Aufatmen bei Jecken in der Region Gema verschont den Karneval
SIEGBURG · Jubel bei den Karnevalisten: Nachdem der Bund Deutscher Karneval (BDK) mit der Verwertungsgesellschaft Gema über neue Veranstaltungstarife verhandelt hat, haben sich beide Seiten nun geeinigt, wie sie am Dienstag bekannt gaben.
"Der heute unterzeichnete Gesamtvertrag mildert deutlich die Belastung der künftigen Gema-Vergütungen", begrüßte Volker Wagner, Präsident des BDK, das Ergebnis.
Zuvor hatten die Vereine in der Region massive Einschnitte in das Brauchtum befürchtet. "Das, was die vorhaben, ist utopisch", hatte Günter Krengel, Präsident des Siegburger Karnevalskomitees, gesagt. Dreimal so hohe Gebühren hatte er erwartet. Jetzt wird es nach seiner Einschätzung etwa um ein Drittel teurer für die Karnevalsvereine. "Damit müssen wir jetzt leben", meint er.
Der BDK war einer der ersten Verbände, der mit der Gema eigene Verhandlungen geführt hat. Von der jetzigen Änderung profitieren zwar auch alle anderen Veranstalter, trotzdem sehen Vertreter des Brauchtums und Organisatoren von Stadtfesten das Resultat mit gemischten Gefühlen.
Frank Meys, Vorsitzender des Junggesellenvereins Pleeser Murre aus Niederpleis, nahm die Tarifänderungen mit vorsichtiger Erleichterung auf. "Teurer wird es so oder so, doch jetzt können wir damit besser leben." Trotzdem hat er die Sorge, dass sein Verein am Programm sparen muss. "Das Brauchtum wird mit Sicherheit stark eingeschränkt werden", sagt Meys. Sein Verein sucht deshalb nach eigenen Lösungen. "Bei uns informiert sich jetzt jemand über gemafreie Musik im Internet, auch wenn die aus China und Indien kommt."
Brauchtum made in China? Viele Vereine fürchten jedenfalls hohe finanzielle Mehrbelastungen, wenn die Neuregelung im April 2013 in Kraft tritt. Als einen Tropfen auf den heißen Stein bezeichnete Thomas Kalix, Geschäftsführer des Rheinischen Schützenbundes, die Änderungen. Sein Dachverband verhandelt noch mit der Gema. Beide Seiten wollen sich nicht zu den laufenden Verhandlungen äußern. "Es ist aber nicht abzusehen, dass die Gema da deutlich zurückrudert", so Kalix.
Das bestätigte auch Gema-Sprecher Franco Walther dem GA auf Nachfrage. "Da können schon noch Details geändert werden, aber die große Kuh ist vom Eis", sagte er. Die Gema sei den Vereinen mit der jetzigen Änderung ausreichend entgegengekommen. Über die Angemessenheit der Forderungen entscheide ohnehin nicht die Gema, sondern ein laufendes Schiedsverfahren beim Deutschen Patent- und Markenamt.
Das sieht Denis Waldästl von der SPD Sankt Augustin keineswegs so. Seine Partei fordert einen Sozialtarif, der das Brauchtum wesentlich anders behandelt als kommerzielle Veranstaltungen.
Nach Schätzungen der SPD kommen Mehrbelastungen von bis zu 500 Prozent auf die Vereine zu. Dass sich daran durch die Neuregelung etwas ändert, bezweifelt Waldästl: "Ein Sozialtarif muss deutlich über das hinaus gehen, was die Gema jetzt bietet." Wolfgang Steuer, der für die Tanzschulen mit der Gema verhandelt, spricht mit Blick auf die Änderungen gar von "Schmarrn" und Augenwischerei. "Der BDK spielt uns damit nicht in die Hände, weil er damit unseren Standpunkt unterläuft."