Neubaugebiet in Nieerdollendorf Interessengemeinschaft Sumpfweg lehnt "Charme-Offensive" des Investors ab

NIEDERDOLLENDORF · In Niederdollendorf sind auf einer Fläche von 30.000 Quadratmetern 15 Mehrfamilienhäuser mit 166 Wohnungen, fünf Reihenhäuser und zwei frei stehende Einfamilienhäuser geplant. Die "Charme-Offensive" des Bonner Architekten Karl-Heinz Schommer und der Bouwfonds Immobilienentwicklung, die die Anwohner für die geplante Bebauung zwischen Johannes-Albers-Allee, Hauptstraße und Rhein gewinnen wollen, stößt bei denen auf Ablehnung.

Gerodet wurde bereits vor einem Jahr.

Gerodet wurde bereits vor einem Jahr.

Foto: Frank Homann (Archiv)

Das macht die Interessengemeinschaft zur Rettung des Sumpfweges in einer Stellungnahme deutlich, die wir zum Teil und im Wortlaut veröffentlichen:

"Wir wissen nicht, was soll es bedeuten, dass das umstrittene Großbauprojekt Sumpfweg im Retentionsraum/ Überschwemmungsgebiet nun auch noch mit der euphemistischen Worthülse Rheinpark ummantelt wird. Soll diese Umbenennung darüber hinwegtäuschen, dass dieses naturbelassene, romantisch-wilde, parkähnliche Kleinod längst massiv gerodet wurde, der verbleibende Baumbestand mit dem Bauprojekt überplant wird und das Gehölz gegen die riegelartige Tiefgarage wohl kaum eine Chance hat? Der Investor sagt, er will Offenheit und Transparenz. Hier stellt sich für uns jedoch unvermittelt die Frage: Sind wir Bürger des Investors oder der Stadt Königswinter, für die Bürgernähe in Sachen Sumpfweg ein Fremdwort zu sein scheint?

Das architektonische Verständnis von Wohlfühlen und Behaglichkeit scheint heutzutage jedoch ein diametral entgegengesetztes zu sein. Der vielbesungene Vater Rhein inspiriert Schommer zu den derzeit in der Architektur bekannten kubusartigen Gebilden, die angeblich die Örtlichkeit widerspiegeln sollen. Bei allem Verständnis für freie künstlerische Interpretationen gegebener natürlicher Strukturen, so lassen sich hier jedoch beim besten Willen keine Verbindungen erkennen, zwischen diesem wunderbaren Kleinod am Rhein und den ästhetisch doch eher fragwürdigen kubisch-monströsen Baukörpern, die demnächst die Rheinlandschaft zieren sollen.

Schließlich sollte auch den Planern dieses Bauprojektes bekannt sein, dass der Rhein am Sumpfweg nirgends direkt zu sehen ist. Es sei denn, die neuen Anwohner wollen ihre neue Residenz ausschließlich als Winterdomizil nutzen. Oder ist auch hier mit massiven Befreiungen und weiteren Rodungen an der Rheinpromenade zu rechnen? Erstaunlich ist auch, dass die Tiefgaragen der Bebauung erst bei einer Pegelhöhe des Rheins von 55,10 ü. NN geflutet werden sollen. Die Hauptstraße allerdings ist dann schon längst überflutet sowie auch die Nachbarschaft!

Vor diesem Hintergrund sind wir - die Interessengemeinschaft Sumpfweg - der Meinung, dass dieses komplexe Thema hinsichtlich einer tatsächlich seriösen Einschätzung schon längst hätte in einer Informationsveranstaltung mit anerkannten Experten und einer breiten Öffentlichkeit diskutiert werden müssen. Dieses Forum hätte die Möglichkeit geboten, Fragen zu erörtern und eventuellen Schaden durch dieses Bauvorhaben zu verhindern.

Bislang hat die Politik hier keine Notwendigkeit gesehen. Man vertraut dem Investor und seinen Gutachten. Nun geht es um die Zukunftsgestaltung einer traditionsreichen Region, die seit Jahrhunderten mit ihrem malerischen Siebengebirge und der reizvollen Flusslandschaft ein weltbekannter Tourismusmagnet ist! 'Nach uns die Sintflut' kann und darf nicht zum Credo werden!"

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