Wegfall der Praxisgebühr Freude bei Ärzten und Praxismitarbeitern in der Region

SIEBENGEBIRGE · Ausnahmsweise waren sich am Mittwoch alle mal einig. In den Arztpraxen herrschte, von den eigentlichen Anlässen der Besuche Erkrankter einmal abgesehen, am Tag nach Neujahr regelrechte Festtagsstimmung. Der Wegfall der lästigen Praxisgebühr freute Patienten und Ärzte gleichermaßen.

"Wir waren die Inkassounternehmen der Krankenkassen. Und haben selber nichts davon gehabt außer Arbeit", sagte beispielsweise Allgemeinmedizinerin Brita Larenz aus Heisterbacherrott. Letztmals hatte sie sich mit ihrem Praxisteam so ausgelassen gezeigt, als sie vor zwei Jahren Karnevalsprinzessin gewesen war. "Auch die Patienten sind durchweg dankbar", so Larenz.

Einige hätten ihren Arztbesuch sogar extra ins neue Jahr verlegt, um die Gebühr zu sparen. Für sie und ihr Team sei mit dem Eintreiben der zehn Euro pro Quartal ein erheblicher bürokratischer Aufwand verbunden gewesen. Ihre einzige kleine Sorge in Bezug auf die Neuerung: Der durchaus positive Effekt, den die Gebühr haben sollte, nämlich die Besuche bei Fachärzten zu kontrollieren und den Hausärzten eine Lotsenfunktion zu geben, könnte verloren gehen. "Wenn die Patienten diesen Weg künftig nicht mehr gehen sollten, wäre das schade", sagte sie.

Elke Styra, Praxismanagerin bei der Zahnärztin Lydia Vreden in Bad Honnef, ist auch dankbar für den Wegfall der Gebühr. "Einigen Patienten musste man auch nach vielen Jahren noch erklären, warum sie zehn Euro bezahlen müssen", berichtete sie. Solche Diskussionen konnten durchaus schon mal fünf Minuten dauern.

Zur Verunsicherung trug auch bei, dass die Gebühren sowohl beim niedergelassenen Arzt als auch beim Zahnarzt und beim Notdienst zu entrichten waren. Sie rechnet auch damit, dass manche Patienten von der Neuregelung noch gar nichts mitbekommen haben. Die Entscheidung sei ja erst relativ spät gefallen. Erst mit der Veröffentlichung im Bundesanzeiger im November stand endgültig fest, dass die Praxisgebühr in diesem Jahr wegfallen würde.

Silke Weber, Mitarbeiterin in der Gemeinschaftspraxis des Bad Honnefer Allgemeinmediziners Klaus Weckbecker, findet den Wegfall der Gebühr "genial". Die Schlange an der Anmeldung sei gestern nicht mehr ganz so lang gewesen. Auch Anne Graziola aus der Praxis des Rheinbreitbacher Zahnarztes Dirk Bleiel freute sich, dass der Zeitaufwand fürs Kassieren der Gebühr in Zukunft wegfällt. "Das ist schon eine große Arbeitserleichterung", sagte sie.

Praxisgebühr
Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherung mussten seit dem 1. Januar 2004 einmal im Quartal eine Gebühr in Höhe von zehn Euro beim Arzt, Zahnarzt, Psychotherapeuten und im Notdienst zahlen. Sie kam den Krankenkassen zugute. Dadurch sollte die Eigenverantwortung der Versicherten gestärkt werden, nicht wegen Lappalien zum Arzt zu gehen. Außerdem sollten Patienten Fachärzte möglichst nur noch nach Überweisung durch den Hausarzt aufsuchen. Der Bundestag hat diese Gebühr wieder abgeschafft.

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