Funken sprühen aus der Erde in Brohl

Bruder Michael Reuter aus Maria Laach gießt eine neue Glocke für die Brohler Pfarrkirche.

Funken sprühen aus der Erde in Brohl
Foto: Gausmann

Brohl. Von der späteren Glocke war am Ende nicht mehr viel zu sehen. Sie war in einer Lehmform eingegraben und dampfte nur noch leicht. Dabei hatten ihr zu Ehren zuvor noch Böllerschüsse die Einwohner Brohls aufgeschreckt und die Gemeinde "Großer Gott wir loben dich" gesungen. Der feierliche Anlass zum Te deum war der Guss einer neuen Glocke für die Brohler Pfarrkirche Sankt Johannes der Täufer.

Und zwar nicht in einer Glockengießerei, sondern im Hof von Schloss Brohleck. Von vielen Neugierigen umringt war Bruder Michael Reuter aus Maria Laach, der mit seiner mobilen Schmiede und zwei Assistenten gekommen war und schon am Morgen die ersten Vorarbeiten für den nachmittäglichen Glockenguss vollzog: das Ausheben des Gusslochs, die Anfertigung einer Gussform und das Erhitzen der Bronze.

Mit Schöpfkellen wurde das flüssige Metall in die Form im Erdloch eingefüllt. Als Funken sprühten und Flammen aus zwei Röhren im Boden loderten, ging ein Raunen durch das Publikum. Besonders die Kinder staunten und durften mit dem Schlegel auch mal die ausgediente Glocke von Sankt Johannes der Täufer anschlagen, die eigens auf den Burghof transportiert worden war und künftig vielleicht neben der Kirche in der Ortsmitte einen festen Platz findet.

Über Nacht musste die Glocke im Erdloch aushärten, Sonntag wurde sie ausgegraben. Die alte Johannesglocke (Stimmung cis') stammte noch aus dem zweiten 1926 gegossenen Geläut der 1891 konsekrierten Pfarrkirche und passte nicht mehr zu deren dritten Geläut aus dem Jahr 1948. Im Zuge der Innen- und Außenrenovierung der Kirche ab 1979 war 1983 festgestellt worden, dass unzulässige Schwingungen des Geläuts die Statik des Glockenturms der Kirche gefährden könnten.

Zwölf Jahre währte das Projekt, das mit der Einrichtung eines Glockenfonds 1999 begann und in diesem Jahr endet. Nachdem durch Spenden und Benefizkonzerte die erforderliche Summe zusammengekommen war, war im Frühjahr zunächst der alte Stahlglockenstuhl durch einen Eichenglockenstuhl ersetzt und dieser um 90 Grad gedreht wurden.

Die neue rund 30 000 Euro teure und 300 Kilogramm schwere Bronzeglocke mit ihrer Stimmung im Grundton f' wird künftig neben den drei Stahlglocken Ave Maria (a'), Sancta Matthia (c') und Johannes (d') hängen.

Sie trägt die Inschrift "Agnus dei qui tollis peccata mundi" auch, weil es in der Kirche eine Darstellung des Johannes gibt, der auf den gekreuzigten Jesus zeigt. Der Pfarrgemeinderatsvorsitzend,e Martin Schnitker, begrüßte die Gäste. Danach sangen die Kindergartenkinder Lieder und der Musikclub Fidelio Brohl spielte auf.

Die Feuerwehr und die Böller Buben sowie die Karnevalisten der Narrenzunft, die für Speisen und Getränke sorgten, schufen den Rahmen für diesen "besonderen Tag der Freude", wie Schnitker fand. "Ich freue mich schon heute auf den Klang der neuen Brohler Glocke, die mit den Klängen der vorhandenen Glocken das Geläutemotiv Salve Regina ergibt."

Grußworte sprachen zudem Landrat Jürgen Pföhler und Pastor Sime Mladen Karlic, der auch auf das kommende Pfarrfest hinwies. Dabei wird am Sonntag, 11. September, um 14 Uhr die neue Glocke begleitet von einer Prozession zur Kirche transportiert und anschließend bei einem Festgottesdienst von Abt Benedikt Müntnich aus Maria Laach geweiht.

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