Niclas Rabel bei der Allgäu-Orient-Rallye Für ein Kamel nach Baku

SANKT AUGUSTIN · Niclas Rabel, Student der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, ist bei der Allgäu-Orient-Rallye mitgefahren. Der 29-Jährige hat viele Erinnerungen mit nach Deutschland gebracht. Im Mittelpunkt der Rallye standen wohltätige Aufgaben und soziale Projekte.

 Das Team mit der Startnummer 86 auf einem Parkplatz vor Baku (von links): Eva Walter, Sascha Bredehorn, Niclas Rabel, Florian Zimmer, Manfred Fischer und Berit Sedlaczek.

Das Team mit der Startnummer 86 auf einem Parkplatz vor Baku (von links): Eva Walter, Sascha Bredehorn, Niclas Rabel, Florian Zimmer, Manfred Fischer und Berit Sedlaczek.

Foto: GA

Es ist Nacht in Aserbaidschan. Auf einem Parkplatz in der Nähe des Zielorts Baku parken die Autos der Allgäu-Orient-Rallye, die drei Wochen Fahrt durch halb Europa hinter sich haben. Viele Fahrer schlafen in den Autos, die Polizei patrouilliert. Doch am nächsten Tag gibt es eine böse Überraschung: Plünderer kommen, und die Autos werden in ihre Einzelteile zerlegt.

Es ist eine von vielen Erinnerungen von Niclas Rabel, die er als Teilnehmer der Rallye mit nach Deutschland genommen hat. Der 29-Jährige, der Technikjournalismus an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin studiert, nahm mit seinem Team "Icke, die 4 Schwaben und der Bremer Stadtmusikant" und der Startnummer 86 zum ersten Mal an der Rallye teil. Über Bulgarien, die Türkei und Georgien ging es nach Baku.

"Bei der Allgäu-Orient-Rallye geht es nicht um Schnelligkeit", erklärt Rabel. Vielmehr geht es darum, auf dem Weg verschiedene Aufgaben zu absolvieren, beispielsweise Gegenstände an bestimmten Orten abzuholen und im Laufe der Rallye zu tauschen. "Sprachlich war das natürlich nicht so einfach, mit Händen und Füßen hat es dann aber immer gut funktioniert", sagt der Student, der in Bonn wohnt.

Im Mittelpunkt der Rallye standen wohltätige Aufgaben und soziale Projekte. "Jedes Fahrzeug brachte ein Musikinstrument zu verschiedenen Musikschulen", erzählt der Rallyefahrer. Auch Werkzeug wurde für eine Berufsschule in Georgien gespendet. 111 Teams, 333 Fahrzeuge, 666 Fahrer - das sind die Zahlen der diesjährigen Allgäu-Orient-Rallye. Von Oberstaufen aus ging es in Richtung Aserbaidschan. Für die Fahrzeuge gab es klare Vorgaben. "Unsere drei Autos durften jeweils nicht mehr als 1111 Euro kosten", so Rabel.

In den drei Wochen ging es vor allem darum, kulturelle Eindrücke zu sammeln. "Ich war richtig froh, als unser erstes Auto vor Istanbul einen Schaden hatte", erinnert sich der 29-Jährige. "Jetzt mussten wir uns mit der türkischen Kultur auseinandersetzen." Viele Türken zeigten sich hilfsbereit, auch die Reparatur war kein Problem, erzählt Rabel. Bis Istanbul war es den Teams freigestellt, welchen Weg sie nahmen. Treffpunkt dort war die blaue Moschee.

"Unsere Rallye war eine richtige Touristenattraktion", sagt der Student. Von Istanbul aus mussten sich die Teilnehmer an eine vorgegebene Route über die georgische Hauptstadt Tiflis bis hin nach Baku halten. Vor allem Georgien hat Rabel beeindruckt: "Hier merkte man richtig den Stolz auf die eigene Unabhängigkeit."

Ein anderes Bild dann in Aserbaidschan. "Das fing schon am Grenzübergang an", so Rabel. Korruption und der militärische Einfluss seien überall zu spüren gewesen. An der Grenze empfingen sie schwer bewaffnete Beamte. "Die waren zwar nett, aber wirkten auch ziemlich einschüchternd." Auch der Chef des Organisationskomitees war nicht gut auf das Zielland zu sprechen.

"Es ist ein Unding, dass wir anstelle des zugesagten schönen Platzes der Republik in Baku die Rallye auf einem wirklich unwirtlichen Platz in der Pampa, 50 Kilometer außerhalb von Baku, beenden mussten", sagte Wilfried Gehr bei der Siegesfeier. Die älteren und von der langen Fahrt gezeichneten Autos sollten das Stadtbild in den Tagen des Eurovision Song Contests nicht verschandeln.

Eigentlich war geplant, dass die Autos in Baku gespendet werden. Nach den Plünderungen war dies nicht mehr möglich. Darum ging es zur Siegerehrung auch mit dem Flugzeug weiter nach Jordanien, dem früheren Zielland der Rallye. In einem Beduinencamp wurden den Teilnehmern Medaillen überreicht und anschließend wurde in einer großen Feier die Rallye offiziell beendet.

Besonders freuen durfte sich das Siegerteam "Chitty Chitty Bang Bang" aus München. Der Preis: ein Kamel. Dieses fand allerdings nicht den Weg nach Deutschland, sondern wurde noch in Jordanien einer Beduinenfamilie gespendet.

Rabel belegte mit seinem Team keinen der drei ausgezeichneten ersten Plätze. Das war ihm aber auch nicht wichtig. "Ich habe in den drei Wochen so viel erlebt wie andere in fünf Urlauben", sagt der Student. Im nächsten Jahr will er erst einmal eine Pause einlegen. "Aber in ein paar Jahren will ich auf jeden Fall noch mal an der Rallye teilnehmen." Vielleicht klappt es ja dann mit dem Kamel.

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