Für Rechte soll Köln zur "toten Stadt" werden

Vor Anti-Islamkongress am Wochenende steigt Nervosität - OB Schramma fordert Bürger auf, Radikalen aus ganz Europa die kalte Schulter zu zeigen

Köln. Geht es nach Oberbürgermeister Fritz Schramma, wenden die Kölner am kommenden Samstag den Teilnehmern des Antiislamkongresses den Rücken zu: "Lassen Sie sie gegen Wände laufen", forderte Schramma am Montag die Bürger auf.

Die Anwohner des Heumarkts, wo die Kundgebung der rechtspopulistischen Gruppe "pro Köln" stattfindet, sollten keine Neugier zeigen, Fenster und Gardinen schließen, den Rechten "eine tote Stadt" präsentieren.

Eine am Montag vorgestellte Plakataktion der Christlich-Muslimischen Friedensinitiative soll den Besuchern des Antiislamkongresses zeigen, dass sie in Köln nicht willkommen sind. 550 in der ganzen Stadt gehängte Poster werben um Toleranz und Respekt zwischen den Religionen.

Ruprecht Polenz, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, sieht in der Veranstaltung den "offensichtlichen Versuch, eine paneuropäische extreme Rechte" zu organisieren. "Pro Köln" wolle einen "Versuchsballon starten", ob das gelingen könne.

Zu den ausländischen Rednern des Kongresses gehören Politiker vom rechten äußeren Rand wie der Vorsitzende der österreichischen FPÖ, Heinz-Christian Strache, aber auch Rechtsradikale wie der Fraktionschef des belgischen "Vlaams Belang", Filip Dewinter, und vor allem Jean-Marie Le Pen, Vorsitzender der französischen "Front National". Die Diskussion um die geplante Kölner Großmoschee diene diesen "Spaltern und Extremisten" als Aufhänger, um für ihre Ziele zu werben. "Pro Köln" selbst bestreitet vehement, rechtsextremes Gedankengut zu vertreten. Die Organisation wird vom NRW-Verfassungsschutz beobachtet.

1 500 Teilnehmer aus ganz Europa erwartet "pro Köln" zu Veranstaltungen am Freitag in Leverkusen und am Samstag in Köln. Zahlreiche Gruppen, Organisationen und Künstler riefen zu Gegendemonstrationen auf, bei denen die Polizei mit zehntausenden Teilnehmern rechnet, darunter auch Linksradikalen.

OB Schramma, der den Bau der Kölner Großmoschee unterstützt, ist selbst Redner einer Gegenkundgebung auf dem Roncalliplatz am Dom. "Wir werden uns mit der ganzen Stadt querstellen", kündigte er an, äußerte zugleich aber Bedenken wegen möglicher Zusammenstöße zwischen Rechts- und Linksextremisten. "Das kommende Wochenende macht uns Sorgen", sagte Schramma.

Die 100 000 in Köln lebenden Muslime werden nach Angabe von Rafet Öztürk von der Türkisch-Islamischen Anstalt für Religion (DITIB) keine eigene Kundgebungen durchführen. Beim Freitagsgebet seien die Muslime allerdings aufgefordert worden, sich an den bereits angemeldeten Gegenveranstaltungen zu beteiligen, erklärte Öztürk.

Der DITIB-Funktionär, dessen Organisation Bauherrin der Großmoschee im Stadtteil Ehrenfeld ist, rechnet auch nicht mit Gewalttätigkeiten zwischen Muslimen und Rechtsradikalen. Den vorgesehenen Bauplatz der Moschee wollen auch die Teilnehmer des Antiislamkongresses besuchen, als Teil einer Stadtrundfahrt durch "verschiedene Kölner Multikulti-Viertel".

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