Großalarm beim privaten Rettungsdienst aus Rheinbreitbach

Wolfgang Niethammer muss voraussichtlich aufgeben - "Die Banken machen nicht mehr mit" - Massive Vorwürfe gegen das Rote Kreuz

  Einsatz in Bruchhausen:  Der Rettungsdienst Niethammer ist schnell zur Stelle. In Zukunft wird wohl wieder das DRK aus Linz anrücken.

Einsatz in Bruchhausen: Der Rettungsdienst Niethammer ist schnell zur Stelle. In Zukunft wird wohl wieder das DRK aus Linz anrücken.

Foto: Homann

Unkel. "Die Banken machen mir die Konten dicht. Ich bin mit meinem privaten Rettungsdienst am Ende." - Wolfgang Niethammer sprach am Freitagmorgen gegenüber dem General-Anzeiger die Hiobsbotschaft für die Verbandsgemeinde Unkel aus. Nach drei Jahren wird der 52-Jährige nun seinen Rettungswagen voraussichtlich verkaufen und zwölf Rettungssanitäter, von denen allerdings einige Teilzeit beschäftigt sind, entlassen.

Bereits vor Monaten hatte Niethammer sich von einem Krankenwagen getrennt, nachdem er nicht die für eine Rentabilität notwendigen Fahrten zugewiesen bekommen hat. Niethammers Vorwurf richtet sich in erster Linie gegen das Deutsche Rote Kreuz, das so etwas wie eine Monopolstellung in Sachen Krankentransport und Rettungsfahrten innehat. "Man hat mich ausbluten lassen", so Niethammer. Mit Ohnmacht habe er sich nun der Macht des "Konzerns" beugen müssen.

Der Streit zwischen dem DRK und dem Rheinbreitbacher Unternehmer dauert seit Jahren an ( der GA berichtete). Immerhin ist der Transport von Kranken oder Verunglückten ein äußerst lukratives Geschäft. Vor Gericht musste sich Niethammer in einem langwierigen Verfahren zunächst das Recht erstreiten, im Revier des Roten Kreuz angeln zu dürfen.

"Die Genehmigung für einen Rettungstransport- sowie einen Krankenwagen habe ich aufgrund der damals unzumutbaren Zustände in der Verbandsgemeinde Unkel eingeklagt. Die Eintreffzeiten der DRK-Rettungswagen aus Linz waren erwiesenermaßen viel zu lang. Der Gipfel war, dass der Rettungswagen aus Bad Honnef oder Königswinter nicht nach Rheinbreitbach oder Unkel fahren durfte, weil die Landesgrenze nicht überschritten werden durfte", ruft Wolfgang Niethammer in Erinnerung.

Todesfälle seien zu beklagen gewesen, weil der Rettungswagen aus Linz zu spät eingetroffen sei. Niethammer: "Das Gericht sprach mir die Genehmigung nach Überprüfung der Eintreffzeiten des DRK zu." Mit seinem dann beschafften Rettungsfahrzeug wurde der Rheinbreitbacher an die Leitstelle Montabaur angeschlossen. Außerdem: "Mir wurde ein festgelegtes Einsatzgebiet zugesprochen."

Es kam aber anders. Von Anfang an, so Niethammer, verweigerten ihm die Krankenkassen die gleichen Entgelte, wie das DRK sie für Einsatzfahrten erhält. Der Geschäftsführer des DRK, der an der Leitstelle in Montabaur die Einsätze der Rettungsfahrzeuge koordiniert, habe die Verweigerung jeglicher Zusammenarbeit mitgeteilt. Was dieser übrigens stets bestritten hat.

"Von Anfang an waren die uns übertragenen Einsätze unzureichend, um die Wache zu unterhalten", beanstandet Niethammer. Auch bei den Krankentransporten haperte es. "Die Krankenhäuser durften uns nicht anrufen, weil sie sonst Nachteile durch das Rote Kreuz befürchteten", behauptet Niethammer. Immerhin: DRK-Präsident im Kreis Neuwied ist kein geringerer als Landrat Rainer Kaul (SPD), der zudem auch noch Vize-Chef des Roten Kreuz auf Landesebene ist.

"Mir wurde unter vorgehaltener Hand gesagt, dass man im Krankenhaus auf Zuschüsse angewiesen ist, die nicht mehr fließen würden, wenn man uns Aufträge gibt", schrieb Wolfgang Niethammer am 12. November als Hilferuf in einem Brief an Landesinnenminister Walter Zuber. Ein ungeheuerlicher Vorwurf, der bislang völlig unkommentiert geblieben ist. Auch die Fraktionen im rheinland-pfälzischen Landtag wurden angeschrieben. Lediglich von den Grünen, so ein enttäuschter Wolfgang Niethammer, habe er bislang eine Antwort erhalten: Und das war nur eine Eingangsbestätigung.

Eingeschaltet wurde auch die Kommunalpolitik, da ihr ein reibungslos funktionierendes Rettungswesen in der Verbandsgemeinde Unkel eigentlich am Herzen liegen müsste. Außer vielen Gesprächen sei nichts gewesen, so Niethammer, der ernüchtert feststellt: "Es hat sich überhaupt nichts getan." 27 Einsätze habe er im Oktober gefahren, 35 im November: Zuwenig, um überleben zu können. Das DRK teilt indes ganz andere Zahlen mit: "Im Schnitt liegt die Firma Niethammer bei etwa 50 Einsätzen im Monat." Der Rheinbreitbacher kann da nur ungläubig den Kopf schütteln.

Wie dem auch sei. Leittragende werden die Bewohner der Verbandsgemeinde Unkel sein. Wenn Niethammer schließt, dann "dürfen" in Not geratene Menschen darauf warten, dass der Rettungswagen des Roten Kreuz aus Linz kommt. So ganz will der 52-Jährige indes die Hoffnung nicht aufgeben: "Vielleicht geschieht ja noch ein Wunder."

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