Frackich: Aus lauter Wut

Frackich ist auch eines dieser vielen Mundartwörter, die nicht ohne Grund bis heute ein putzmunteres Leben in unserer aktuellen Umgangssprache führen und auf die man kaum verzichten kann.

Diesen Grund merkt man, wenn man solch ein Wort ins Hochdeutsche übertragen will: Das wird kompliziert! Frackich ist irgendwie eine Mischung aus ärgerlich, wütend, beleidigt, eigensinnig, trotzig, schmollend, aufmüpfig - "frackich" eben: "Der is frackich wegen nix. Lass den in Ruh, der is frackich heute." Genau so ist es auch mit "Frack/Frackichkeit": "Der tut dat aus reiner Frackichkeit nich. Dat hat der nur aus Frack gemacht."

Auch "Frack" und "Frackichkeit" ist eine kaum beschreibbare Mischung aus Aufsässigkeit, Beleidigtsein, Wut, Protest, Trotz, Rachsucht und Hartleibigkeit - "Frack" eben. Im Rheinland jedenfalls weiß man bei "Frack-Alarm" sofort Bescheid und hält sich besser zurück.

Das Wort ist nicht nur nützlich, sondern auch interessant. Eigentlich sind Frack und Rache ein und dasselbe, nur hat die rheinische Variante einen sehr alten Lautstand bewahrt, der im hochdeutschen Sprachraum seit dem Mittelalter verschwunden ist. Aus einem Altsächsischen "wraka" wurde im Althochdeutschen "rahha" und schließlich im Mittelhochdeutschen "rache", unsere moderne Rache also.

Im Rheinischen wie im Niederdeutschen blieb es jedoch bei der alten Lautform, was wieder einmal die Verwandtschaft des Rheinlands mit den niederländischen Nachbarn beweist, wo die Rache ebenfalls "wraak" heißt. Das Rheinische als Sprachmuseum sozusagen.

In der Serie "Sprechen Sie Rheinisch?!" erläutern Sprachwissenschaftler des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte die Herkunft und Bedeutung interessanter rheinischer Begriffe. Haben auch Sie ein Lieblingswort, dann mailen Sie uns unter rheinisch@ga.de.

So hört sich Frackich gesprochen an; von Tanja Schneider, GA-Redakteurin, aufgewachsen in Ippendorf: Frackich

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