Grüner Efeu und Glyzinie putzen das Haus

Preise für die beiden Teilnehmer der Siegburger Ausschreibung - CDU wehrt sich gegen Vorwürfe der Grünen

Grüner Efeu und Glyzinie putzen das Haus
Foto: Axel Vogel

Siegburg. An der Fassadenbegrünung in den Innenstädten scheiden sich mitunter die Geister: für die einen sind Efeu, Winterjasmin und Clematis unerwünschtes Grünzeug, sie machen viel Arbeit, ruinieren das Mauerwerk und locken Ungeziefer an. Für andere bringen grünen Kletter- und Rankkünstler dagegen willkommene Farbe ins triste Grau der Städte. Dafür gibt''''s in Siegburg sogar Geld. Die Stadt hat wie berichtet einen Wettbewerb ausgelobt. Am Montag war Preisverleihung.

Sache von Überzeugung und Philosophie sind Efeu & Co. an der Häuserwand auch für Heinz und Sigrid Hümmeler. Beide heimsten für ihr grün umranktes Kleinod im Siegburger Norden den ersten Preis und 1 000 Mark ein. Das Haus des Ehepaars in der Albert-Schweitzer-Straße wird von gleich neun verschiedenen Sorten Rankpflanzen bewachsen - von zartem Spindelstrauch, auch Pfaffenhütchen genannt, bis zur rasch wachsenden Glyzinie.

Freilich bedeutet das liebgewordene Gärtnerhobby, dem beide seit rund 20 Jahren nachgehen, auch viel Arbeit. Fast alle Ranksorten wollen mit Bedacht beschnitten sein, sonst könnte es fürs Dach gefährlich werden, sagte Sigrid Hümmeler. Doch wer gewisse Regeln beachte, werde viel Freude haben am üppig sprießenden Stück Natur. Das Klima im Garten sei besser - vor allem im Sommer. Zudem freut sich das Ehepaar über jede Menge zusätzlicher Insekten und Vögel. Auch die befürchtete Spinnen-Plage blieb aus.

Dass natürlich Wachsendes an der Fassade das Mikroklima verbessert, findet auch Monika Helm, Zweitplatzierte im Wettbewerb. Seit 1997 ranken von einem Fachbetrieb angelegte Efeustränge an den Fassaden ihres Hauses Am Markt 35 empor. Drei Meter hoch sind die ausbreitungswütigen Kletterkünstler bislang schon gekommen und geben den grün umrankten Schaufenstern im Erdgeschoss eine ganz besondere Note. Dafür gab''''s nicht nur viel Lob für Helm von den entzückten Kirchgängern aus der benachbarten Kirche Sankt Servatius. Die Stadt honorierte ihre Arbeit mit dem zweiten Preis und 500 Mark. Mit dem Fassadenbewuchs sei es längst nicht getan, sagt die Siegburgerin: "Ich kann ohne Grün einfach nicht leben."

Die Auszeichnungen fürs besonders schöne Grün am Haus nahmen die beiden Preisträgerinnen - es waren auch die beiden einzigen Teilnehmer - im Rathaus entgegen. Bürgermeister Rolf Krieger überreichte die Prämien des dritten Wettbewerbs "Fassadenbegrünung". Er hatte sich zuletzt harsche Kritik gefallen lassen müssen. Wie am Samstag berichtet, hatte Astrid Thiel moniert, die Stadt habe auf die Ausschreibung nicht ausreichend aufmerksam gemacht. Die Vorwürfe der Sprecherin der grünen Ratsfraktion wolle er "an so einem schönen Tag nicht kommentieren", sagte Krieger. "Negative Stimmen" gebe es immer. Der CDU-Fraktionschef fand deutlichere Worte: "Wenn denn tatsächlich die schwache Resonanz auf schlechte Werbung und geringes Engagement der Verwaltung zurückzuführen ist, dann trägt Astrid Thiel in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende des Umweltausschusses ein gehöriges Maß an Mitschuld."

Ob genug Werbung oder nicht - laut Krieger ist das einerlei, gehöre doch der Großteil der Siegburger zu den stillen Befürwortern der Aktion: "Die Idee setzt sich durch." Er warte jetzt auf die "öffentliche Auseinandersetzung mit dem Wettbewerb". Das Nachdenken über die "Lebensgemeinschaft zwischen Mensch und Pflanze" lohne sich allemal.

Wie das noch besser gehen könnte, probiert Sigrid Hümmeler. Sie will mit Pflanzen Wände gegen Graffiti-Sprayer schützen. Ein Objekt liegt der Preisträgerin besonders am Herzen: die übel zugerichtete Nepomuk-Kapelle auf dem Friedhof an der Johannesstraße. Doch mehrere Versuche, Efeu hochzuziehen, scheiterten: "Jugendliche haben die Pflanzen x-Mal wieder heruntergerissen."

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