Hitzige Debatten bei der "Last Minute"-Veranstaltung zum Nationalpark

"Stillstand bedeutet Rückschritt" - Kühn und Feiden schreiben an die Honnefer

Hitzige Debatten bei der "Last Minute"-Veranstaltung zum Nationalpark
Foto: Holger Handt

Bad Honnef. (suc/ff) "Last Minute"-Info zum Nationalpark Siebengebirge: An die 120 Bürger machten am Mittwochabend Gebrauch vom Angebot des Rhein-Sieg-Kreises, sich "in letzter Minute" den Stand der Dinge erläutern zu lassen.

Für das Projekt warben Bürgermeisterin Wally Feiden, Thomas Neiss vom NRW-Umweltministerium, Friedhart Knolle vom Nationalpark Harz, Klaus Stockhausen von der Forstbetriebsgemeinschaft Siebengebirge und Hotelier Fritz Dreesen. Das Quintett warf zahlreiche Argumente pro Nationalpark in die Waagschale.

"Fünf Millionen Euro Investment für das Nationalpark-Zentrum - wann haben wir das schon mal in unserer Stadt? Ja, wir brauchen das Land im Boot. “Alles bleibt wie es ist„, diese Alternative gibt es nicht, Stillstand bedeutet Rückschritt", mahnte Feiden. Die Gegner bedauerten, bei der Veranstaltung keine Möglichkeit zur Darstellung zu haben: "Das ist keine Diskussion, sondern ein einseitiges Podium. Wir dürfen nur Fragen stellen", monierte Jörg Pauly, designiertes Ratsmitglied der Freien Wähler Königswinter.

Karlheinz Merten, Sprecher des Bürgerbegehrens, zog sich Buh-Rufe anderer Zuhörer und Ratschläge wie diesen von Thomas Neiss zu: "Bei allem Respekt vor Ihrer Gegnerschaft, stellen Sie doch nicht immer wieder die falschen Fragen, ordnen Sie Ihre Argumente neu."

Derweil erreicht die Bürger Post aus Kreishaus und Honnefer Rathaus. Landrat Frithjof Kühn und Bürgermeisterin Feiden plädieren dafür, beim Bürgerentscheid am Sonntag den Weg frei zu machen für den weiteren Nationalpark-Prozess und nicht "die Idee schon jetzt zu begraben" (Feiden).

Beide gehen auf die verwirrende Fragestellung der Initiatoren des Bürgerbegehrens ein, die lautet: "Sind Sie dagegen, dass die Stadt Bad Honnef Vereinbarungen zwecks Errichtung oder Betriebs eines Nationalparks Siebengebirge abschließt?"

Feiden: "Bitte bedenken Sie: Mit einem Ja untersagen Sie der Stadt die weitere Beteiligung am Prozess zur Errichtung eines Nationalparks. Hingegen ermöglicht Ihr Nein beim Bürger-entscheid die Fortsetzung des eingeleiteten Prozesses. Rat und Verwaltung der Stadt Bad Honnef können dann die Vereinbarungen zur Errichtung eines Nationalparks prüfen und den Dialog mit der Landesregierung, allen anderen Partnern und Ihnen zum Wohle der Stadt fortführen." Dies sei eine "hohe demokratische Verantwortung, auch für künftige Generationen". Kühn: "Ein Nationalpark ist für die Natur und die Menschen da - und für die Zukunft unserer Kinder. Ich bitte Sie daher dringend und herzlich um Ihr Nein zum Bürgerentscheid."

Als "ökologischen Nonsens" bezeichnet derweil die Linkspartei im Kreis den Nationalpark und fordert die Honnefer auf, beim Entscheid mit Ja zu votieren. "Vernünftige Konzepte" fehlten, ebenso nachhaltige Planung. Und angesichts der "Haushaltslöcher in den Kommunen" sei ein Festhalten an dem Projekt "unverantwortlich", meinen Michael Otter und Uwe Gronewald.

Zum wiederholten Mal Kritik äußert auch Pauly in einer Mitteilung: Das Land könne den Schutz der Buchenwälder seit Jahren umsetzen - und habe dies nicht getan. Unverständlich sei auch die Kunstaktion des BUND, bei der sich Mitglieder vor Buchen gestellt haben. Pauly: "Man fragt sich, wo diese Künstler waren, als im Vorjahr eine Unzahl Buchen geerntet wurden."

In einer gemeinsamen Erklärung wenden sich die SPD-Ortsvereine Bad Honnef und Königswinter an die Honnefer - und befürworten ausdrücklich, den Denkprozess zum Nationalpark fortzusetzen und bauen darauf, dass "die Menschen beim Bürgerentscheid mit Nein stimmen und sich nicht von Angstmache und falschen Äußerungen der oftmals sehr irrational argumentierenden Nationalparkgegner beeinflussen lassen", so Honnefs SPD-Vorsitzende Annette Stegger und ihr Königswinterer Kollege Jürgen Kusserow.

"Die bisher vorgelegten Entwürfe für die gesetzlichen Grundlagen und Entscheidungsgremien bieten eine vernünftige Grundlage", heißt es. So könne sich ein Nationalpark "im Sinne der Bürger entwickeln. Die geplanten Rahmenvereinbarungen und Gremien geben uns die größtmögliche Sicherheit, dass sich die Entwicklung immer eng an den Bedürfnissen der Menschen orientiert."

Auch die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald plädiert für einen Nationalpark als "qualitativen Gewinn für den Naturschutz: Wir halten die Ausweisung für absolut gerechtfertigt und sehen die Kriterien als erfüllt an."

Info:Am Freitag um 15 Uhr wird ein Nachhaltigkeitstrainer aus dem Nationalpark Harz auf Einladung des BUND über seine Erfahrungen berichten: in der Jugendherberge, Selhofer Straße 106.

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