Defekte Kerosinleitung der Shell-Raffinerie Grund für Korrosion in Wesseling gefunden

WESSELING · Fünf Monate, nachdem das Leck in einer Kerosinleitung der Rheinland Raffinerie in Wesseling entdeckt worden ist, hat der Gutachter nun eine vorläufige Einschätzung zur Ursache des Lecks abgegeben. Wie erst jetzt bekannt wurde, kreuzt eine Wasserleitung die beschädigte Kerosinleitung in der Nähe des Lecks.

Sie ist, wie auch die Kerosinleitung, mit einem Rostschutz versehen. Eine Wechselwirkung der beiden Schutzsysteme ist dem Gutachter zufolge vermutlich der Grund für das Leck.

"Die Wasserleitung ist mit einem lokalen Korrosionsschutz (LKS) ausgestattet", erläutert Shell-Sprecher Constantin von Hoensbroech. Der sei stärker und umfassender als der kathodische Korrosionsschutz (KKS), der die Kerosinleitung schützt. Hier könne es zu einer Wechselwirkung (einer sogenannten Streustromeinwirkung) gekommen sein, die das Leck verursacht hat.

Warum beim Verlegen der Leitungen nicht berücksichtigt wurde, dass die Schutzsysteme der beiden Leitungen interagieren könnten, sei "Gegenstand der gutachterlichen Untersuchungen", so von Hoensbroech. Bereits bekannt ist, dass die Isolierung der Pipeline schon vorher beschädigt war und der Rostschutz an genau dieser Stelle ausfiel. Wie diese beiden Schäden in Zusammenhang stehen, ist noch nicht bekannt.

Mehr als eine Million Liter Kerosin waren durch das fünf Millimeter große Loch ausgetreten, das vier Wochen lang unentdeckt geblieben war (Chronologie siehe Infokasten). Das Ausmaß des Störfalls wurde erst fast vier Monate nach Auftreten des Lecks bekannt, nachdem Shell die Stelle um das Leck freigelegt und untersucht hatte. Daraufhin hatte Shell die rund 800 Meter lange Leitung an vier weiteren Stellen aufgegraben, um sie dort zu untersuchen.

Inzwischen liegen dazu Ergebnisse vor. Die Untersuchungen ergaben, dass auch an anderen Stellen der Leitung die äußere Isolation beschädigt war. Der Rostschutz war dort aber intakt. Die Rheinland Raffinerie von Shell untersucht die Leitung nun an neun weiteren Stellen. So soll herausgefunden werden, ob ein Leck auch noch an weiteren Stellen entstehen könnte, so dass weitere Maßnahmen zur Verhinderung künftiger Leckagen nötig wären.

Zudem ist die Firma weiterhin mit dem in Boden und Grundwasser gelangten Kerosin beschäftigt. Die Bezirksregierung hatte Shell dazu verpflichtet, einen Brunnen zu bauen, über den auf dem Grundwasser schwimmendes Kerosin abgeschöpft werden kann. Der soll am 27. Juli den Betrieb aufnehmen.

Chronologie der Ereignisse

Anfang Februar Der schleichende Kerosinverlust in einer unterirdischen Leitung der Wesselinger Raffinerie von Shell beginnt. Wegen Frost und weil das System erst ab 5000 Litern pro Stunde Alarm schlägt, wird der Verlust nicht erkannt.

25. Februar Der Verlust fällt auf, Shell stellt die Kerosinleitung ab.

2. März Das Leck ist lokalisiert. Es befindet sich an der Waldstraße in Wesseling. Die Stelle wird freigelegt.

6. März Shell teilt mit, dass durch das ausgelaufene Kerosin Boden verunreinigt wurde. Die ausgetretene Menge bleibt weiter unbekannt.

31. Mai Erst jetzt wird klar: Mehr als eine Million Liter Kerosin sind auf einem Gebiet von 120 Quadratmetern ausgelaufen.

1. Juni Erst auf Nachfrage bei Shell kommt heraus, dass Kerosin ins Grundwasser gelangt ist.

6. Juni Der BUND erwägt, Strafanzeige gegen Shell zu stellen.

15. Juni Die Bezirksregierung Köln erlässt eine Ordnungsverfügung gegen Shell. Die Firma wird dazu verpflichtet, Brunnen zu errichten, um das verunreinigte Grundwasser mittels Pumpen aufzufangen und zu reinigen.

27. Juni Eine defekte Isolation und ausgefallener Rostschutz sind wohl für das Leck verantwortlich. Warum der Rostschutz ausfiel, ist unklar.

12. Juli Es wird klar, warum der Rostschutz ausfallen konnte. Die Leitung wird weiter untersucht.

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