Großeinsatz nach Amok-Verdacht

Sankt Augustin · Ein Zwölfjähriger beobachtet Verdächtigen in der Hauptschule. Hunderte Polizeikräfte sichern und durchsuchen das Gebäude.

Die Erleichterung ist greifbar. Nach Stunden der Ungewissheit und des Bangens schließen Eltern Dienstag kurz vor 15 Uhr ihre Kinder vor dem Schulzentrum Niederpleis unversehrt in die Arme. Eine halbe Stunde später die endgültige Entwarnung: Der Verdacht eines Amoklaufs, der seit dem Mittag über dem Schulkomplex schwebt, hat sich nicht bestätigt.

Hunderte Polizisten haben die Realschule sowie die benachbarte Hauptschule und das Albert-Einstein-Gymnasium (AEG) gesichert und durchsucht. Keine Spur von einem Bewaffneten, den ein Schüler gesehen haben will und gemeldet hat.

Es ist kurz vor Schulschluss, als der Alarm bei der Polizei eingeht. "Ein Zwölfjähriger hatte im Schulgebäude eine verdächtige Person gesehen, die da nicht hingehörte, und das im Sekretariat gemeldet", erklärt Polizeisprecher Burkhard Rick. Der Notfallplan der Schule greift, die Schulleitung alarmiert die Polizei, die mit einem Großaufgebot ausrückt.

Derweil verschanzen die Schüler sich in ihren Klassenzimmern. Rick spricht von einer Gefahren-, nicht von einer Amoklage und betont: "Das Alarmsystem hat funktioniert."

Eine Nachricht, die besorgte Eltern beruhigen würde. Doch bis zu ihnen dringt sie nicht vor. "Ich weiß gar nichts", sagt ein Vater. Per SMS hat seine Tochter ihn über den Alarm informiert. Seither sitzt die 14-Jährige in ihrer Klasse fest. Erinnerungen an den Amoklauf am AEG im Mai vor zwei Jahren werden wach.

"Schon damals war meine Tochter betroffen." Wieder blicken Schüler aus den Fenstern, Eltern, Schüler und Lehrer warten hinter Absperrungen. Besorgt, erschüttert, verängstigt beobachten sie, wie ein Spezialeinsatzkommando nach dem anderen anrückt.

"Kurz nach 13 Uhr kam eine Durchsage, dass ein 20 bis 30 Jahre alter, bewaffneter Mann sich in der Schule verschanzt hat", sagt Hanna. Darauf habe sie mit ihren Mitschülern die Klassentüren abgeschlossen und ruhig abgewartet, bis die Entwarnung kam.

Über dem Gebäude kreist ein Hubschrauber. Neben der Polizei sind auch Rettungskräfte und Notfallseelsorger vor Ort. Spezialeinsatzkräfte sichern das Gebäude, durchsuchen es vom Keller bis unters Dach. Sukzessive bringen sie Schüler ins Freie. Um 15.30 Uhr entspannt sich die Lage: Es wird keine verdächtige Person gefunden.

Der Einsatz endet. Für die Schüler indes dürfte die Aufregung damit nicht vorbei sein. Mitarbeiter des schulpsychologischen Dienstes und der Erziehungsberatung helfen ihnen ab sofort bei der Verarbeitung des Erlebten, so Schulleiterin Anne Marie Wähner auf der AEG-Internetseite. Dort ist auch zu erfahren, dass der Unterricht heute nach Plan laufen soll.

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