Grüne kämpfen weiter für Kandidaten ihres Vertrauens

SPD und FDP schließen Parallelverfahren zur Suche nach dem Nachfolger des Bonner Stadtbaurats Trommer nicht aus

Bonn. Äußerst wortkarg gibt sich zurzeit die Fraktionsspitze der Grünen, wenn sie auf die Suche des Nachfolgers für Stadtbaurat Sigurd Trommer angesprochen wird. Wie berichtet, muss der 62-Jährige Ende September, nach Ablauf seiner achtjährigen Wahlzeit, seinen Stuhl räumen.

Das Vorschlagsrecht für die Nachbesetzung haben die Grünen, die bislang nicht im Verwaltungsvorstand vertreten sind. Strittig in der Ampel-Koalition ist die Frage, wie der Kandidat gefunden werden soll. Die Grünen pochen auf eine reguläre öffentliche Ausschreibung.

Sie wollen aber nicht, dass diese Ausschreibung über einen Personalberater, einen so genannten Headhunter läuft, wie von der OB, SPD und FDP gefordert. Dies hätte zur Folge, so die Grünen, dass von vornherein nur einer begrenzten Zahl von Kandidaten hinter verschlossenen Türen die Möglichkeit zur Bewerbung gegeben werde.

"Wir hoffen, dass wir diese Woche eine Lösung finden", war am Dienstag alles, was Fraktionsgeschäftsführer Tom Schmidt dem GA dazu sagen wollte. "Kein Kommentar", hieß es außerdem auf die Frage, ob seine Fraktion nicht längst einen Kandidaten in der Hinterhand habe, wie aus dem Stadthaus kolportiert wird.

Für FDP-Fraktionschef Werner Hümmrich hingegen ist die Sorge der Grünen unverständlich: "Wir werden auf jeden Fall, wie versprochen, das Vorschlagsrecht der Grünen respektieren." Aber es gehe darum, nicht den besten Grünen zu finden, sondern den besten Kandidaten für das Amt. Er könne sich deshalb vorstellen, dass man beide Verfahren parallel laufen lässt. Ein Verfahren, dem auch SPD-Ratsfraktionschef Wilfried Klein nicht abgeneigt ist und das auch die OB laut ihrem Sprecher beschreiten will.

Hümmrich verweist in dem Zusammenhang auf das Verfahren zur Besetzung des Kulturdezernentenposten: "Die öffentliche Ausschreibung damals hatte doch so gut wie nichts gebracht." Man habe sich selbst auf die Suche begeben müssen und dann erst Ludwig Krapf gefunden. "Das Headhunter-Verfahren ist heutzutage einfach zeitgemäßer und verspricht auch größere Erfolge."

Jüngstes Beispiel: Friedhelm Naujoks. Die Firma Kienbaum hatte den heutigen Geschäftsführer des Städtischen Gebäudemanagements unter 80 Bewerbern mit großem Abstand auf Platz 1 der Vorschlagsliste gesetzt. Auch bei der Tourismus- & Congress GmbH, bei den Stadtwerken und der ehemaligen Strukturförderungsgesellschaft hat die Stadt nach eigenen Angaben Headhunter eingesetzt.

Stichwort: Headhunter

Als Personalvermittler oder Personalberater (Headhunter: Kopfjäger) wird bezeichnet, wer gewerbsmäßig offene Stellenangebote akquiriert, ein Besetzungsbild anfertigt, dieses mit vorhandenen Bewerbern abgleicht und dann versucht, Anbieter und Nachfrager zu einem Vertragsabschluss für ein Beschäftigungsverhältnis zu führen.

In der Regel bezahlt der Arbeitgeber diese Dienstleistung. In Deutschland ist die Personalvermittlung für alle Berufsgruppen seit 1994 möglich. Zuvor gab es Ausnahmeregelungen unter anderem für Führungskräfte.

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