für Öllampen. Die späteren Mühlen der Zisterzienser, die ihre Aktivitäten immer mehr ins Mühlental verlegten, waren oberschlächtig. Das heißt: Das Wasser floss von oben.

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