Haus Schlesien wechselt Geschäftsführung

Mit Heinz Stirken hält jetzt Banker Fäden in Kultur- und Bildungsstätte zusammen - Bewährtes soll gepflegt werden - Neuer Anlauf bei Wohnresidenz im Park - Als Portal zu noch höherem Bekanntheitsgrad

Heisterbacherrott. Im Haus Schlesien tut sich so einiges. Wohl augenfälligste Veränderung: Chefin ist nicht mehr Petra Meßbacher, die die Geschäftsführung nach zwölf Jahren auf eigenen Wunsch abgegeben hat, sondern seit 3. Dezember Heinz Stirken.

Der im Herzen des Naherholungsgebietes Siebengebirge gelegene ehemalige Fronhof hat sich als Portal in einem möglichen Nationalpark Siebengebirge angeboten und - dritte Neuigkeit - frühere Pläne, am Haus Schlesien eine Wohnresidenz für Senioren zu errichten, sind wieder brandaktuell.

Das verkündeten jetzt der Präsident des Vereins Haus Schlesien, Reinhard Blaschke, der neue Geschäftsführer Stirken sowie Museumsleiterin Nicola Remig und das für die Sektion Museum zuständige Vorstandsmitglied und frühere Museumsleiter Albrecht Tyrell.

"Es gibt in diesem Jahr einen Neuanfang", versicherte Blaschke und meinte damit vor allem die personelle Veränderung an der Betriebsspitze in Gestalt von Stirken. "Wir mussten wählerisch sein, auf den Geschäftsführer wartet hier ein sehr breitbandiges Aufgabenfeld", schickte Blaschke voraus. Der neue Mann hat zu wachen über das Museum für schlesische Landeskunde, Seminarbetrieb, Gastronomie und Logis, wobei Blaschke wichtig ist, "dass wir kein Hotel sind, Schwerpunkt ist die Bildungs- und Begegnungsstätte".

Und dort soll weiter das schlesische Kulturerbe gepflegt und "an Kinder und Kindeskinder weitergegeben werden", sagte Stirken. Der 54-jährige Bankkaufmann und Sparkassenbetriebswirt lebt in Meerbusch: "Ich habe mich noch nicht entschlossen, nach Königswinter zu ziehen, aber das kann sich ja noch ändern."

Seine Verbundenheit zu Schlesien rührt von der Familie seiner Ehefrau: Die Familie des Schwiegervaters war in Hirschfeldau (Kreis Sprottau), die Familie der Schwiegermutter in Würben (Kreis Ohlau) beheimatet. Diese Orte hat Stirken, selbst Korschenbroicher, schon mehrmals besucht. "Die Verbindung zu Schlesien war Thema in der Familie" - nun ist sie es auch beruflich.

Stirken kennt sich im Kreditwesen aus, war zuletzt bei der Volksbank Krefeld in Führungsposition beschäftigt. Auch in Haus Schlesien gilt sein erstes Augenmerk der Finanzlage: "Der finanzielle Unterbau muss stimmen. Das Geld zusammenzuhalten ist das A und O, man kann nur das ausgeben, was man hat."

Präsident Blaschke ist froh, den Banker zur Seite zu haben: "So ganz schuldenfrei sind wir ja immer noch nicht." "Und wir befinden uns in einem alten Fronhof, wo man jeden Tag mit neuen Überraschungen rechnen kann", ergänzt Stirken. Dann folgende "unvorhergesehene Investitionen" sind geeignet, "immer wieder unser Budget kaputt zu machen".

Des Geldes wegen sei der Vorstand auch Petra Meßbachers Idee einer Weiterbildungsakademie nicht gefolgt. Blaschke: "Das Thema ist nicht zu Ende diskutiert, es stimmt nicht, dass der Vorstand den Akademie-Gedanken abgelehnt hat."

Das Gremium bezweifelt laut Blaschke aber die Finanzierbarkeit. Die Betriebswirtin hatte sich im Sinne der Zukunftssicherung für professionelle Bildungsarbeit und den Bau einer Akademie mit Bettenhaus ausgesprochen. Der Vorstand reagierte skeptisch: "Die Möglichkeiten, Geld von außen dafür zu erhalten, sind begrenzt. Niemand macht uns eine längerfristige Zusage, weder Land noch Bund, und es wäre ein großes Wagnis, solch eine Akademie in großem Stil aufzuziehen."

Dieses Jahr haben bereits vier verständigungspolitische Seminare mit Universitäten, Sprachen- und Lehrerkollegs aus Polen und Tschechien stattgefunden; der Bund förderte diese mit 75 000 Euro. Und das fünfte steht bevor: Diesen Sonntag werden für eine Woche Germanistikstudenten aus Chelm erwartert. Seit 1996 hat das Bundesinnnenministerium 75 derartige Studentenseminare in Haus Schlesien mit nahezu drei Millionen Euro unterstützt.

Doch die Zuschüsse fließen nicht von alleine: "Jedes Jahr gibt es ein neues Ringen." Das bisher auf dem Feld Geleistete wollen Blaschke und Stirken erhalten und ausbauen, die Seminarqualität noch verbessern. Stirken: "Wir hoffen, dass die Unterstützung bestehen bleibt. Gerade die Gespräche mit den jungen Polen sind ein wichtiger Beitrag zur Verständigung."

Auch das Museumsteam um Nicola Remig hat Stirken überzeugt: "Mit neuen Konzepten in der Jugend- und Kinderbetreuung macht unser Museum in ganz NRW auf sich aufmerksam." Vor allem die Eichendorff-Ausstellung bis 20. Januar fand große Beachtung, Oberpleiser Gymnasiasten wurden konstruktiv eingebunden. Der Bund fördert das Museum dieses Jahr mit 205 000 Euro.

Schließlich lobt Stirken auch das Küchen- und Serviceteam: Es glänze mit Qualität und Freundlichkeit, auch dort soll der Standard gehalten werden. Vielleicht kann der Verein bald auch Grundstücksverkauf und Bau einer Wohnresidenz auf angrenzender Grünfläche vermelden, wie vor fünf Jahren bereits avisiert: Es gebe ernsthaft interessierte potenzielle Investoren.

Man verhandele zurzeit. Es bestehe in der Region ein Bedarf an Wohnstätten gehobener Qualität für Senioren. Besonders aufmerksam verfolge man das Thema Nationalpark und habe das Haus Stadt und Kreis als mögliches Portal angeboten. Nicht ganz uneigennützig: Haus Schlesien würde so einen noch höheren Bekanntheitsgrad und eine bessere Frequentierung erreichen, schätzt der neue Geschäftsführer.

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