Gambier und Inder treffen sich beim Glühwein

Flaggen, Regenschirme, Konzerte - die Stadt bietet den Konferenzteilnehmern des Wüstengipfels einen herzlichen Empfang

Bonn. "Wir können der Welt zeigen, dass Bonn beides hat: einzigartige Tagungsmöglichkeiten und ein attraktives Rahmenprogramm." Selbstbewusst gibt sich Hans-Helmut Schild, Geschäftsführer der Tourismus & Congress GmbH. Mit ihrem "reichhaltigen Kulturangebot" will sich die Region den mehr als 2 000 Teilnehmern des derzeitigen Wüstengipfels als attraktiver Kongress-Standort präsentieren.

Und auch die Stadt hat sich dieses Mal mächtig ins Zeug gelegt: 120 Flaggen, 250 Plakate, 25 Spannbänder und 70 Abspanner tun das UN-Ereignis im Kongresszentrum Bundeshaus kund. Auf Regenschirmen und T-Shirts wirbt Bonn für sich als "Seat of the UN" - "Sitz der UN". Ein eigens erstelltes Programmheft informiert die Konferenzteilnehmer über das Rahmenprogramm der Stadt und die kulturellen Veranstaltungen in Theatern, Konzerthallen und Museen.

Am Montagabend gab''''s dann ein ganz besonderes Schmankerl für die Gäste aus aller Welt: Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul und Bonns Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann empfingen in der Beethovenhalle zu einem weihnachtlichen Konzert mit anschließendem Buffetempfang auf einem "typisch deutschen Weihnachtsmarkt", aufgebaut im Foyer der Halle. Für die Darbietung von Beethovens Sinfonie Nr. 1 in C-Dur bekam das Orchester der Beethovenhalle unter Leitung von Anthony Bramall großen Applaus. Anschließend ließen sich Angolaner, Inder, Brasilianer oder auch Australier so exotische Speisen und Getränke wie Reibekuchen, Rostbratwürste, Christstollen und Glühwein schmecken.

Und dennoch: Danach befragt, was die Teilnehmer des Gipfels angesichts eines solchen Empfangs und Programms denn schon so alles hier in Bonn am Abend gemacht haben, fallen die Antworten eher dürftig aus. Kino, Theater und Lesungen kommen für viele Teilnehmer schon wegen der Sprachbarriere nicht in Frage. Da hat''''s das Musiktheater leichter.

"Ich fühle mich hier sehr willkommen. Bonn ist sehr schön", sagt ein Delegierter aus Aserbaidschan. Er sei schon zum vierten Mal hier und kenne das Beethovenhaus und das Museum Koenig. Höflich fügt er hinzu: "Ich bin sehr stolz, heute hier in der Beethovenhalle das Konzert besuchen zu dürfen." Ein anderer Delegierter aus Usbekistan meint: "Bonn ist eine nette Stadt, aber halt klein." Das hört man immer wieder: "Wir fühlen uns hier willkommen, das Angebot der Stadt ist nett, aber Bonn ist sehr ruhig", sagt ein Teilnehmer aus Bangladesch: "Vor allem wegen des Wetters sind wir bis jetzt zumeist im Hotel geblieben." Auf eigene Faust unternähmen die wenigsten etwas. Der Abend in der Beethovenhalle sei für viele die erste Gelegenheit, einmal rauszukommen. "Wer geht nach anstrengenden Konferenzen noch ins Museum?", gibt ein Delegierter von den Philippinen zu bedenken. "Wenn man ausgeht, dann will man was erleben." Er habe von vielen Konferenzteilnehmern gehört, dass sie lieber nach Köln führen. Sie wollten international bekannte Sehenswürdigkeiten wie den Dom sehen.

Den Abend in der Beethovenhalle genießen die internationalen Gäste trotzdem. Statt offizieller Konferenzgespräche unterhalten sich die Delegierten über Privates, staunen über die als Weihnachtsmänner verkleideten Mitglieder der Jazz-Band, die durchs Foyer zieht, und lassen sich "Kesselskooche mit Mettwurst" schmecken.

Dazu auch der Kommentar Abend zum Wohlfühlen

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