Im "Sports Saloon" zum Defilee auf Windsor

Jürgen Smuda aus Oelinghoven ist einer der deutschen Oldtimer-Fans des "Rolls Royce Enthusiastics' Club", die zum 50-jährigen Thronjubiläum von Queen Elizabeth eingeladen sind

Siebengebirge. "Der Wendekreis ist einfach zu groß." Jürgen Smuda lächelt. Das Fehlen einer Servolenkung, die "einen Monat, nachdem mein Wagen vom Band gelaufen ist, für die USA in Serie ging", ärgert ihn nicht. Souverän und mit sichtlicher Freude lenkt der Oelinghovener sein Auto um Kurven, die für diese Pracht auf Rädern nicht gebaut worden sind.

Bewundernde Blicke sind ihm sicher: Smudas ganzer Stolz ist ein Bentley S 1 "Sports Saloon", der 1956 im britischen Crewe auf die Reise ging. Mehr als 40 Jahre später steht für den Wagen aus der Rolls-Royce-Familie eine Heimkehr an: Smuda und weitere Mitglieder des "Rolls-Royce Enthusiastics'' Club for Rolls-Royce and Bentley Owners" sind Ende April zu Gast bei den Feiern zum 50-jährigen Thronjubiläum von Queen Elizabeth.

Das Defilee von 500 Autos war Programmwunsch der Königin, schon beim 25-jährigen Thronjubiläum war der Club geladen. Um dabei zu sein, nehmen die Autonarren Sicherheitschecks und höfisches Protokoll gerne in Kauf. Adel, schon gar englischer, verpflichtet: Der Queen gehört ein Wagenpark der Edel-Karossen, die Besitzer wie Kaiser und Könige zum Statussymbol Numero eins erhoben. Statussymbol? Smuda winkt lächelnd ab: "Ich bin weder reich noch berühmt. Aber ich hatte schon immer ein Faible für diese wunderbaren Autos."

Wie er denken viele im "Rolls-Royce Enthusiastics'' Club", in dessen deutscher Sektion der gebürtige Eschweiler Smuda im Vorstand aktiv ist. Sie sind in berühmter Gesellschaft: Musical-Macher Andrew Lloyd-Webber ist Mitglied, und auch Hollywood-Star Tom "Magnum" Selleck wird auf Treffen gesichtet. Der Kauf eines Rolls'' oder Bentleys ist laut Smuda zudem ein "faszinierendes Abenteuer", das Weltgeschichte fühlbar macht. Staatschefs oder Berühmtheiten wie Dschungelbuch-Autor Rudyard Kipling waren Erstbesitzer mancher Wagen. Wie viele Rolls-Besitzer "taufte" Kipling sein Auto: "The Duchess".

Fach-Literatur nimmt einen Großteil der Regalflächen Smudas ein, daneben Fotoalben. Humoriges Fundstück: Ein Foto bekam er von der Polizei, wie das bei Beweismitteln von Radarfallen üblich ist . . . Smuda deutet auf ein Buch, "Rolls-Royce in America" steht auf dem roten Deckel: "Das hat mir meine Mutter geschenkt, als ich neun Jahre alt war." Spätestens da war es um den heute 34-Jährigen geschehen. Mit 15 Jahren trat er in die Junior-Abteilung des britischen Mutter-Clubs der Rolls-Enthusiasten ein.

Sechs Jahre später kaufte Smuda seinen ersten "RR", einen "Silver Cloud I", das Schwestermodell zu seinem Bentley - und erntete unterschiedlichste Reaktionen. "Zuerst fand mein Chef es lustig, dass der Lehrling seinen Rolls neben seinem Auto parkte, aber dann . . ." Smudas Begeisterung für das edle Fahrzeug tat das keinen Abbruch, und positive Reaktionen überwiegen: "Man lernt interessante Leute kennen, kommt mit vielen Menschen ins Gespräch." Keine Frage, dass er bei Hochzeiten von Kollegen auch schon mal chauffiert. Denn ans rechts gelegene Steuer lässt er niemanden.

Der Bentley ist das dritte Exemplar englischer Bauart, das Smuda durch deutsche Straßen lenkt. Und das nicht zu knapp. Jeden Tag fährt der Ex-Börsenmakler, der heute in der Telekommunikation tätig ist, mit seiner rollenden Legende zur Arbeit. Smuda: "Mein Hobby hat einen praktischen Nutzen: In zwei Jahren bin ich 30 000 Kilometer gefahren - ohne Panne. Wäre doch schade, wenn so etwas in der Garage rumsteht." Apropros Garage: Einparken ist Millimeterarbeit. "An der Wand habe ich Styroporplatten angebracht. Wenn ich die berühre, weiß ich, dass das Tor zugeht." Auch nach Windsor geht''s konventionell: "Ich packe meine Koffer ins Auto und los geht''s." Ein Tag hin, ein Tag zurück - dazwischen die Queen und ein Abendessen mit Prinz Phillip.

Und könnte er sich je von seinem Bentley mit dem "Winged B", Pendant zur "Emily" auf dem Rolls-Kühler, trennen. "Ich glaube nicht", sagt Smuda. Obwohl? Eine andere "heimliche Liebe" lässt den Oldtimer-Kenner ebenfalls von Jugend an nicht los: "der VW Käfer.

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