Historisches Arbeitsgerät macht seit mehr als einem Jahrhundert Scheitholz für Töpfer

Auf den ersten Blick mutet das rostfarbene über fünf Tonnen schwere gusseiserne Arbeitsgerät wie ein Monster vergangener Industriezeiten an. Die übermannshohe Maschine mit doppelten Riemenantrieb hat tatsächlich mindestens ein gutes Jahrhundert bewegtes Leben hinter sich.

 Ein Dinosaurier der Arbeitswelt ist dieser gusseiserne Holzspalter, den Töpfer Paul Günther benutzt.

Ein Dinosaurier der Arbeitswelt ist dieser gusseiserne Holzspalter, den Töpfer Paul Günther benutzt.

Foto: Jochen Wagner

Wachtberg-Adendorf. Auf den ersten Blick mutet das rostfarbene über fünf Tonnen schwere gusseiserne Arbeitsgerät wie ein Monster vergangener Industriezeiten an. Die übermannshohe Maschine mit doppelten Riemenantrieb hat tatsächlich mindestens ein gutes Jahrhundert bewegtes Arbeitsleben hinter sich.

Der historische Holzspalter arbeitet heute noch mit einem Starkstrommotor (14 kw) und hat in vielen Arbeits-Dekaden ganze Waldparzellen mit Eichen und Buchen in handliche Scheite für die damals zahlreichen Töpferöfen in Adendorf verkleinert.

"Der Holzspalter steht seit gut 50 Jahren bei uns im Hof der Töpferei und funktioniert immer noch. In unserem Betrieb haben wir jährlich 150 Festmeter schweres Holz aus dem Kottenforst für den Töpferbrand im Langofen zu 50 Zentimeter langen Scheiten verarbeitet," berichtet Paul Günther vom gleichnamigen Töpferbetrieb.

Zuvor hatte die um 1900 gebaute massive Spaltmaschine mit ihrem etwa 800 Kilogramm schweren Spaltkopf bei der damaligen Töpferei Gerhartz ein gutes halbes Jahrhundert auf einem kurzen Schienenstrang verlässliche Dienste geleistet. Mit einem starken Trecker - so Paul Günther - wurde das Schwerstarbeitsgerät damals an den neuen Standort gezogen. Zum Heben sei der alte Spalter für damalige Trecker zu schwer gewesen.

Allein die beiden großen Schwungräder für die breiten Treibriemen würden bei Schrotthändlern heute große Freude auslösen. Doch soweit soll es dem Besitzer Paul Günther zufolge nicht kommen. Nach Möglichkeit soll der antike Holzspalter als funktionierendes Zeitzeuge einer längst vergangenen Arbeitswelt nachfolgenden Generationen erhalten bleiben.

Vielleicht sogar als Blickfang in einem kleinen Töpfermuseum am Standort Adendorf. Denn auch hier macht sich diese uralte Handwerkskunst immer rarer. Auch im Freilichtmuseum Kommern hätten die vielen Besucher dort sicherlich ihre Freude an dem Dinosaurier der heimischen Holzverarbeitung.

Noch kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Adendorf ein halbes Hundert Töpferbetriebe, die im Jahr so zusammen schätzungsweise um die 7 000 Festmeter Holz aus heimischen Wäldern in den Brennöfen verfeuerten. Pro Töpferei wurden im Monat bei einem Brand 10 bis 15 Festmeter verfeuert.

Die größeren Langöfen nahmen früher drei bis fünf Kubikmeter Töpfergut zum Brennen auf. Zwischen Forst, Tongruben und Töpfereien herrschte damals reger Fuhrverkehr. Die Rauchfahnen der Adendorfer Töpferbetriebe waren damals eine Art Adendorfer Markenzeichen und kilometerweit zu sehen.

Heute nutzen die nur noch wenigen Töpfer am Ort modernste Brennöfen, deren Brenner nur noch einen Bruchteil des damaligen Energieeinsatzes benötigen.

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