Grünen-Sprecher Bliss: Gesamtschule ist für Remagen das einzig Machbare

REMAGEN · Seit Jahren fordern die Grünen eine Gesamtschule für Remagen. Und seit Jahren lehnt die von der CDU angeführte Mehrheit des Rates dieses Ansinnen ab. Nun die Kehrtwende.

 Im Hauptausschuss ist die erste Hürde genommen. Die Stadt soll eine Elternbefragung in Sachen Gesamtschule durchführen.

Im Hauptausschuss ist die erste Hürde genommen. Die Stadt soll eine Elternbefragung in Sachen Gesamtschule durchführen.

Foto: Wolfgang Henry

In Abstimmung mit dem Lehrerkollegium der vorhandenen Realschule schlug Bürgermeister Herbert Georgi (CDU) die Einrichtung einer Integrierten Gesamtschule (IGS) vor. "Ich bin keineswegs überrascht über diese 180 Grad-Wende", so der Fraktionschef der Grünen, Frank Bliss. Die CDU richte sich eben nun nach "der Kraft des Faktischen und orientiere sich endlich alleine an dem, was machbar ist".

Vor einem Jahr war Julia Klöckner, Landesvorsitzende der CDU, für einen "Politikwechsel" als Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl angetreten. Insbesondere in der Schul- und Bildungspolitik sei vieles im Argen, befand sie beim damaligen Neujahrsempfang der CDU in Bad Breisig. Es gehe darum, dass Kinder und Jugendliche einen "Rucksack gepackt bekommen", der sie fit mache für die Bewältigung der Zukunft. Das sei jedoch derzeit nicht der Fall.

Zu viel Unterricht falle aus, das Niveau der Schüler und Auszubildenden sinke. "Wir sind gleichwertig, aber nicht uniform", sagte Klöckner, die einer "Einheitsschule" eine klare Absage erteilte. Kinder und Schulen seien keine Experimentierobjekte und Experimentierfelder. Gesamtschulen seien mit ihr als Regierungschefin nicht zu machen: "Darauf gebe ich Ihnen die Klöckner-Garantie."

Ministerpräsidentin ist Klöckner nicht geworden und das Garantieversprechen ist somit abgelaufen. Auf GA-Anfrage beim Remagener CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Walter Köbbing erklärte dieser, er wolle keine Stellungnahme abgeben.

Überraschendes Anliegen

Anders CDU-Kreisvorsitzender Horst Gies: "Da es keine andere Chance gibt und es Wille der Lehrer ist, zudem auch noch der Wille der Eltern abgefragt wird, wollen wir uns einer Gesamtschule nicht verschließen, wenn die Elternbefragung ergeben sollte, dass dieser Schultyp gewollt wird." Es mache keinen Sinn, sich gegen den Willen von Eltern, Lehrern und Kommune zu positionieren, so der Landtagsabgeordnete. Im Kreisvorstand besprochen sei das überraschende Anliegen aus Remagen jedoch noch nicht.

Grünen-Sprecher Frank Bliss verweist derweil auf den von externen Gutachtern gefertigten Schulentwicklungsplan für den Kreis Ahrweiler, in dem die Einrichtung einer Gesamtschule als wünschenswert erachtet wird. "Um überhaupt eine Oberstufe nach Remagen zu bekommen, ist das der einzige Weg", so Bliss. Einen Antrag auf Einrichtung einer Fachoberschule hatte die rot-grüne Landesregierung bereits abgelehnt. Nun bleibe nur noch die Gesamtschule.

Käme die zustande, so hätte dies Auswirkungen auf die Trägerschaft. Nicht mehr die Stadt, sondern der Kreis wäre dann finanziell für diese weiterführende Schule mit Sekundarstufe II zuständig. Die Überlegung, die CDU-Kehrtwende in Sachen bildungspolitischer Überzeugung könne im denkbaren Trägerwechsel begründet sein und könne pekuniäre Gründe haben, teilt Bliss nicht: "Die CDU stellt aus diesen finanziellen Gründen kein schulpolitisches Chaos an."

Vielmehr sei es so, dass die Remagener Kommunalpolitiker erst jetzt ihre Hausaufgaben gemacht und erst jetzt die Akten, sprich den Schulentwicklungsplan, gelesen hätten.

Landrat Jürgen Pföhler will zunächst das weitere Remagener Vorgehen abwarten. Danach würde dann eine entsprechende Debatte im Kreistag erfolgen.

Das weitere Vorgehen

Der Rat der Stadt Remagen hat nun zu entscheiden, ob eine Elternbefragung durchgeführt wird. Sprechen sich nach durchgeführter Befragung genügend Eltern für die Einrichtung einer Gesamtschule aus, so muss der Stadtrat erneut tagen und einen entsprechenden Beschluss über die Beantragung einer Gesamtschule stellen.

Dieser Antrag wird an die Kreisverwaltung Ahrweiler geleitet. Der Kreistag hat über ihn zu befinden. Er kann ihn ablehnen oder aber befürwortend nach Mainz weiterleiten. Im Schulministerium fällt dann die Entscheidung, ob Remagen eine Gesamtschule bekommt.

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