Siegburger Horde Hornpötter Hunnen erobern das Kino

SIEGBURG · Martialisch muten sie an, die drei in Pelz und Leder gehüllten Gestalten, die vor dem Kinocenter Capitol Wache stehen. Doch anders als ihre Vorfahren, die der Legende nach im Köln des 5. Jahrhunderts Ursula und ihre 11.000 Jungfrauen töteten, braucht sie in Siegburg niemand zu fürchten.

 Hunnen in Aktion: Astrid Torsy (Mitte) hat zwei Krieger mit zum Kino gebracht.

Hunnen in Aktion: Astrid Torsy (Mitte) hat zwei Krieger mit zum Kino gebracht.

Foto: Holger Arndt

Längst sind die Hunnen unverzichtbarer Teil des städtischen Vereinslebens. Und so lassen die drei Krieger an diesem Vormittag bereitwillig jeden hinein, der im Kino die Premiere von "Die verwegene Horde" erleben möchte - jenem Film, mit dem der Landschaftsverband Rheinland (LVR) sein Jahr mit der 1. Hornpötter Hunnenhorde Siegburg-Zange dokumentiert hat.

Es ist ein Vereinsporträt aus einer ganz persönlichen Perspektive, erzählt von Hunnenkönig Attila, Hunnin Astrid und Seher Maurus, das aber sehr wohl für die Vielfalt der gesamten rheinischen Vereinswelt steht. "Es verrät, was hinter den martialisch wirkenden Rüstungen und den gelebten Riten steckt", erklärt Volkskundlerin Dagmar Hänel vom LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte mit Blick auf die Vielzahl an Hunnen-, Awaren- und Mongolenhorden, die seit ein paar Jahren die rheinischen Karnevalszüge bereichern.

Dass sie für ihre Forschung just die Siegburger Hunnen auserkoren habe, sei schlicht dem Umstand geschuldet, dass ihr Kollege und Mitautor Berthold Heizmann in Siegburg lebt und den Kontakt zur Horde pflegt. Dabei, betont Hänel, seien die Hunnen vom Siegburger Hornpott - so die alte Bezeichnung für den Stadtteil Zange - durchaus etwas Besonderes. "Sie leben eine faszinierende Mischung aus Karneval, gelebter Geschichte und Verbundenheit mit dem Veedel", sagt Hänel.

Attila und seine Hunnen marschieren in Karnevalszügen mit, mit denen 2001 im Grunde alles begonnen hat. Sie lassen die Riten und Bräuche des ruhmreichen Kriegervolkes lebendig werden, etwa in ihrem traditionellen Hunnenlager auf dem Berliner Platz. Und sie sind fest in ihrem Stadtteil verankert, helfen dabei, den Weihnachtsbaum des Viertels aufzustellen und engagieren sich beim Stadtputztag.

Das uneigennützige Engagement der Siegburger Hunnen hat aus Astrid Torsy im vergangenen Jahr eine wahre Kriegerin gemacht. Als sie Hilfe beim Umzug ihrer Eltern brauchte, waren Attila alias Jörg Unterberg und seine Truppe zur Stelle. "Ich bin Euch was schuldig", habe sie den Hornpöttern versprochen. Ein Jahr lang hat sie dem Hunnenkönig hernach als Sklavin gedient, hat die Krieger während der Karnevalszüge mit Wurfmaterial versorgt und hat versucht, brav zu sein.

Der Film zeigt, wie Attila sie während des vergangenen Lagers zur Kriegerin ernannte. Auch ein Ritus, der zum Hunnenleben gehört.Auf seine Rüstung hat Attila während der Premierenfeier verzichtet. Der Siegburger Hunnenkönig geht in zivil ins Kino.

Gespannt sei er auf die endgültige Fassung des Films über seine Horde, verrät Jörg Unterberg, der 2001 zusammen mit vier Freunden den Grundstein für den heute mehr als 100 Mitglieder zählenden Verein legte. Ganz entspannt dürfte er indes nicht im Kinosessel sitzen. Immerhin steht der Höhepunkt des Hunnenjahres, vom dem auch der LVR-Film die Vereinsgeschichte erzählt, kurz bevor: das nunmehr elfte Hunnenlager auf der Zange.

Die DVD "Die verwegene Horde - ein Jahr mit den Hornpötter Hunnen" gibt es für 15 Euro unter der Rufnummer 0228/9834278 beim LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, Endenicher Straße 133 in Bonn.

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