Hausputz in der Brühler Kurfürstenresidenz

BRÜHl · Handwerker und Reinigungskräfte bringen derzeit das Schloss Augustusburg für die neue Saison auf Vordermann.

 Blickfang: Im berühmten Treppenhaus von Balthasar Neumann hängt der 150 Kilogramm schwere, gusseiserne Kerzenleuchter.

Blickfang: Im berühmten Treppenhaus von Balthasar Neumann hängt der 150 Kilogramm schwere, gusseiserne Kerzenleuchter.

Foto: Wolfgang Henry

Das Schloss Augustusburg in Brühl ist zurzeit zwar für Besucher geschlossen, doch es liegt nicht im Winter- oder Dornröschenschlaf. Im Gegenteil: Handwerker und Reinigungskräfte arbeiten emsig - Winterputz im Weltkulturerbe.

Das Surren eines Staubsaugers klingt durch die hohen Räume, Leitern und Gerüste bedecken die Wände, die Möbel sind verrückt worden, Ränder auf dem Parkett lassen erkennen, wo die langen Teppiche sonst liegen. In der ersten Etage steht vieles schon wieder an Ort und Stelle, das Parkett glänzt gewachst und poliert. Es ist Putzsaison in Schloss Augustusburg in Brühl.

Da sind vier Schlossarbeiterinnen damit beschäftigt, das Parkett zu reinigen, die Kronleuchter und Stuckränder abzustauben, Gardinen und Vorhänge zu waschen. Außerdem gibt es 300 Fenster, die geputzt werden müssen. Wegen der hohen Räume und dem empfindlichen Stuck sind besondere Methoden und Gerätschaften nötig. "Den Titel Schlossarbeiterinnen verdienen die vier definitiv", sagt Schlossführerin Katharina Gatzen.

In sechs Metern Höhe stehen sie freihändig auf der Leiter, um auch das Staubkorn in der letzten Ecke wegzuwischen. Die vier Frauen sind das ganze Jahr über im Einsatz. Beim Kehraus im Dezember und Januar ist jedoch Hochsaison. "Jetzt müssen wir all das erledigen, was wir nicht machen können, wenn täglich Besuchergruppen durch das Gebäude wuseln", sagt Erika Wutschke, die seit 18 Jahren im Schloss arbeitet.

Aufhängung der Leuchter wird jedes Jahr vom TÜV geprüft

Im prunkvollen, von Balthasar Neumann geschaffenen Treppenhaus hängt ein großer Kerzenleuchter aus Eisenguss. 150 Kilogramm wiegt er. Wie auch die anderen 30 bis 40 Leuchter in den Sälen und Gängen des Schlosses muss er jedes Jahr abgestaubt und die Aufhängung vom TÜV geprüft werden.

Zwei Räume weiter hängt ein großes Warnschild an der Tür: "Achtung Laserbereich - Betreten verboten". Hinter der Tür arbeiten Susanne Carp und Martin Hammer, Restauratoren des Amts für Denkmalpflege des Landschaftsverbands Rheinland (LVR). Zwei etwa drei Meter hohe Fayence-Öfen mit aufwendigen Goldverzierungen werden momentan restauriert. Wahrscheinlich im 19. Jahrhundert war das Blattgold mit glänzenden Bronzeschichten überzogen worden. Mit der Zeit oxidierte die Beschichtung, und der Glanz verwandelte sich in ein dreckiges Grau-Braun.

Die Lasertechnik gibt es schon länger, speziell für Restaurationsarbeiten ist sie jedoch noch in der Entwicklung. "Wir probieren viel aus", gibt Hammer zu. Der Unterschied ist jedoch sehr gut sichtbar: An den bearbeiteten Stellen kommt unbeschädigt das ursprüngliche Gold wieder zum Vorschein. Die Sicherheitsmaßnahmen müssen bei der Arbeit mit dem Lasergerät eingehalten werden, schließlich sind die Laserstrahlen höchst schädlich für das Augenlicht. Die Vorhänge sind zugezogen, und die Restauratoren tragen unentwegt Schutzbrillen. Neben den Laserarbeiten reparieren Hammer und Carp Figuren oder suchen nach Rissen in den Verzierungen.

Ab dem 1. Februar wieder für Besucher geöffnet

Das Reinigen der langen Samtvorhänge ist aufwendig und teuer. Daher können sie nicht jedes Jahr gereinigt werden. Nur wenige Firmen haben die Kapazität für das Material und die Größe. Seit einigen Jahren werden die elektrischen Leitungen saniert. "Sie waren zum Teil noch aus dem Jahr 1912", so Christiane Winkler, Pressesprecherin der Schlossverwaltung. Im Winter, wenn das Schloss ohnehin für Besucher geschlossen ist, kommen die Elektriker mit der Kabelverlegung besser voran.

In den Parkanlagen zwischen Augustusburg und Falkenlust beschneiden die Gärtner die Hecken und Bäume. Alles, was an Holzarbeiten fällig wird, muss im Winter erledigt werden. Im Februar beginnen die Auspflanzungen der Blumen und Sträucher nach historischem Plan - bis dahin müssen die Arbeiten an Bäumen und Hecken abgeschlossen sein.

Ab dem 1. Februar sind die Schlösser auch wieder für Besucher geöffnet.

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