Fünfeinhalb Jahre Haft für 63-jährigen Kinderschänder

Bonner missbrauchte seine Stieftochter erstmals im Alter von elf Jahren - Opfer leidet unter Albträumen

Bonn. Im Alter von elf Jahren wurde Kim P. (Name geändert) von ihrem Stiefvater zum ersten Mal sexuell missbraucht. Vor gut acht Monaten endeten die Übergriffe, doch die 14-Jährige leidet heute umso mehr. In der Schule ist sie oft abwesend, ihre Noten sind miserabel. Nachts wird sie von Alpträumen heimgesucht, kriecht dann ins Bett der Mutter.

Kim möchte eine Therapie machen, fürchtet sich aber vor einem stationären Aufenthalt. "Sie fühlt sich für alles bestraft", berichtet ihre Anwältin Gudrun Roth. Ihre Klientin denke mittlerweile: "Hätte ich doch besser nichts gesagt, dann wäre das alles nicht passiert."

Für das, was er Kim angetan hat, musste sich ihr Stiefvater am Dienstag im Bonner Landgericht verantworten. Die 2. Große Strafkammer verurteilte den 63-jährigen Techniker wegen schweren sexuellen Missbrauchs eines schutzbefohlenen Kindes zu einer Freiheitsstrafe von fünfeinhalb Jahren. Das Urteil bezieht sich auf neun Fälle, die dank der polizeilichen Aussage des Mädchens rekonstruiert werden konnten.

Kammervorsitzender Klaus Haller sagte, die Fälle seien nur "die Spitze des Eisbergs". Der Richter sprach von einer "Serie von sexuellen Übergriffen, die wir in ihrer Vielzahl gar nicht feststellen können". Die Kammer gehe von wöchentlichen Übergriffen zwischen Anfang 2002 und März 2005 aus. Der Angeklagte habe sich über den erklärten Willen seiner Stieftochter hinweggesetzt und eine Reihe von sexuellen Spielarten an ihr ausprobiert. Zudem habe er das Kind der Gefahr einer Schwangerschaft ausgesetzt.

Der Angeklagte hatte Kims heute 38-jährige Mutter im Jahr 2000 über eine Kontaktanzeige kennen gelernt. Weil sie von ihm schwanger wurde, holte er sie von Thailand nach Deutschland. Im Frühjahr 2001 brachte die Asiatin eine Tochter zur Welt. Für Stieftochter Kim übernahm der 63-Jährige die Vaterrolle, nutzte ihr Vertrauen aber schamlos aus.

Aus dem Protokoll von Kims polizeilicher Vernehmung wurde deutlich, wie sich der Stiefvater über ihren Willen hinwegsetzte. Der Kammervorsitzende zitierte mehrfach Sätze wie "Ich möchte das nicht". Ihr Stiefvater habe gedroht: "Wenn du nicht mitmachst, dann schicke ich dich zurück nach Thailand." Das Mädchen schilderte, er habe sie gezwungen, mit ihm einen Pornofilm anzusehen oder Sätze zu sagen wie: "Ich liebe dich. Ich will mit dir schlafen. Ich will dich heiraten."

Der Täter wurde erst entdeckt, als Kims Mutter beim Aufräumen zufällig auf einige Tagebuchseiten stieß. Darin beschrieb ihre Tochter den sexuellen Missbrauch durch ihren Stiefvater. Zudem fanden sich in Umzugskartons einige Briefe des Mannes, in denen er Kim zurechtwies, Moralpredigten hielt und ihr ein schlechtes Gewissen machte. "Du bist eine große Enttäuschung", hieß es da zum Beispiel oder: "Schade, dass du kein Mensch bist. Dein zweiter Vorname heißt Lüge".

Der geständige 63-Jährige ließ durch seinen Verteidiger verlesen, es sei ihm unbegreiflich, wie es zu den schändlichen Taten kommen konnte. Er habe sehr viel Unheil angerichtet und gleichzeitig sein Leben zerstört. "Ich hoffe, dass ich die Gelegenheit bekomme, alles wieder gutzumachen."

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