Nogenter Platz in Siegburg Flüchtlingshilfe muss Ladenlokal räumen

SIEGBURG · Das Flüchtlingsnetzwerk Lohmar hat am Nogenter Platz rund 4000 Kisten mit Spenden gelagert. Jetzt sollen sie das Ladenlokal schnellstmöglich räumen. Grund sei eine Neuvermietung des ehemaligen Ladenlokals durch den Eigentümer.

Die Nachricht traf Manu Gardeweg vom Flüchtlingsnetzwerk Lohmar wie ein Blitz aus heiterem Himmel. "Zwischen Tür und Angel" habe sie am Montagabend erfahren, dass sie und ihre ehrenamtlichen Helfer das Lager für Spenden zugunsten von Flüchtlingen am Nogenter Platz nach nur fünf Wochen Nutzung "so schnell wie möglich räumen müssen". Grund sei eine Neuvermietung des ehemaligen Ladenlokals durch den Eigentümer.

"Wie wussten zwar, dass dies keine Dauereinrichtung war, aber wenn wir jetzt hier raus müssen, steht das Ganze vor dem Aus", gibt Gardeweg zu bedenken. Sie und ihre beiden Mitstreiterinnen, Julia Clijsters und Sandra Marxmeier, sitzen auf rund 4000 gepackten Kisten, und täglich kommen weitere hinzu. "Sommerkleidung haben wir gestern schon in Scheunen und Kirchenkellern ausgelagert", so Gardeweg. "Jetzt ist Winterkleidung gefragt."

Benötigt werde nun eine große Halle, die beheizbar sein und über eine Toilette und Licht verfügen müsse, sagt Clijsters. Das alles haben sie am Nogenter Platz nicht. "Gearbeitet wird mit Beleuchtung von vier 40-Watt-Birnen in Steckdosen", fügt Marxmeier hinzu.

Bei ihrem 16-Stunden-Tag fehlt den drei Damen die Zeit, sich um geeignete Räume zu kümmern. Sie hoffen nun, über ihr eigenes "gut funktionierendes" Netzwerk, soziale Netzwerke und Mithilfe der Städte, Gemeinden und des Kreises eine schnelle Lösung zu finden. Mit den Bürgermeistern stehen sie ebenso in Kontakt wie mit dem Krisenstab des Kreises und dem Landrat.

Als idealen Standort bezeichnen die Frauen Siegburg aufgrund der zentralen Lage. Die Koordination des Sachspendenlagers sei übrigens nur ein Teil ihrer umfangreichen Arbeit, betont Gardeweg und stellt fest: "Unser Kerngeschäft ist die Ausstattung und Betreuung der Erstaufnahmelager. Mit einem Stab von etwa 60 Dolmetschern, fünf Psychologen, einem spezialisierten Kinderpsychologen und zahlreichen weiteren Freiwilligen "auf Abruf" unterstützen sie und ihre Mannschaft die Einsatzkräfte, versorgen die Ankommenden mit Kleidung, Hygieneartikeln, Decken und Bettzeug.

Sie beliefern auf Anfrage auch Flüchtlingsunterkünfte im gesamten Rhein-Sieg-Kreis, sogar bis nach Neuss und Köln. Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung ist nach ihren Angaben "ungebrochen". Während Gardeweg gerade etwa 15 Auszubildenden von der Telekom, die für die Unterstützung der drei Organisatorinnen von ihrem Unternehmen freigestellt worden sind, zeigt, wo was und wie verpackt werden soll, bringen Bürger schon wieder neue Kleider.

Zwei junge Frauen liefern große Einkaufstüten bis zum Rand voll mit Hygieneartikeln ab. Mittlerweile wissen alle, was benötigt wird und was nicht. "Anzüge beispielsweise trägt kein Flüchtling, die reichen wir dann an soziale Einrichtungen weiter", erklärt Gardeweg. Genauso wie 40 Schlafsäcke, die nicht gebraucht wurden. Die seien Obdachlosen im "Bonner Loch" geschenkt worden.

Auf Bitte der Flüchtlingshilfe sollen auf keinen Fall mehr Spielzeug und Kuscheltiere vorbeigebracht werden. Von denen hat sie auf Wunsch gerade erst der Bundespolizei einen bis unters Dach gefüllten 7,5-Tonner nach Bayern geschickt. An der dortigen Grenze werden die Plüschtiere an Kinder von ankommenden Flüchtlingen verteilt. Außerdem richten die Helfer den dringenden Appell an alle potenziellen Spender, "nicht ihren Müll abzuliefern".

Geärgert haben sich Gardeweg, Clijsters und Marxmeier auch darüber, dass "uns jemand seine ganze Bordellausrüstung vor die Tür gelegt hat": High-Heels, Ledertangas und Strapse. Über Müllsäcke, Eddings und Klebeband freuen sich die Helferinnen ebenso wie über Tankgutscheine, Getränke oder etwas zu Essen für die Helfer. Geldspenden dürfen sie nicht annehmen.

Wer einen freien Lagerplatz hat, soll sich bei Manu Gardeweg melden: E-Mail: ManuGNexus@t-online.de oder mobil:Tel. 0162 691 83 84.

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