Gewalt gegen Polizisten nimmt zu

57 000 Mal rückten im Jahr 2009 die 250 Beamten im Wach- und Wechseldienst der Kreis-Polizeibehörde in Siegburg aus. 6 300 Mal ging es um Verkehrsunfälle mit Sachschäden, 2 960 Mal um Ruhestörungen, 2 007 Mal um Einbrüche, 1 269 Mal um Randalierer und 1 155 Mal um Fahrerflucht.

  Rollenspiel im Lageraum: (Von links) Andre Bartnick, Hans-Georg Polenz, Landrat Frithjof Kühn, Günter Brodeßer und Burkhard Rick  sitzen da, wo sonst die Einsatzleitung wirbelt.

Rollenspiel im Lageraum: (Von links) Andre Bartnick, Hans-Georg Polenz, Landrat Frithjof Kühn, Günter Brodeßer und Burkhard Rick sitzen da, wo sonst die Einsatzleitung wirbelt.

Foto: Axel Vogel

Rhein-Sieg-Kreis. 57 000 Mal rückten im Jahr 2009 die 250 Beamten im Wach- und Wechseldienst der Kreis-Polizeibehörde in Siegburg aus. 6 300 Mal ging es um Verkehrsunfälle mit Sachschäden, 2 960 Mal um Ruhestörungen, 2 007 Mal um Einbrüche, 1 269 Mal um Randalierer und 1 155 Mal um Fahrerflucht. Die Liste lässt sich noch lange fortsetzen.

"Das sind die Beamten, die unmittelbar dem Bürger gegenübertreten", sagte Landrat Frithjof Kühn, zugleich Chef der Behörde, die für den rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis ohne Bad Honnef und Königswinter zuständig ist, über die Allrounder unter den Beamten. Zum zweiten Mal zog am Freitagnachmittag die dritte Direktion um Leiter Hans-Georg Polenz eine Bilanz des Vorjahres, um es ihren Kollegen gleich zu tun, die auf Verkehrsdelikte oder Kriminalfälle spezialisiert sind ( der GA berichtete).

Kommentar Lesen Sie dazu auch " Prellbock der Gesellschaft"Polenz' Mitarbeiter sind die, die ausrücken, wenn die Rufnummer 110, "die älteste Hotline der Welt", klingelt, so bringt es Polizeidirektor Günter Brodeßer auf den Punkt. Zu ihnen zählen die neuerdings mit Navigationsgeräten ausgestatteten Besatzungen der 30 Streifenwagen, die Kollegen in den fünf Wachen in Siegburg, Sankt Augustin, Troisdorf, Hennef und Eitorf, aber auch die 38 Bezirksbeamten.

24 Stunden rund um die Uhr im Einsatz, als erster am Tatort sein, Streit schlichten, auch bei Bagatellen die Nerven zu behalten, Kühns Aufzählung der Belastungen der Beamten ist lang . Sein Fazit: "Davor habe ich alle Hochachtung." Zumal die hohe Belastung auch die Familien der Polizisten treffe. Und die Beamten selbst treffen auf eine weiter wachsende Gewaltbereitschaft: Seit mehr als zehn Jahren verzeichnet die Kriminalstatistik eine Zunahme des Widerstands gegen die Staatsgewalt.

2009 setzten sich 100 Täter gegen die Beamten zu Wehr, zumeist mit den Fäusten oder mit Fußtritten, in einem Fall sogar mit einer Feuerwaffe. Das sind 30 Fälle mehr als im Vorjahr und somit ein Anstieg um 42 Prozent. Gestiegen sind auch die Fälle häuslicher Gewalt, bei denen die Beamten eingeschritten sind. Die Zahl der Strafanzeigen stieg von 394 Fällen im Jahr 2008 auf 439 im Jahr 2009. 208 Täter mussten die gemeinsame Wohnung für zehn Tage verlassen, darunter nur verschwindend wenige Frauen.

Polenz: "Das kommt in allen gesellschaftlichen Schichten vor." 110 Personen weniger als im Vorjahr landeten 2009 in einer Zelle - und zwar saßen 814 Personen ein. Ende 2009 saß die Kreispolizei auf einem ganzen Waffenarsenal: 522 Schusswaffen und 42 Bajonette, Schwerter oder an James-Bond-Filme erinnernde Schieß-Kugelschreiber hatten deren Besitzer abgeliefert, als zum Jahresende die Waffen-Amnestie auslief.

Das Waffenrecht war nach dem Amoklauf von Winnenden, der sich am Donnerstag jährte, verschärft worden. 16 546 Stunden verbrachten Polizisten damit, durch ihre Anwesenheit Angsträume sicherer zu machen. Wie am Rotter See oder an Haltstellen der Linie 66.

Die Großeinsätze 2009Das herausragende Ereignis im Jahr 2009 war für die Polizei-Einsatzkräfte der versuchte Amoklauf einer Schülerin am 11. Mai im Albert-Einstein-Gymnasium in Sankt Augustin. Zu den Großeinsätzen zählten aber auch die Rechtsradikalen-Demo am 13. Mai in Windeck und die Durchsuchung von Camp Altenrat am 30. November nach zwei in Aachen entflohenen Sträflingen. In besonderer Erinnerung haben die Beamten aber auch den Bankraub in Ruppichteroth am 20. August, bei dem der Täter einen ihrer Kollegen angeschossen und schwer verletzt hatte, bevor er sich selbst richtete.

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