Heimerzheimer Verbundschule vergibt erstmals Preis für Zivilcourage

Das Vorbild ist Georg von Boeselager - Geehrt werden bei der Entlassfeier drei Schüler, die sich in besonderem Maße für andere eingesetzt haben

Heimerzheimer Verbundschule vergibt erstmals Preis für Zivilcourage
Foto: Henry

Swisttal-Heimerzheim. Sich einmischen, wenn andere gehänselt, gedemütigt oder sogar körperlich misshandelt werden? Streit schlichten oder den Mund aufmachen, wenn jemand meint, sich mit rechtsextremen Sprüchen wichtig machen zu müssen? Fast jeder glaubt, dass er genau das tun würde. Tatsächlich aber ist Zivilcourage alles andere als selbstverständlich.

Ein guter Grund für die Georg-von-Boeselager-Schule in Heimerzheim, jetzt erstmals einen Preis dafür zu vergeben. Gestiftet wurde die Medaille von Antonius von Boeselager, sie ist mit jeweils 100 Euro dotiert und wird am Freitag um 20 Uhr bei der Entlassfeier verliehen. In diesem Jahr geht sie gleich an drei Jugendliche, die sich bei der Entschärfung von Konflikten und dem Vermeiden weiterer Auseinandersetzungen einen Namen gemacht haben.

"Schau nicht weg, misch dich ein", lautet das Motto. Vor allem auch in Erinnerung an den Kavallerieoffizier Georg Freiherr von Boeselager, der gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Philipp an dem gescheiterten Attentat auf Hitler vom 20. Juli beteiligt war.

Doch da Zivilcourage nicht unbedingt nach großen Helden verlangt, sondern sich vor allem in den kleinen, eher alltäglichen Situationen beweist, kommen die Preisträger in diesem Fall aus den Reihen der Schüler. Sie können sowohl von ihren Klassenkameraden als auch von Lehrern vorgeschlagen werden. Oder von Vereinen und Gruppen, in denen sie sich außerhalb der Schulzeit engagieren.

Alle Vorschläge werden an die Jury weiter geleitet, die mit der CDU-Landtagsabgeordneten Ilka von Boeselager als Mitglied der Familie von Boeselager, mit Schulleiterin Roswitha Weber, einem Lehrer, einem Vorsitzenden des Fördervereins und dem Schülersprecher besetzt ist.

Die Jury entscheidet nicht nur, wer die Medaille bekommt, sondern auch darüber, wie weitere für die Schule und damit alle Schüler bestimmten 400 Euro verwendet werden sollen. "Zur Preisverleihung im nächsten Jahr wird es zum Beispiel eine Autorenlesung zum Thema Zivilcourage geben", kündigt die Rektorin an. "Dafür ist diesmal die Summe bestimmt. Nächstes Jahr werden wir uns dann erneut beraten."

Die Preisträger jedes Jahres werden bei einer Feierstunde geehrt und anschließend mit Namen und Foto auf einer Tafel verzeichnet. Nicht zuletzt, um andere zu motivieren.

Stichwort: Georg von Boeselager

Georg Freiherr von Boeselager, geboren 1915 bei Kassel, legte sein Abitur auf dem Aloisiuskolleg in Bad Godesberg ab und schlug die Offizierslaufbahn ein. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Rittmeister und spätere Major für seine Verdienste ausgezeichnet.

1942 knüpfte von Boeselager erste Kontakte zum Widerstand. Als sich 1943 bei einem Frontbesuch Hitlers die Gelegenheit für ein Attentat ergab, meldete er sich gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder, dem jüngst verstorbenen Philipp, zur Ausführung. Der Versuch misslang jedoch. Im Oktober 1943 wurde von Boeselager verwundet.

Bei seiner Rückkehr zur Truppe 1944 erfuhr er von einem geplanten Attentat und verlegte zur Unterstützung des Widerstandes Teile seiner Brigade ins Hinterland, um auf Berlin vorrücken zu können. Nach dem Scheitern des Attentats kehrte von Boeselager mit seinen Männern an die Front zurück. Er fiel kurze Zeit später.

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