Fastelovend wird für Busfahrer zum Alptraum

Die Organisatoren der Weiberfastnacht-Partys ziehen eine weitgehend positive Bilanz - Mehr Müll und Schnapsleichen in Siegburg, aber auch mehr Jugendliche, die mitfeierten

  Mehr Volltrunkene  verzeichnete die Polizei bei den Weiberfastnachtsfeiern in Siegburg, Sankt Augustin und Hennef.

Mehr Volltrunkene verzeichnete die Polizei bei den Weiberfastnachtsfeiern in Siegburg, Sankt Augustin und Hennef.

Foto: Holger Arndt

Rhein-Sige-Kreis. Die großen Weiberfastnachts-Partys auf den Marktplätzen sind gelaufen - und die Organisatoren zufrieden mit dem Verlauf. Vor allem in Siegburg glaubt sich die Stadt mit ihrem Konzept auf dem richtigen Weg.

Nach der Party unter der Siegessäule hatte gegen 17 Uhr das große Aufräumen begonnen. Zehn Mitarbeiter des Baubetriebshofes kehrten Unmengen an Scherben zusammen. Bis 23 Uhr waren es satte 23 Kubikmeter Müll. Zum Vergleich: Im Jahr zuvor waren es 15 Kubikmeter und damit acht Kubikmeter weniger gewesen, sagte Wolfgang Hohn, Pressesprecher der Stadt. Das lag aber daran, dass diesmal "wesentlich mehr" Jugendliche als im Jahr zuvor gefeiert hätten.

Der Massenansturm bedeutete nach Auskunft von DRK-Einsatzleiter Gerd Röhrig Mehrarbeit für seine Rettungskräfte. Insgesamt 146 Mal mussten die DRK-Leute helfen, vom Pflaster über die Versorgung von zahlreichen Schnittwunden bis zur Ausnüchterung. 21 junge Leute mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Dass 2005 "nur" 58 Einsätze gezählt wurden, kann Röhrig erklären: Mit dem zentralen Behandlungszelt am Markt sei die Erreichbarkeit verbessert worden. Zugenommen haben laut Röhrig die Zahl der Schnapsleichen. 46 volltrunkene Jugendliche zählte das DRK, 2005 waren es 37.

Angesichts der großen Teilnehmerzahl sei die Party trotzdem "überwiegend zufriedenstellend verlaufen", erklärte Stadtsprecher Hohn. "Unsere Konzeption ist aufgegangen." Dabei hatte die Stadt wieder auf einen Verbund an Maßnahmen gesetzt. Zentraler Punkt war die starke Präsents der Polizei, die nicht nur drei Randalierer in Gewahrsam genommen hat (2005: elf), sondern auch das Alkoholverbot für unter 16-Jährige kontrollierte.

Zudem verwies Hohn auf Maßnahmen des Jugendamtes, das etwa Eltern aufforderte, ihre alkoholisierten Kinder abzuholen. Ausgezahlt habe sich ferner der Einsatz von Bürgermeister Franz Huhn, der an die Schulen appelliert hatte, ihre Schüler nicht vor 12 Uhr zu entlassen.

Aufgegangen zu sein scheint auch das Konzept in Sankt Augustin, wo die Stadt auf eine Absperrung der Marktplatte und Einlasskontrollen setzte. Laut Hanns Roesberg vom Malteser Hilfsdienst sei bei den Kontrollen gezielt nach Glasflaschen gesucht worden. Zwar sei die Zahl der Hilfeleistungen mit 25 gleich geblieben. "Aber wir hatten keine Schnittverletzungen."

Eine positive Nachlese gab es auch zur Karnevalsparty in Hennef. "Wir waren mit dem Verlauf zufrieden. Die Jugendlichen haben sich ganz überwiegend an die Regeln gehalten", sagte Ordnungsamtsleiter Karl-Heinz Nentwig. Lediglich eine Schnapsleiche hatte Nentwig gezählt. Ins Bild passt, dass die Polizei den organisierten Partys einen "fröhlichen und unproblematischen Verlauf" bescheinigte, was den Wert der Sicherheitskonzepte wie auch der Ordnungspartnerschaften belege.

Außerhalb der Veranstaltungen beziehungsweise nach deren Abschluss kam es allerdings zu 80 Einsätzen im Zusammenhang mit Karneval, 44 davon waren Körperverletzungen und Streitigkeiten, bei denen fast immer der Alkohol eine Rolle gespielt hatte. Sechs Mal mussten sich die Beamten hilfloser Personen annehmen.

In Neunkirchen ignorierte ein 24-jähriger Autofahrer aus Siegburg die Anhaltezeichen der Polizei. Nach einer Fahndung entdeckten Beamte an der Hauptstraße das Auto, in dem sich der sichtlich alkoholisierte Fahrer zu verstecken versuchte. Auf dem Weg zur Wache mussten dem Mann Handschellen angelegt werden, da er versuchte zu flüchten. Selbst damit randalierte er dermaßen in dem Streifwagen, dass ein Beamter leicht verletzt wurde.

Stichwort "Randale" und "Alkohol": Für die Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft RSVG wird Karneval "immer mehr zum Alptraum". Obwohl das Unternehmen über die tollen Tage zahlreiche Zusatzfahrten anbietet, präsentieren sich viele Jecke von ihrer schlimmsten Seite.

18 Busse mussten allein an Weiberfastnacht wegen Verschmutzung durch Erbrochenes ausgewechselt und gereinigt werden. In einem Fahrzeug wurde sogar ein Großteil der Innenverkleidung zerstört. Neben Beleidigungen und Rangeleien mit dem RSVG-Personal konnten einige Haltestellen vorübergehend wegen Schlägereien nicht mehr angefahren werden.

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