Großtiere aus misslichen Situationen befreien Gekonnte Pferderettung

WEILERSWIST-MÜGGENHAUSEN · Pferde aus einer misslichen Lage zu befreien, kann für Feuerwehrleute, Landwirte und Reiter eine gefährliche Angelegenheit sein - und auch das Tier kann durch Fehler weitere Verletzungen davontragen.

In seinem Kursus "Rettung von Pferden" gab der Veterinär Dr. Christoph Peterbauer an der Pferdeklinik Burg Müggenhausen Helfern Tipps für die sichere Durchführung einer Rettungsaktion.

Christoph Peterbauer vereint alles, was man für eine sachgerechte Tierrettung mitbringen muss. Der Veterinär ist Notfalltierarzt, Feuerwehrmann und Tierrettungsspezialist. Nun steht er auf einer Wiese hinter der Müggenhausener Pferdeklinik und gestikuliert mit einem Hirtenstab.

Ein Gerät, das eher unscheinbar aussieht, mit dem man aber Pferde aus so manch unangenehmer Situation befreien kann. "Mit diesem Teil hier kann man nicht nur Schafe fangen, sondern auch in beengten Räumen wie Boxen einen Gurt unter dem Tier durchziehen", erklärt Peterbauer.

Die 16 Seminarteilnehmer, die sich in einem Halbkreis um ihn versammelt haben, spitzen interessiert die Ohren. "Schaut's her, so geht das", sagt der Wiener und demonstriert die einfachen Handgriffe.

In Deutschland und Österreich ist der 45-Jährige der einzige Spezialist, der so ein Seminar mit Wiener Schmäh anbietet. Obwohl das mit dem Wiener Schmäh nicht so ganz stimmt. "Ich arbeite an der Universität Wien, komme aber aus Niederösterreich", sagt er mit einem Augenzwinkern. Seine Firma "Animal Rescue Academy" tourt gerade durch Deutschland, um Pferdebesitzern und Rettungskräften zu zeigen, wie man ein Pferd aus einer Notlage befreit, ohne dass der Vierhufer oder der Zweibeiner zu Schaden kommen.

Müggenhausen ist eine von sechs Stationen im Land der "Piefkes", die Peterbauer ansteuert. Hinter seinem PS-starken Gefährt zieht er dabei auch einen Pferdetransporter über die Autobahnen. Doch lebende Fracht wird darin nicht transportiert. Eher etwas Robusteres.

Was auch deutlich wird, als sich der Mann, der auf seinem schwarzen Ganzkörperanzug "Animal Rescue Instructor" stehen hat, mit voller Wucht auf das vor ihm liegende Pferd schmeißt. Zwar bringt das Tier, das vorher mit einem Trecker aus seinem fahrbaren Stall hinausgezogen wurde, auch seine 200 Kilo auf die Wage, doch besteht es nicht aus Fleisch und Knochen, sondern aus Plastik - es handelt sich um einen Pferdedummy.

Deshalb hört man auch kein Wiehern, obwohl der Mann, geschützt mit einem Brett, auf dem Gaul liegt und gekonnt die Schlaufen um den Plastikkörper legt. "Das machen wir, wenn wir schnell handeln müssen, beispielsweise wenn ein Mensch unter dem Tier begraben ist und keine Zeit vergehen darf", sagt Peterbauer. "Oder der Tierarzt bei der Geburt eines Kalbs ist und länger braucht", ergänzt er und alle lachen. Aber das sei wirklich nur eine Ausnahme.

Die meisten übrigen Handgriffe sind weniger drastisch und sollen die Tiere schützen. Der Mensch müsse immer auch eine Sicherheitszone um das Tier einhalten und vier Grundtechniken beherrschen, um das Pferd zu bewegen.

Der 39-jährige Sascha Reiche schaut interessiert zu. Der Palmersheimer ist in der dortigen Freiwilligen Feuerwehr aktiv: "Das ist echt interessant hier. So ein Kursus macht schon Sinn, da es in unserer Gegend ja immer mehr Pferdehöfe gibt und wohl mit mehr Einsätzen zu rechnen ist." Bisher kämen seine Männer auf bis zu zwei Pferderettungen im Jahr. Es sei außerdem angedacht, dass er selbst später Kameraden in den Pferderettungstechniken ausbilden soll.

Doch nicht nur die Einsatzkräfte, sondern auch viele Tierarzthelfer machen bei der Schulung mit. So wie der 24-jährige Euskirchener Robin Ramscheid, die 27-jährige Müggenhausenerin Christin Rohde und die 27-jährige Heike Holscher, die extra aus Osnabrück angereist ist.

"Bisher haben wir immer auch etwas improvisiert, wenn ein Tier beispielsweise in der Box kollabiert ist. Hier werden wirklich gute Tipps vermittelt, die man in der Ausbildung so nicht beigebracht bekommt", sagt Ramscheid zufrieden und reiht sich hinter seinen Seminarkollegen ein, die nun gemeinsam den Dummy ein paar Meter über die Wiese ziehen sollen. "So macht ihr das gut", sagt der österreichische "Animal Rescue Instructor" und ist zufrieden. Die Aufgabe ist erfüllt, das Pferd gerettet.

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