In Bonn sind wieder Büroräume gefragt

Investoren von Millionen-Objekten sehen Anzeichen einer Belebung - Haus & Grund-Chef: Das Pflänzchen entwickelt sich ganz vage wieder

Fenster zum Hof:  Aus dem Johanniter-Krankenhaus sieht man den Rohbau des Torhauses (vorne), links die Ellipse des "Kanada-Hauses" und dahinter den Post-Tower.

Fenster zum Hof: Aus dem Johanniter-Krankenhaus sieht man den Rohbau des Torhauses (vorne), links die Ellipse des "Kanada-Hauses" und dahinter den Post-Tower.

Foto: Barbara Frommann

Bonn. Sie sind zwei Paradebeispiele für den Strukturwandel - die ehemaligen Botschaften von Kanada und den Niederlanden. Nachdem die Diplomaten vom Rhein an die Spree umgezogen sind, wurden die markanten Gebäude verkauft und neu gestaltet. Das "Kanada-Haus" ist nahezu komplett vermietet, und die Verhandlungen mit potenziellen Mietern für das "Holland-Haus", das Ende diesen Jahres bezugsfertig ist, laufen auf Hochtouren.

Architekt Frank Piotrowski sagte dem GA, es gebe für das "Holland-Haus" zahlreiche Interessenten - sowohl von Privatfirmen als auch von öffentlichen Behörden: "Es läuft alles auf eine reine Büronutzung hinaus." Er habe festgestellt, dass die Nachfrage nach hochwertigen Büroräumen in den vergangenen Monaten gestiegen sei. So hätten sich jetzt wieder Interessenten gemeldet, die im vergangenen Jahr noch aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage Verhandlungen abgebrochen hätten: "Hier zeichnet sich eine positive Entwicklung ab."

Damit bestätigt sich die Prognose von Uwe Schmitz. "Ich habe die berechtigte Hoffnung, dass sich die Situation ab Mitte nächsten Jahres verbessern wird", sagte der Frankonia-Geschäftsführer im vergangenen Juli dem GA. Frankonia investiert in das "Holland-Haus" rund 30 Millionen Euro. Für Schmitz ist Bonn nach wie vor "der beste Büromarkt in Deutschland".

Über 9 000 Quadratmeter Nutzfläche verfügt die frühere Botschaft der Niederlande samt ihrer Anbauten. Das unter Denkmalschutz stehende Kanzleigebäude mit seiner braunen Ziegelfassade bleibt ebenso erhalten wie der vorgelagerte Glasbau. Auf der dahinter liegenden Freifläche entstehen drei kleinere Bürogebäude. Im rechten Winkel zum Hauptgebäude, parallel zum Johanniter-Krankenhaus, wird derzeit ein sechsgeschossiges "Torhaus" hochgezogen. Vorgesehen ist zudem ein öffentliches Restaurant. "Das würde dort noch hervorragend hinpassen", sagte Piotrowski.

Aus seiner Feder stammen auch die Pläne für den Umbau der ehemaligen kanadischen Botschaft. Hier ging es darum, den Charakter des Gebäudes zu erhalten - was gelungen ist: Der Altbau wurde rundum saniert, wobei die Fassade um rund 20 Prozent abgerissen wurde, um auf dem Areal und dem angrenzenden Grundstück einen ellipsenförmigen Neubau zu erreichten. Hauptmieter des Gebäudes sind das Institut für angewandte Sozialwissenschaften (infas) und ein Büroservice-Unternehmen. Die beiden noch leerstehenden Etagen würden bald vermietet, sagte Piotrowski: "Wir führen mit zwei Interessenten konkrete Verhandlungen."

Einen ähnlichen "Riecher" wie Uwe Schmitz hatte vor einem halben Jahr auch Angelika Remmert-Stuckmann. Die Geschäftsführerin der Münchener Allgemeinen Bauträgergesellschaft (ABG), die 35 Millionen Euro in das "Atrium"-Bürohaus neben der Volksbank an der Heinemannstraße investiert, sagte damals: "Bonn ist ein adäquater Standort für eine hervorragende Büroimmobilie, und die Lage gegenüber dem Rheinauenpark ist sehr reizvoll. Daher mache ich mir keine allzu großen Sorgen wegen der Vermietung."

ABG-Sprecher Wolfgang Epple versicherte am Mittwoch: "Wir stehen mit namhaften Interessenten im Gespräch." Er rechne fest damit, dass nach Fertigstellung des Gebäudes zum Jahreswechsel die Büros bezogen werden. Epple ist davon überzeugt, dass die Entscheidung der Bundesregierung für den UN-Campus "sich sehr positiv auf die weitere Entwicklung von Bonn auswirken wird".

Dass sich die Vermietungssituation in Bonn verbessert, bestätigt auch R. Dieter Limbach, Vorsitzender von Haus & Grund. Er warnt allerdings vor Euphorie: "Das Pflänzchen entwickelt sich ganz vage wieder; von einem Durchbruch kann aber noch keine Rede sein."

Limbach sagte, dass die Büromieten im Bundesviertel leicht gesunken seien. So habe der städtische Gutachterausschuss auf der Basis von abgeschlossenen Verträgen für das Areal rund um das Bundeshaus per 31. Dezember 2002 eine Mietobergrenze von 14,50 Euro pro Quadratmeter ermittelt; im Jahr zuvor seien es 30 Mark (15,34 Euro) gewesen. "Deutlich nach unten gegangen" - auf jetzt zehn Euro pro Quadratmeter - seien die Mieten für Büros in diesem Viertel, deren Zustand, technische Ausstattung und Zuschnitt unterdurchschnittlich seien.

Dazu auch der Kommentar: Steilvorlage nutzen

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