Interview mit Schulleiter Peter Hauck Hauptschule Meckenheim hat Zulauf - entgegen dem Trend

meckenheim · Im Fußball wäre Peter Hauck ein Abwehrkämpfer, der den Laden hinten im Griff hat. Einer, an dem man als gegnerischer Stürmer nicht so leicht vorbeikommt. Hauck ist kein Fußballer. Sondern Hauptschulleiter in Meckenheim. Aber auch in dieser Funktion verteidigt er etwas mit Erfolg: seine Schulform. Während die Hauptschule landauf, landab als Auslaufmodell gilt, hat die Meckenheimer Geschwister-Scholl-Schule an Reputation gewonnen. Das schlägt sich auch in den Anmeldezahlen nieder. Mit Peter Hauck sprach Dominik Pieper.

 Peter Hauck ist seit 2009 Leiter der Geschwister-Scholl-Schule.

Peter Hauck ist seit 2009 Leiter der Geschwister-Scholl-Schule.

Foto: Dominik Pieper

Die Schullandschaft ist im Wandel, die Hauptschule wird zur Disposition gestellt. Warum nicht in Meckenheim?

Hauck: Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder man gibt auf, fügt sich dem allgemeinen Trend und wird Sekundarschule. Oder man kämpft weiter. Wir sind davon überzeugt, dass wir hier genau richtig sind. Meckenheim ist Wirtschaftsstandort, und wir sind eine Profilschule, die praktisch begabten Schülern ein größeres Angebot machen kann als andere Schulformen. Das sieht die Stadt auch so, deshalb steht sie voll hinter uns. Ebenso die örtlichen Unternehmen, mit denen wir in engem Kontakt stehen.

Das Image der Hauptschule allgemein gilt als schlecht...

Hauck: Stimmt. Früher haben Eltern mit ihren Kindern beinahe die Straßenseite gewechselt, wenn sie mich gesehen haben. 'Oje, da kommt der Typ von der Hauptschule!' (lacht). Wir hatten vor fünf, sechs Jahren massive Probleme. Die Schülerzahlen sackten dramatisch ab. Die Hauptschule galt als Restschule, auf die Schüler abgeschoben werden, die nichts auf die Reihe kriegen. 2010 hatten wir nach der Anmeldefrist für das neue Schuljahr nur noch zwölf Anmeldungen für die fünfte Klasse. Das war der Tiefpunkt.

Der Intensivtäter, der 2008 die Meckenheimer Dreifachturnhalle angezündet hat, ging auch auf Ihre Schule. Wie wirkte sich das auf das Schulleben aus?

Hauck: Man muss höllisch aufpassen, dass solche Schüler nicht noch andere mitziehen und auch die kriminell werden. Da muss man dazwischen gehen, auch mal jemanden isolieren. Insgesamt war das Klima schlecht, es gab ständig Konflikte. Die Lehrer mussten sich so einiges bieten lassen.

2009 wurden Sie Schulleiter. Was haben Sie geändert?

Hauck: Die Ansage war von Anfang an, dass ab jetzt konsequent durchgegriffen wird. In kürzester Zeit liefen 50 Verfahren gegen Schüler - Ordnungsmaßnahmen vom Nachsitzen bis hin zum Schulverbot. Das hat gefruchtet, weil es abschreckte. Natürlich muss man die Eltern ins Boot holen. Heute ist die Lernatmosphäre angenehm. 'Friede auf Erden', sage ich immer.

Leidet die Schule immer noch an Schülerschwund?

Hauck: Nein, da ist die Entwicklung erfreulich. Letztes Jahr waren es 22 Anmeldungen, dieses Jahr 36 - bei insgesamt 240 Schülern.

Wie kam es zu der Trendwende?

Hauck: Wir haben uns neu aufgestellt und sind gut vernetzt, mit den Grundschulen, vor allem mit der Realschule und dem Gymnasium hier auf dem Schulcampus. Wir kooperieren intensiv miteinander, schon bei der Beratung für die Eltern von Viertklässlern. Dann kann es vorkommen, dass ein Schüler - den die Eltern vielleicht lieber auf der Realschule sehen - erst einmal bei uns anfängt. Aber so hat er die Aussicht auf einen Aufstieg. Das ist besser als die Gefahr eines Abstiegs. Wir bieten in den Jahrgängen fünf bis sieben eine starke individuelle Förderung - mit 150 Einzelförderstunden pro Woche. Als erweiterte Ganztagsschule haben wir das nötige Personal. Wir haben überhaupt ein tolles, sehr engagiertes Team, das zig Überstunden leistet.

Vor einem Jahr haben Sie die Meckenheimer Garantie für Ausbildung (MeGA) initiiert. Ihre Zwischenbilanz?

Hauck: Es läuft von Anfang an gut. Kreishandwerksmeister Thomas Radermacher und Bürgermeister Bert Spilles waren sofort Feuer und Flamme, als ich mit dieser Idee ankam. Es machen 35 Betriebe mit, die 70 bis 80 Ausbildungsplätze anbieten. Von den 37 Schülern, die an MeGa teilnehmen, haben 26 ab Sommer eine Lehrstelle. Ein paar haben sich entschieden, weiter zur Schule zu gehen. Und nur ganz wenige haben es nicht geschafft.

Der Anspruch war, jedem den Ausbildungsplatz zu bieten, der zu ihm passt. Klappt das?

Hauck: Im Prinzip ja. Wir führen die Schüler in der achten Klasse an das Berufsleben heran, durch Praktika und durch Besuche von Betrieben in der Schule. Natürlich kommt es manchmal vor, dass einer mehrere Betriebe durchläuft, bis er 'seinen' Beruf gefunden hat.

Bei MeGA haben Schüler Anspruch auf eine Lehrstelle in Meckenheim, wenn sie in Mathe, Deutsch und Arbeitslehre mindestens eine Drei haben. Wird diese Bedingung erfüllt?

Hauck: Einige 10er Schüler erfüllen sie nicht. Da müssen wir gucken, woran es liegt. Aber selbst in solchen Fällen finden sich Ausbildungsbetriebe.

Zur Person: Peter Hauck (49) ist gelernter Zimmerer und hatte eine Tennisschule, bevor er 1996 an die Geschwister-Scholl-Schule kam. Der Pädagoge unterrichtet Mathe, Sport, Deutsch und Gesellschaftslehre. Seit '09 ist er Schulleiter. Hauck (verheiratet, drei Kinder) lebt in Meckenheim.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort