"Es wird Zeit, dass sich die Kirchen annähern"

Der GA fragte in Rheinbach und Meckenheim katholische und evangelische Kirchgänger, was sie vom päpstlichen Verbot einer gemeinsamen Kommunion halten

Meckenheim/Rheinbach. Der Papst hatte im Vorfeld des ersten ökumenischen Kirchentages in Berlin den Katholiken untersagt, mit Protestanten gemeinsam die Kommunion zu empfangen. Dafür zeigten Kirchgänger beider Konfessionen am Sonntag bei einer Umfrage des General-Anzeigers wenig Verständnis.

Die unterschiedlichen Auffassungen der evangelischen und katholischen Kirchen zur Eucharistie sind bis heute der Knackpunkt bei den Verhandlungen zur Ökumene. Während die evangelischen Christen sagen, der Leib und das Blut Christi würden beim Abendmahl nur symbolisch eingenommen, glauben die Katholiken, Hostie und Wein würden sich tatsächlich in Leib und Blut Christi verwandeln. Beim Kirchentag feierten Christen beider Konfessionen trotz des päpstlichen Verbots das Abendmahl gemeinsam.

Die befragten Protestanten hatten wenig Verständnis für das päpstliche Verbot. "Warum muss man sich immer nach dem einen Mann in Rom richten", sagte Walter Faulstich. Auch Hedwig Heinzelmann findet, dass das Verbot nicht gut für die Gemeinschaft der Christen war. Aber für die Besucher der Arche in Meckenheim scheint der Prozess der Ökumene nicht mehr aufzuhalten zu sein. "Es wird einfach kommen", sagte Uta Lücker. "Die beiden Kirchen müssen aufeinander zugehen", ergänzte Susanne Preiß. Und auch Faulstich betont die Gemeinsamkeiten.

Auch die Katholiken finden das Verbot des Papstes mehrheitlich falsch. "Ich bin nicht immer einig mit der Amtskirche", sagte eine Besucherin der Messe der katholischen Kirche Sankt Martin in Rheinbach, die namentlich nicht genannt werden wollte. "Das ist doch eine Gewissensfrage", sagte sie. Wolfgang Schwarz findet das Verbot nicht zeitgemäß.

Auch Monika Dwilies findet die Haltung der Amtskirche zu hart. Ihr Mann ist evangelisch. "Gerade an Feiertagen müssen wir uns immer entscheiden, zu welchem Gottesdienst wir gehen - es ist an der Zeit, dass sich die beiden Kirchen annähern." "Für die Ökumene war das ganz schwierig", sagte Bernhard Hohn, der als Laie aktiv in der Kirchengemeinde mitarbeitet. "Wir arbeiten ja tagtäglich mit den evangelischen Gemeinden zusammen", erklärt er. "Wir geraten in den Zwang, etwas rechtfertigen zu müssen, was wir selbst nicht unbedingt gut finden." Hohn schränkt jedoch ein: "Ich kenne nicht den genauen Wortlaut - es ist immer schwierig, etwas zu beurteilen, was man nicht wirklich kennt."

Auch der Religionslehrer Ulrich Rabsch mahnt zu einer Differenzierung. "Wenn man den genauen Wortlaut der Erklärung betrachtet, war das gar kein striktes Verbot", sagte er. "Der Papst hat lediglich die Unterschiede, die es nach wie vor gibt, deutlich gemacht." Wenn man zum Beispiel das Grußwort des Papstes zum Kirchentag genau liest, sehe man, dass er die Ökumene nicht blockieren will, findet Rabsch. Er freut sich über seine vielen Schüler, die sehr große Strapazen auf sich genommen haben, um zum Kirchentag nach Berlin zu fahren. "Nur mit diesen engagierten Jugendlichen wird es in Zukunft die Ökumene geben."

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