Gutachter bescheinigt extreme Arsenbelastung

Der Boden an der Beueler Real- und Gartenschule wird ausgetauscht - Arbeiten beginnen in der kommenden Woche - Umweltmediziner: Vergiftung unwahrscheinlich

  Bis zu anderthalb Metern Tiefe  wird die Erde an der Böschung abgetragen und erneuert. Die extreme Arsenbelastung überraschte sogar die Gutachter.

Bis zu anderthalb Metern Tiefe wird die Erde an der Böschung abgetragen und erneuert. Die extreme Arsenbelastung überraschte sogar die Gutachter.

Foto: Frommann

Bonn-Beuel. "In keinem der Labors, mit denen ich Rücksprache gehalten habe, hat man je so hohe Arsenwerte im Boden gefunden." Gutachter Claus Mayat spricht von den Bodenproben, die auf dem Gelände der Beueler Realschule genommen wurden. "Um die Proben überhaupt untersuchen zu können, mussten sie sogar nochmals verdünnt werden."

Die Schulleitungen und Elternvertreter der Realschule Beuel, der benachbarten Gartenschule und der Paul-Gerhard-Schule, die für ihre Mittagsbetreuung Räume der Realschule nutzt, wurden am Freitag von der Stadt über die Messergebnisse informiert. Und die sind so heftig, dass die Stadt ab kommender Woche den Boden an der Schule abtragen lässt. Schon in der oberen Schicht der beiden Rasenflächen am Schulhof wurde Arsenkonzentration von bis zu 4 000 Milligramm pro Kilo Erde festgestellt. Normal sind zwei Milligramm. Als Grenzwert gelten 20 Milligramm. An einigen Stellen wurden bis zu 160 000 Milligramm Arsen auf einem Kilo Erde analysiert.

Das verseuchte Gelände wird nun grundlegend saniert, teilte die Stadt am Freitag mit. An der Böschung wird der Boden bis zu 1,50 Meter abgetragen und ausgetauscht. Das soll noch während der Ferien geschehen. Vorher werde der Schulbetrieb nicht wieder aufgenommen, hieß es. Schwieriger gestalte sich die Sanierung an der Stelle, wo das Arsen offensichtlich vor etwa 50 Jahren mutwillig ausgekippt wurde. Denn die Stelle befindet sich nahe am Anbau der Gartenschule, der statisch abgesichert werden müsste. Denn die Arsenbelastung ist noch in vier Metern Tiefe nachweisbar. Der Bodenaustausch soll dort in den Herbstferien vorgenommen werden. Bis dahin wird der Bereich mit Kies abgedeckt und eingezäunt, sagte Ute Zolondek, Leiterin des Umweltamtes.

Die Eltern seien ausführlich über die Fakten informiert worden, sagte Maria Löffel, stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende der Realschule. "Nicht zufrieden sind wir aber mit den Antworten auf die Gesundheitsfragen." Außerdem verlangen die Eltern, dass die Untersuchungen an von Schülern stark frequentierten Plätzen intensiviert werden sollen.

Auf einer Pressekonferenz erläuterte Umweltmediziner Ulrich Ewers, dass es keine zuverlässigen Möglichkeiten gebe, das Arsen nach langer Zeit im Körper nachzuweisen. Das Gesundheitsrisiko scheine schwer einschätzbar zu sein, meinte Löffel nach dem Gespräch. Der Mediziner hält Vergiftungen für unwahrscheinlich, da das belastete Gelände mit Gras bewachsen sei und Kontakt mit dem vergifteten Boden eingeschränkt sei.

Es sei aber nicht auszuschließen, dass Kinder in Einzelfällen belastete Staubpartikel eingeatmet oder durch Dreck an den Händen vergiftete Erde geschluckt haben könnten.

Für die Eltern der betroffenen Schulen wird es am Ferienende - am Donnerstag, 11. September - eine Informationsveranstaltung der Stadt geben. Die Anwohner sollen Ende nächster Woche über die Abtragung des schadstoffbelasteten Bodens und die Maßnahmen informiert werden.

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