"In Bonn hat sein Weg nach Rom begonnen"

Joseph Kardinal Ratzinger war von 1959 bis 1963 Ordinarius für Fundamentaltheologie an der Universität Bonn - Benedikt XVI. zum Weltjugendtag in Köln erwartet - Spekulationen über Bonn-Besuch

Bonn. Eine Überraschung gab es am Dienstag für die Gläubigen im Abendgottesdienst im Bonner Münster. Um kurz nach sechs begannen die Glocken zu läuten, kurz darauf wurde es bekannt: Kardinal Joseph Ratzinger ist der neue Papst Benedikt XVI.

Die Katholiken aus Bonn und der Region nahmen die Wahl des Konklaves sehr positiv auf. "Ich bin in die Messe gegangen, um für die Papstwahl zu beten", sagte Agnes Strauch. "Gut, dass wir wieder einen Papst haben." Auch der Organist reagierte auf die Wahl des neuen Papstes: Mit "Großer Gott wir loben Dich", beendete er die Messe. "Es war ein intensives Gebet, das mit der Orgel im Jubel endete", beschrieb eine Gottesdienstbesucherin.

Ratzinger ist für Bonn kein Unbekannter: Von 1959 bis 1963 war der Papst Ordinarius für Fundamentaltheologie an der Universität Bonn. "Für ihn war es wichtig, den Menschen zu vermitteln, dass Gott sich in Jesus Christus offenbart hat", beschrieb Professor Hans Waldenfels, der zweite Nachfolger des neuen Papstes am Bonner Lehrstuhl, seinen Vorgänger.

Das sei auch in seiner Antrittsrede an der Bonner Universität deutlich geworden. "In Bonn hat sein Weg nach Rom begonnen", erklärte Waldenfels. Während seines Studiums in München habe sich zwischen dem späteren Bischof Hubert Luthe und Ratzinger eine tiefe Freundschaft entwickelt. Luthe, der damals Sekretär von Josef Kardinal Frings war, habe Ratzinger nach Bonn gebracht.

"Er hat seinem Chef gesagt, dass Ratzinger ein guter Mann ist, dass er für Bonn sehr hilfreich wäre." Hier bekam Ratzinger seinen ersten Lehrstuhl, wo er sich mit den Grundlagen des Glaubens beschäftigte. Eines seiner bedeutenden Werke, die "Einführung in das Christentum", begann er in Bonn. Zum Weltjugendtag erwartet Waldenfels den Papst, der während Waldenfels'' Amtszeit stets mit dem Lehrstuhl in Kontakt stand, in Köln - ob er aber auch einen Abstecher nach Bonn machen wird, "darüber kann man nur spekulieren".

Auch Stadtdechant Wilfried Schumacher erwartet Benedikt XVI. im August in Köln - und betonte seine Verbindung zu Bonn. "Ich freue mich, dass jemand zum Papst gewählt worden ist, der vor 40 Jahren an der Bonner Universität angefangen hat", sagte Wilfried Schumacher. Außerdem hoffe er, dass er sein Amt als Papst mit der gleichen Frische ausüben werde, mit der er auch Erzbischof Kardinal Frings beim Zweiten Vatikanischen Konzil beraten hat.

Superintendent Eckart Wüster gratulierte seinen katholischen Mitchristen zur Wahl, äußerte aber auch Bedenken: "Uns wünschen wir, dass er auch die anderen christlichen Konfessionen als Reichtum empfindet. Auch wenn nach manch anderer Erfahrung mit ihm abzuwarten bleibt, ob wir auf dem Weg der Ökumene vorankommen."

Die Studenten der Katholischen Fakultät auf jeden Fall konnten den neuen Papst gebührend ehren - wenn auch ungeplant. Im Anschluss an die Abendmesse feierten die Studenten ihren Semesteröffnungsgottesdienst. Und der Zelebrant war Professor Heino Sonnemans, der heutige Ordinarius für Fundamentaltheologie.

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