Mit UN-Botschafter Willi Lemke Internationale Jugendgruppe gastierte in der Sportschule

HENNEF · Sie kommen aus Slums, Favelas, Flüchtlingslagern und von Müllkippen, und sie leben in bitterster Armut. "Sie kommen daher, wo es ihnen saudreckig geht", sagt Willi Lemke, ehemaliger Manager des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen und heute Aufsichtsratsvorsitzender des Clubs.

 Mit den Boxgirls aus Berlin-Kreuzberg stiegen die künftigen Übungsleiter in den Ring.

Mit den Boxgirls aus Berlin-Kreuzberg stiegen die künftigen Übungsleiter in den Ring.

Foto: Sportschule

Lemke hat aber noch eine wichtige andere Aufgabe, eine die ihm mehr bedeutet als Fußball. Er ist UN-Sonderbotschafter für Sport des Generalsekretärs Ban Ki Moon, und als dieser organisiert er "Youth Leadership Camps". Zum zweiten Camp für angehende Jugendleiter fanden sich 26 junge Leute aus elf Nationen, die meisten aus Afrika, in der Sportschule Hennef ein, wo sie elf Tage lang fortgebildet wurden und natürlich auch viel Sport trieben: Boxen, Judo, Tischtennis, Basketball oder Fußball.

Alle Teilnehmer engagieren sich im Sport für die Ärmsten der Armen in ihren Heimatländern und haben sich über ihre Sportverbände beworben. Mindestens zehn Prozent müssen Behinderte sein. "Das entspricht dem Anteil der Behinderten in der Welt", sagt Lemke.

Eine von ihnen ist Aida aus Kenia, die verkrüppelte Beine hat und sich nur mit Prothesen fortbewegen kann. Mit dabei ist auch Jeremy aus Lesotho, der blind ist. Als Macher Lemke erfährt, dass die beiden, wie viele der anderen Teilnehmer auch, nicht schwimmen können, geschweige denn schon mal im Wasser waren, organisierte er kurzerhand seinen Freund und Schwimmlehrer Günter Maas aus Bremen, der schon seinen Kindern und Otto Rehhagels Sohn Jens das Schwimmen beigebracht hat.

Mit durchschlagendem Erfolg. Jeremy und selbst Aida, die sich anfangs sträubte, gingen mit dem 70-Jährigen ins Wasser. "Das zu erleben, war schon etwas ganz Besonderes. Sie war glücklich, wie ein Fisch im Wasser", sagt Lemke, der in einem nächsten Camp Israelis und Palästinenser zusammenführen will. "Für die jungen Leute wird das Leben mit den vielen Eindrücken in Deutschland ein anderes sein, wenn sie zurückkommen in ihre Heimat."

Sicher auch für Rosemary "Mara" Alouch aus Kenia. Sie hat selber auf einer Müllhalde in Nairobi gelebt und trainiert jetzt 40 Kinder, die dort noch immer ihr Dasein fristen müssen. "Sie spielt Fußball wie Maradona, deshalb ihr Spitzname", sagt Lemke. Mit Kenias Nationalteam der Obdachlosen wurde sie in Paris sogar Weltmeisterin.

Lemke zeigte sich sehr angetan von der Sportschule und dem Team um Leiter Andreas Eichwede. "Die Einrichtung hat ja auch einen sehr guten Ruf." Die künftigen Jugendleiter waren überwältigt und begeistert von der Herzlichkeit der Deutschen, der Sportschule und der Sauberkeit in Deutschland. Ein Teilnehmer schwärmte von den "vielen grünen Bäumen", ein anderer bezeichnete den Koch der Sportschule als den besten der Welt. So mancher möchte am liebsten in Deutschland bleiben. Doch gestern lief die Zeit ab, sie stiegen in den Flieger nach Hause. "Wir gehen jetzt zurück, um die Welt zu verändern", sagt Cynthia aus Kenia. Der blinde Jeremy ergänzt: "Ich habe ein ganzes Buch im Kopf."

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