"Fußball geht auch ökologischer"

In Filmprojekten widmen sich Schüler den Umweltproblemen - Austausch mit Jugendlichen in Armenien ist das Ziel

  Es geht ums Filmemachen:  Monika spielt Gitarre, Christina nimmt auf. Fotos: Wolfgang Henry

Es geht ums Filmemachen: Monika spielt Gitarre, Christina nimmt auf. Fotos: Wolfgang Henry

Bornheim. Eine Webcam passt vierzig Mal in ihre Verpackung. Das haben Schüler des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums herausgefunden, die an einem Filmprojekt der "Foundation for the Preservation of Wildlife and Cultural Assets in the Republic of Armenia" (FPWC) teilnahmen. Drei Tage lang drehten sie in Bornheim Filme zum Thema Umwelt, Natur und Ökologie. Ende des Jahres sollen sie bei einem armenischen Filmfestival vorgeführt werden.

Filmemacherin Barbara Siebert und ihr Kollege Ruben Khachatryan zeigten den 18 Jugendlichen in vier Gruppen, wie man ein Drehbuch schreibt, die Kamera bedient und anschließend die Szenen zusammen schneidet. In Armenien bringen die Mitarbeiter der FPWC Kindern seit 2001 den Umgang mit Video- und Fotokameras bei. Die Beiträge sollen Bewusstsein schaffen und die jungen Menschen zu einem sinnvollen Umgang mit den im Land ohnehin wenig vorhandenen Ressourcen anleiten.

In Deutschland gibt es zwar alles, jedoch gehen die Bürger auch hierzulande häufig unachtsam mit ihrer Umwelt um. Das haben Stefan Weber, Alexander Walenda, Arsalan Aslamyar und Patrick Schmitz festgestellt. Die 17-Jährigen Fußballfans widmeten ihren eineinhalb-minütigen Film ihrem Hobby und suchten nach Möglichkeiten, Fußball ökologischer zu gestalten. Sie selbst stehen als Spieler vor der Kamera, die sich darüber wundern, warum im Stadion schon lange vor Spielbeginn das Flutlicht angeschaltet und der Rasen völlig überwässert wird.

"Anfangs mussten wir Szenen bis zu zehn Mal drehen, bevor sie gut waren", sagt Alexander Walenda. Kein Wunder, denn neben der Totalen sind Schwenks und Over-the-shoulder-Shots mit der Kamera gar nicht so leicht. Dass ein Spieler in den Umkleiden mal das Licht anlässt, könne passieren, sagen die Jungs. "Niemand ist perfekt. Aber der Film sensibilisiert schon etwas", meint Arsalan Aslamyar. Gedanken darüber, wie Fußball künftig noch umweltfreundlicher ablaufen könnte, haben sich die Jungs auch gemacht.

"Der Zuschauerlärm oder die Bewegungen der Spieler könnten in Energie umgewandelt und Regen zur Platzbewässerung aufgefangen werden", erklären sie, während ihnen Ruben Khachatryan das Schnittprogramm am Computer erklärt. Nun gilt es, die besten Szenen auszuwählen und mit Musik zu unterlegen. "Einen Film machen wir komplett fertig, die der anderen Gruppen bearbeiten wir später. Sie werden auf einen Server gestellt, auf den die Schüler ebenfalls Zugriff haben und ihre Werke weiter voranbringen können", so Siebert.

Die 44-jährige Filmemacherin hat ein großes Ziel: " Im nächsten Jahr wird es hoffentlich mittels Reisegeldern möglich sein, eine Art Schüleraustausch zu organisieren, bei dem die Bornheimer Schüler gemeinsam mit den Jugendlichen aus Armenien einen Film drehen können", hofft Siebert.

Im Binnenstaat des Kaukasus prägen Armut, verantwortungsloser Umgang mit Ressourcen und Korruption das Land, in dem die Natur den Menschen das Überleben sichert. Um dem nachhaltig entgegen zu wirken, arbeitet die FPWC mit rund 600 Kindern an Filmprojekten im ganzen Land. Der internationale Austausch sei für armenische Jugendliche etwas ganz Besonderes, sagt Siebert. Bei geschlossenen Grenzen und wenig finanziellen Mitteln sei das Internet oft der einzige Kontakt in die Welt. Das soll sich im nächsten Jahr ändern. Für Stefan Weber steht fest: "Klar würde ich dahin reisen. Ist bestimmt eine tolle Erfahrung."

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