Hochsaison am Autobahnrasthaus Fernthal

Vor allem Niederländer und Briten legen dort gerne eine Verschnaufpause auf der Fahrt in den Urlaub ein

Hochsaison am Autobahnrasthaus Fernthal
Foto: Barbara Frommann

Neustadt. Um zehn Uhr marschieren Desirée (5), Shari (8), Annelies und Guido de Boer ausgeschlafen ans Frühstücksbüfett, laden sich Croissants, Säfte, dampfenden Kaffee und Erdbeerkuchen auf ihre Tabletts. Man könnte meinen, die junge Familie aus Amsterdam habe ihr Urlaubsziel schon erreicht. Doch das heißt Gardasee und ist noch viele Kilometer entfernt. Die Niederländer haben im Motel Fernthal an der A 3 übernachtet. Gegen Mitternacht waren sie müde in die Betten gefallen. Eine komfortable Lösung: Das Ehepaar wollte sich und seinen Töchtern die Nacht im Auto ersparen.

Familien mit Kindern bestimmen in diesen Tagen viel mehr als sonst das Bild im Autobahnrasthaus Fernthal, berichtet Direktorin Iris Weißhoff. Kein Wunder - es ist Ferienzeit. Allerdings: "Nordrhein-Westfalen ist zu kurz vor uns, die Anreisezeit beträgt maximal zwei Stunden." Und die meisten gönnen sich einen Halt doch eben erst nach vier bis fünf Fahrstunden. Folge: Es sind sehr häufig Niederländer und Briten, die in Fernthal einkehren, weniger die sonnenhungrigen Rheinländer und Westfalen.

"Holland hat keine Einwohner mehr", schätzt Küchenchef Gerhard Roser, so viele Niederländer hat er an diesem Morgen schon mit Spiegel-, Rühr- und gekochten Eiern, belegten Brötchen, Müsli und Joghurt beköstigt. "Heute hat sich alles zwischen fünf und sieben Uhr abgespielt. Viele Autofahrer hatten anscheinend Angst vor Staus." Dafür ist es um zehn Uhr in dem Selbstbedienungs-Restaurant schon wieder ganz friedlich: "Das kann in zehn Minuten ganz anders sein", weiß der Küchenchef.

"Es kann passieren, dass mittags neun Busse gleichzeitig kommen", berichtet Kassiererin Elfriede Adams, wie Roser seit sechs Uhr an diesem Morgen im Dienst. Zu Ferienbeginn in NRW war morgens "etwas mehr los als sonst, aber alle waren lustig und fröhlich". Wenn es "ganz dick" kommt und die Schlange mal kein Ende nimmt, "mach'' ich eben ein bisschen Tempo". Zwischen 12 und 15 Uhr bekommt sie Verstärkung.

Maximal bis zu 300 Gäste können die Rasthaus-Mitarbeiter gleichzeitig mit Essen und Getränken bewirten. Der Reisende hat die Qual der Wahl unter in Vitrinen und Theken ausgestellten Antipasti, vielfältig belegten Baguettes, Laugenbrezeln, Rumps-, Puten- und Lachssteaks, Tortellini, Salaten und vielem mehr. Das Team muss in der Lage sein, es "zu jeder Tageszeit und an jedem Tag" mit mehreren Bussen aufzunehmen, sagt Direktorin Iris Weißhoff. Auch hier sind Briten und Holländer in der Mehrzahl.

Die 38-jährige Betriebswirtin arbeitet "zwölf Stunden am Tag, jeden Tag. Gestern hatte ich meinen ersten freien Tag seit drei Monaten". Doch ihr Einsatz und das Engagement der Mitarbeiter tragen Früchte: Die "Autobahn Tank und Rast" als Verpächterin hat das 1995 komplett umgebaute Rasthaus Fernthal auf einer Rangliste auf Platz eins in punkto Sauberkeit, Freundlichkeit der Mitarbeiter und Erscheinungsbild gesetzt. Mehr als 300 Autobahn-Raststätten im Besitz der "Tank und Rast" in ganz Deutschland konkurrieren um die Bestnoten.

Im Sommer geht es vor allem samstags Schlag auf Schlag: Etwa eine halbe Stunde Verschnaufpause bleibt den Mitarbeitern zwischen Frühstück und Mittagessen, im Süßigkeiten- und Zeitungsshop nebenan herrscht dann auch Hochbetrieb. Viele Gäste sehen Grashoff und ihr Team nie wieder. Aber manche sind auch äußerst anhänglich. Wie zum Beispiel Bert Bensberg aus Fernthal. Der noch aktive Architekt im Rentenalter frühstückt täglich in dem Rasthaus. Zwei Croissants, Apfelkompott, Kaffee, eine Zeitung - und der Morgen ist für ihn perfekt. "Hier stört einen keiner."

Manche nehmen auch nur die Toiletten in Anspruch. Ihren Kaffee selber gekocht und in Thermoskannen gefüllt hat Familie Janssen aus Dieren bei Arnheim. Sie reist mit dem Campingwagen an den Lago Maggiore. Und verzichtet auf die Annehmlichkeiten des Gasthauses. Statt der eingelegten Auberginen und Zucchini vom Büfett genehmigt sich diese holländische Familie selbstgeschnippelte Gurkenstückchen aus der Kühltasche.

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