Gefundenes Fressen

Sie haben gelitten, mehr als zwei Jahre lang: Ehemals geschundene Schafe aus Dortmund lassen es sich jetzt im Siebengebirge gut gehen.

Gefundenes Fressen
Foto: Frank Homann

Siebengebirge. Sie haben gelitten, mehr als zwei Jahre lang: Die Schafe eines Dortmunder Schäfers hungerten; Lämmer erfroren, weil sie im Winter auf der Weide keinen Schutz fanden; oder sie gingen zugrunde, weil die ausgemergelten Muttertiere ihnen nicht genug Milch geben konnten.

240 von 300 Tieren haben die Tortur überlebt. Die Stadt Dortmund hat sie mit Unterstützung des Vereins Europäischer Tier- und Naturschutz (ETN) beschlagnahmt, die Tiere wurden aufgepäppelt, und dank einer Kooperation mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis haben sie eine Heimat gefunden, wie sie idyllischer nicht sein könnte: die Obstwiesen im Siebengebirge.

Für Michael Seel ist die Sache klar: Schafe, in diesem Fall sind das vor allem Heidschnucken und Mischlinge, sind intelligent. "Sie wissen genau, was sie wollen", sagt der 42-jährige Schäfer aus Windeck, den die Biologische Station als Vollzeitschäfer im Siebengebirge eingestellt hat: immer die leckersten Kräuter.

Die genießen die Tiere auf den verschiedenen Wiesen im Siebengebirge, auch auf der Streuobstwiese unterhalb der Löwenburg. Und auch wenn sie noch ein wenig scheu sind, man nähert sich an.

Seel jedenfalls glaubt, den Leitbock ausgemacht zu haben: "Der kontrolliert hin und wieder den verstellbaren Elektrozaun." Der umschließt das jeweilige Gebiet, auf dem die Schafe weiden.

Seit April hat die Biologische Station nun auch eine zweite, 300 Moorschnucken zählende Schafsherde im Einsatz, berichtet Geschäftsführer Dieter Steinwarz. Insgesamt bewirtschaftet die Station im Siebengebirge 45 Hektar Offenland.

Das Ziel ist Landschaftspflege auf natürliche Art. Denn die Streuobstwiesen und das Offenland im Siebengebirge überhaupt würden bald verbuschen und letztlich zu Wald werden, wenn sie nicht gemäht und/oder abgefressen würden.

Gerade Obstwiesen sind jedoch ökologisch wertvoll, erklärt Achim Baumgartner vom BUND. Auf dieser Schnittmenge zwischen Wald und Offenland fühlen sich viele Vögel und Insekten wohl, zum Beispiel das Gartenrotschwänzchen. Und Schafe eben auch.

Schafe und Menschen Durchweg positiv reagieren die meisten Spaziergänger im Siebengebirge auf die weidenden Schafe, berichtet Achim Baumgartner vom BUND NRW. Die Biologische Station im Rhein-Sieg-Kreis informiert Polizei, Ordnungsämter und den Verschönerungsverein für das Siebengebirge stets, wo sich die Herden gerade aufhalten. Sollten Tiere einmal aus ihrer Umzäunung ausbrechen: An den Weidezäunen ist eine Notrufnummer angebracht, die rund um die Uhr erreichbar ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort