Fund in Königswinter war Glücksfall für die Kontrolleure

Die Sprossen aus dem Abfall einer Familie tragen den gefährlichen EHEC-Erreger. Der Familienvater, der den entscheidenden Hinweis gab, bleibt zurückgezogen, Interviews lehnt er ab. Seine Frau und seine Tochter sind schwer an den EHEC-Bakterien erkrankt. Doch die Tests gehen weiter.

Fund in Königswinter war Glücksfall für die Kontrolleure
Foto: dpa

Königswinter. (dpa) Die Kontrolleure waren sogar schon einmal da gewesen. Aber die Mitarbeiter des Siegburger Lebensmittelüberwachungsamtes nahmen vor rund drei Wochen - am 27. Mai - aus dem Haushalt in Königswinter nur Tomaten, Gurken und Salat mit.

Zwei Familienmitglieder, Mutter und Tochter, waren an EHEC erkrankt. Zum Abschied gab es eine Bitte an den Hausherrn: "Schmeißen Sie keine Lebensmittel weg! Es kann sein, dass wir noch mehr brauchen."

Wochen später mehren sich Hinweise auf Sprossen als Auslöser der bundesweiten EHEC-Epidemie. Der Familienvater erinnert sich: Er selbst hatte nicht davon gegessen, wohl aber Frau und Tochter. "Es kam die Info aus der Familie, dass noch Sprossen in der Mülltonne liegen", berichtet Dirk Kassel, Sprecher des Rhein-Sieg-Kreises.

"Die Sprossen waren nicht mit dem Restmüll vermischt, sondern in einer separaten Plastiktüte weggeworfen." Ein Glücksfall bei nur 28 Lebensmittelproben, die im Rhein-Sieg-Kreis - mit fast 600 000 Einwohnern einer der bundesweit größten - seit Beginn der EHEC-Krise genommen wurden.

Der Familienvater, der den entscheidenden Hinweis gab, bleibt zurückgezogen, Interviews lehnt er ab. Seine Frau und seine Tochter sind schwer an den EHEC-Bakterien erkrankt und können nicht befragt werden.

Nordrhein-Westfalens Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne) lobt, der Mann habe sehr umsichtig gehandelt. Weil er die Sprossen aus dem Müll holte, gelang der bislang einzige Nachweis des gefährlichen Erregers vom Typ O104 auf Sprossen aus dem Biohof im niedersächsischen Bienenbüttel.

Die Probe aus Königswinter kam wie alle anderen ins 100 Kilometer entfernte Krefeld. Dort untersucht ein sechsköpfiges Expertenteam des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes die Proben aus dem Rheinland. Die sehr aufwendige Prozedur in dem Labor dauert mehr als einen Tag, ehe überhaupt der Giftstoff der EHEC-Bakterien nachgewiesen werden kann. An Pfingsten steht fest, dass die Probe mit Linsen-, Bockshornklee- und Rettichkeimen aus dem Müll ein Treffer ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort