Früher bekam der Totengräber zehn Reichsmark

Die Sterbenotgemeinschaft Oberdollendorf verfolgt mit Sorge den Wandel der Beerdigungskultur

Oberdollendorf. (cla) "Es ist teuer auf die Erde zu kommen, aber noch teurer, später unter die Erde zu kommen." Mit diesem Satz eröffnete Bruno Görg, Vorsitzender der Sterbenotgemeinschaft Oberdollendorf die Mitgliederversammlung. Er beobachtet mit Sorge den Wandel der Beerdigungskultur.

Mehr und mehr würden die Kosten für die Unterhaltung von Friedhöfen und Kapelle auf nur wenige Schultern verteilt. Umso wichtiger sei, so Görg, für den Tod vorzusorgen. Um genau dies zu tun, zahlen Mitglieder der Sterbenotgemeinschaft heute einen Jahresbeitrag von fünf Euro. Die Beerdigung wird von der Sterbenotgemeinschaft mit bis zu 350 Euro bezuschusst.

"Die Sterbenotgemeinschaft stärkt aber auch die Verbundenheit im Dorf, und die Mitglieder suchen das persönliche Gespräch über das Thema Tod", berichtete Görg weiter. Natürlich sei für es viele unangenehm, sich mit dem eigenen Ableben auseinander zu setzen. Dass aber schon immer Menschen gerade bei diesem Thema die Gemeinschaft gesucht haben, beweist ein Blick auf die Geschichte der Oberdollendorfer Vereinigung.

In der Chronik der Sterbenotgemeinschaft, die im Jahr 1923 von Prälat Peter Herckenrath gegründet wurde, lässt sich ablesen, wie sich das Sterbewesen entwickelt hat. Auf Nachbarschaftshilfe beim Waschen und Aufbahren des Toten, auf die Unterstützung beim Rosenkranzgebet und das Geläut der Glocken - auf all dies waren die Bürger angewiesen und fanden damit auch ein Stück Geborgenheit in der Gemeinschaft.

Das alles geschah kostenlos, als die sozialen Gefüge noch funktionierten. Geld brauchte man "lediglich" für den Sarg, den Totengräber und für das Verlesen der Messe. Mit 50 Reichsmark war im Jahr 1926 ein Sarg im Kassenbuch der Sterbenotgemeinschaft veranschlagt, der Totengräber bekam für seine Mühen weitere zehn Reichsmark, so die Aufzeichnungen. Görg: "Damals kostete die Grabstätte auf dem konfessionellen Friedhof zudem nichts."

Noch 1950 wurde den Bürgern ein Reihengrab kostenlos zur Verfügung gestellt. Lediglich für ein Doppelgrab war eine Gebühr von 60 Mark zu entrichten, so weisen es die Archive aus. "Heute jedoch sind die Kosten für Friedhöfe und Bestattung in die Höhe geschnellt", gibt Görg zu bedenken.

Und so denkt die Sterbenotgemeinschaft unter anderem über die Möglichkeit von Doppelmitgliedschaften nach, um damit auch ein höheres Sterbegeld anbieten zu können. Görg, der von der Versammlung in seinem Amt bestätigt wurde, stehen im Vorstand Jürgen Brohl (Stellvertreter und Kassenwart), Willi Schumacher und Achim Thiebes (Beisitzer) zur Seite.

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