Grundschüler stoppen Autos mit Polizeikelle

Kinder und Beamte der Kreispolizeibehörde kontrollieren vor Grundschulen in Hangelar Anschnallpflicht

Grundschüler stoppen Autos mit Polizeikelle
Foto: Eisner

Sankt Augustin. Es war eisigkalt und noch recht dunkel. Polizisten und Schüler der katholischen und evangelischen Grundschule Hangelar gingen am Montagmorgen gegen 8 Uhr im Wortsinn auf die Straße. Gemeinsam mit den Kindern führten die Ordnungshüter eine Verkehrskontrolle in Hangelar durch.

Der Grund: Im Rhein-Sieg-Kreis zogen sich im vergangenen Jahr zwölf Kinder mehr als 2005 bei Unfällen als Mitfahrer Verletzungen zu. Und das nur, weil die Eltern ihren Nachwuchs im Auto nicht angeschnallt hatten. Mit einer gezielten Kontrolle entlang der Graf-Zeppelin- und Dornierstraße wollten die Beamten und Schüler bei den Eltern das Bewusstsein für diese Problematik schärfen.

"Ich fahre keinen Meter, wenn meine Tochter nicht angeschnallt ist", sagte Gollnar Motaharipour. Die Mutter der dreieinhalbjährigen Roxane erwies sich als vorbildlich, als sie Polizisten und Schüler auf dem Weg zum Kindergarten Sankt Anna an der Graf-Zeppelin-Straße stoppten. "Roxane mag den Gurt eigentlich nicht, aber Sicherheit geht vor", sagte die Mutter.

Das Töchterchen saß noch etwas müde und dick eingepackt, aber angeschnallt auf der Rückbank. Polizist Karl-Hans Palm überreichte Roxane "Gordan, das Gürteltier". Die kleine Gummifigur mahnt zur Gurtpflicht und kann als Anschnallerinnerung am Sicherheitsgurt befestigt werden. Die Mutter freute sich über eine Informationsbroschüre zum Thema "Sicherheit von Kindern in Fahrzeugen".

Auch der Chef der Kreispolizeibehörde, Landrat Frithjof Kühn, kontrollierte mit und überreichte einer Autofahrerin die Figur. Besonders die Schüler der beiden Hangelarer Grundschulen hatten Spaß an der Aktion. Die siebenjährige Ann-Sophie durfte sogar unter Aufsicht der Beamten mit der Polizeikelle Verkehrsteilnehmer anhalten. Die Kinder hatten im Unterricht aus Pappe fröhliche und traurige "Smileys" gebastelt, die sie an Mütter, Väter und Kinder in den Autos verteilten.

Am Montagmorgen erhielten die Autofahrer allerdings nur lächelnde Papp-Gesichter und keine mit hängenden Mundwinkeln. Die kontrollierten Verkehrsteilnehmer boten keinen Anlass zur Rüge. Sie fuhren alle sehr langsam und umsichtig durch die Straßen, an denen neben dem Kindergarten Sankt Anna auch die beiden Grundschulen stehen. Außerdem hatten Mütter und Väter ihre Kinder vorschriftsmäßig angeschnallt. "Ich finde es schon wichtig, dass Eltern auf die Sicherheit ihrer Kinder achten", sagte eine Autofahrerin.

"Besonders bei Regen bringen natürlich viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule", sagte Maria Ten Winkel, Leiterin der katholischen Grundschule Hangelar. Das Bewusstsein ihrer Schüler für die Anschnallpflicht im Auto sei allerdings geschärft.

Trotz allgemein rückläufiger Tendenz verunglückten 2005 im Kreis 37 Kinder als Mitfahrer, 2006 waren es laut Polizei sogar 49 Kinder. "Ungesicherte Kinder tragen gegenüber gesicherten Kindern ein sieben Mal höheres Risiko bei Unfällen", sagte Kreispolizeisprecher Burkhard Rick.

Bundesweit würden laut Rick mehr Kinder im Auto verletzt, als Kinder, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind. Ein Problem seien auch falsche, oder falsch benutzte Kindersitze, die den Kleinen bei Unfällen keinerlei Schutz bieten. "Deshalb müssen wir mit solchen Aktionen verstärkt auf das Thema aufmerksam machen", sagte Rick.

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