Frau erpresste FIA-Vorstand

Kölnerin forderte 630 Millionen Euro und drohte der Formel-1-Organisation - Verhandlung vor Ahrweiler Schöffengericht

Ahrweiler. Eine allein erziehende Mutter von zwei Kindern erpresst den Vorstand des Automobil-Weltverbands (FIA) um 630 Millionen Euro. Wird ihre Forderung nicht erfüllt, kommt das dem "Untergang" der Formel 1 gleich.

Was klingt wie der letzte Versuch eines verzweifelten Krimi-Autors, ist eine wahre Geschichte. So handelt es sich bei der Mutter um eine 48-jährige Kölnerin, die sich am Donnerstag wegen versuchter Erpressung vor dem Ahrweiler Schöffengericht verantworten musste.

Während Oberstaatsanwalt Peter Schmickler die Anklage verlas, konnten sich die meisten Beobachter ein Schmunzeln nicht verkneifen. Dagegen wird den Verantwortlichen der Nürburgring GmbH eher nicht zum Schmunzeln zumute gewesen sein, als ihnen am 30. Juni vergangenen Jahres ein an den FIA-Vorstand gerichteter Brief vorgelegt worden war. Eine gute Woche, bevor der Formel-1-Tross zum "Großen Preis von Deutschland" in der Eifel erwartet worden war, war der Absender des Schreibens offenbar entschlossen, vom Ferrari-Chef 630 Millionen Euro zu erzwingen.

"Geld, dass sich Luca de Montezemolo in die eigene Tasche gesteckt hat, obwohl es einer allein erziehenden Mutter namens Elke gehört", behauptete der Verfasser des Erpresserbriefes. Daher fordere er Montezemolo ultimativ auf, das Geld bis zum 31. Juli auf das angegebene Konto zu überweisen.

Und um der Forderung den entsprechenden Druck zu verleihen, drohte der Erpresser abschließend: "Entweder bekommt Elke das Geld, oder der Untergang der Formel 1 ist besiegelt." Denn der Absender des Briefes verfüge über Informationen, die die Formel 1 in ihren Grundfesten erschütterten, gelangten sie an die Öffentlichkeit.

Die Nürburgring GmbH hatte den Brief auf direktem Wege der Polizei übergeben. Die führte der Weg über die im Brief enthaltenen Kontodaten ohne Umschweife zur Angeklagten. Die 48-Jährige gab vor Gericht zu, den Brief geschrieben zu haben. "Ich habe einen Fehler gemacht, und sicher auch die falschen Worte gewählt", wies sie jegliche böse Absicht von sich. Zudem habe sie nicht den Ferrari-Präsidenten gemeint, sondern den Senior gemeint. So kämpfe sie seit zwei Jahren um das beträchtliche Erbe ihres Vaters.

Der habe ihr vor seinem Tod gesagt, dass sie sich ob des Erbes an Italien wenden solle. Dort werde ihr geholfen. Zudem soll der Sterbende ihr einen Zettel mit einer Namensliste in die Hand gedrückt haben. Darunter habe sich auch der Name Montezemolo befunden, zu dem ihr Vater seit vielen Jahren eine geschäftliche Beziehung gepflegt habe.

Wie dilettantisch die Angeklagte vorgegangen ist, zeigt der Umstand, dass der Vater des Ferrari-Patrons, Massimo Cordero dei Marchesi di Montezemolo, sechs Wochen vor der Tat im Alter von 89 Jahren verstorben war. Allerdings ist die Frau vor einigen Jahren bereits wegen Betruges und Urkundenfälschung zu einer dreimonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden.

Da es sich bei der Tat jedoch um einen untauglichen Versuch der Erpressung gehandelt hat, verhängte das Gericht lediglich eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und zwei Monaten.

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