Intelligente Kamera filtert "berechtigte" Fahrzeuge heraus

Autofahrer, die durch die neue Siegburger Fußgängerzone am Kino fahren, werden ab sofort angezeigt

Modernste Technik  verbirgt sich im neuen Starenkaste am Bahnhof.

Modernste Technik verbirgt sich im neuen Starenkaste am Bahnhof.

Foto: Arndt

Siegburg. Mit einer völlig neuen Technik geht die Stadt Siegburg ab sofort am Bahnhof gegen Fußgängerzonenfrevler vor. Dort stehen seit dem Wochenende zwei Fotosäulen, die auf den ersten Blick an handelsübliche Starenkästen zur Tempomessung erinnern. Tatsächlich sind sie gespickt mit intelligenter Elektronik. "Wir werden gegen jeden Autofahrer vorgehen, der unberechtigt durch die Fußgängerzone am Bahnhof fährt", sagte Bürgermeister Rolf Krieger.

Und da hilft die Kamera, denn nach wie vor dürfen Taxen und Busse das Nadelöhr passieren. Auch bestimmte Lieferanten und Anwohner haben die Genehmigung, durchzufahren. Die Software der neuen Kameras ist in der Lage, das Autokennzeichen zu analysieren und berechtigte von unberechtigten Fahrzeugen zu unterscheiden.

Freilich dauert das so seine Zeit, bis alle legitimierten Autos einprogrammiert sind. Die Autofahrer werden künftig per gut sichtbarem Schild darauf aufmerksam gemacht, dass jeder unberechtigt Durchfahrende eine Anzeige erhält. Sobald die Schilder stehen, werden laut Stadtsprecher Ralf Reudenbach auch die Kameras scharf geschaltet.

Über die Fußgängerzone vor dem neuen Bahnhofsgebäude haben sich in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses die Politiker auseinandergesetzt. Grünen-Sprecher Hans-Werner Müller hatte per Antrag gefordert, die Fußgängerzone vor dem Bahnhof aufzuheben. "Tatsächlich handelt es sich um keine Fußgängerzone, weil dort häufig Taxen und Busse durchfahren. Hier wird den Bürgern eine falsche Sicherheit vorgegaukelt", begründete er.

Stattdessen solle ein Fußgängerüberweg geschaffen werden. Mit seinem Vorschlag handelte sich der Grüne eine Abfuhr von CDU-Fraktionschef Jürgen Becker ein. "Sie sind ja reaktionär und haben offenbar noch wilhelminische Ordnungsvorstellungen, dass sie die Verkehrsteilnehmer streng voneinander trennen wollen", meinte Becker. Und Bürgermeister Krieger wies auf die Vorzüge der kombinierten Fußgängerzone hin: "Wir haben das, was die Stadt Bonn gerne hätte, eine durchgehende Zone vom Bahnhof bis in die Innenstadt."

In vielen Städten sei es erfolgreiche Praxis, dass Busse und Taxen im Schritttempo durch die Fußgängerzone führen. Die Stadt hoffe, dass die Situation nach Abschluss der Bauarbeiten übersichtlicher und damit für die Verkehrsteilnehmer sicherer werde. Fahrrad fahren wird übrigens vor dem Bahnhof - ebenso wie in der gesamten Fußgängerzone - zwar nicht erlaubt, wird aber toleriert. SPD-Fraktionschef Lothar Stauch hatte sich mit Blick auf die Verkehrssicherheit dagegen ausgesprochen.

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