Zum Jahrestag der Katastrophe an Ahr, Swist und Erft Bildband des General-Anzeigers dokumentiert die Jahrhundertflut
Region · „Eine Jahrhundert-Katastrophe“: So titelte der General-Anzeiger, nachdem am 14. Juli 2021 Überflutungen an Ahr, Swist und Erft Menschenleben gefordert und eine Schneise der Verwüstung geschlagen hatten. Zum Jahrestag veröffentlicht der General-Anzeiger eine Chronik der Ereignisse in Buchform, berichtet über den Schrecken, aber auch über die große Hilfsbereitschaft danach. Mit dem Verkauf unterstützt werden auch Flutbetroffene.
Es war die Jahrhundertflut. Seit Mittwoch, 14. Juli 2021, ist im Ahrtal und in der Voreifel fast nichts mehr wie es war. Nach tagelangem Starkregen baute sich eine Flutwelle auf, die in den Tälern Tod und Zerstörung brachte. Menschen starben, Häuser schwammen weg und Landschaften veränderten sich. Viele Tote, viele Verletzte, noch mehr Traumatisierte und Obdachlose. Seit einem Jahr bemühen sich die Menschen an Ahr, Swist und Erft um den Wiederaufbau. Zum Jahrestag veröffentlicht der General-Anzeiger die Chronik der Katastrophe in Buchform. Auf 128 Seiten im Großformat haben die Redakteure, die selbst draußen gegen die Fluten kämpften und teilweise selbst ihr Zuhause verloren, Texte und Bilder aus den dramatischen Tagen gesammelt und für die Veröffentlichung aufbereitet.
Die Kraft der Natur nicht unterschätzen
Das Buch soll eine Mahnung sein für alle die, die die Kraft der Natur und die menschengemachte Veränderung des Klimas unterschätzen. Das Buch ist eine Zeichen gegen das Vergessen, gegen die sogenannte Hochwasserdemenz. Es erinnert an die Opfer, an das Leid und die Zerstörung, aber zugleich auch an die unbeschreibliche Hilfsbereitschaft von Menschen aus ganz Deutschland und darüber hinaus.
In einzigartiger Solidarität kamen Helfer, um Schlamm, Müll und Trümmer zu beseitigen und gemeinsam anzupacken für den Wiederaufbau. Dabei setzte sich nach und nach die Erkenntnis durch, dass es nicht so schnell gehen würde, wie man sich das wünschen würde. Langwierige politische Prozesse, gutachterliche Herausforderungen sowie Mangel an Handwerkern und Material führen dazu, dass wir heute von einem Jahrzehnt des Wiederaufbaus auszugehen haben.
„Zeitungen und die mit ihnen verbundenen Online-Medien publizieren für den aktuellen Bedarf. Was dort steht, ist meist schnell gelesen und schnell wieder vergessen. Die Flutnacht und ihre Folgen, die schlimmen und die guten, verdienen jedoch über den Tag hinaus unsere Aufmerksamkeit. Die Erinnerung ist der erste Schritt, die Ereignisse einzuordnen und aus den Erfahrungen zu lernen, vielleicht auch Hoffnung zu schöpfen", schreibt der Chefredakteur des General-Anzeigers, Helge Matthiesen, in seinem Vorwort zum Buch.
Um das Geschehen der schwersten Tage dieser Region plastisch zu machen, dokumentieren wir im Buch den Flutticker, der beschreibt, wie sich die Welle durch die Täler wälzte. Wir berichten, was in der ersten Nacht geschah, und was davon nach außen drang.
Preisgekrönte Aufnahme auf dem Titel
Zeitzeugen wie Polizisten, Retter und Sänitäter erinnern sich. Ein Kollege, der im Ahrtal lebt, hat uns sein Tagebuch zur Verfügung gestellt. Wir fokussieren den Einsatz der Helfer, die Spontanhilfe der Bundeswehr, die Brückenverbindungen wieder herstellte, und den Fuchs an der Leine, der dabei half, Vermisste aufzuspüren. Aber auch die politische Aufarbeitung, etwa in den Untersuchungsausschüssen der Landtage, findet ihren Platz. Wir blicken auf das einst malerische Bad Münstereifel und den Baggerfahrer, der wider Willen zum Helden der Steinbachtalsperre wurde.
Titelbild des Buches ist die preisgekrönte Aufnahme von GA-Fotograf Benjamin Westhoff, das er in Bad Münstereifel aufgenommen hat. Ihm wurde dafür der erste Preis beim Wettbewerb „NRW-Pressefoto des Jahres" zuerkannt. Das Bild hängt im Düsseldorfer Landtag.
Inzwischen ist der General-Anzeiger zudem für den dritten Platz beim Deutschen Lokaljournalistenpreis 2021 der Konrad-Adenauer-Stiftung erkoren worden. Die Jury hat sich nach eigenen Angaben für den General-Anzeiger entschieden, weil er „eine konzeptionell durchdachte Arbeit über alle Ausspielkanäle hinweg“ ablieferte und „mit Teamleistung und Innovation“ überzeugte. Zudem sei es der Zeitung beispielhaft gelungen, „die Flut-Berichterstattung mit Videos und Podcasts ins Digitale zu verlängern“.
Solidarität der GA-Leser mit den Flubetroffenen ist groß
Dass die Solidarität der GA-Leser mit den Flutbetroffenen besonders hoch ist, zeigte sich nicht nur darin, dass viele selbst mit anpackten beim Aufräumen und Aufbauen, sondern auch in einer unvergleichlichen Spendenbereitsschaft. Für die Flutsonderaktion des GA-Weihnachtslichts kamen bislang knapp sieben Millionen Euro zusammen. Eine stolze Summe, die der GA unbürokratisch an Bedürftige und sinnvolle Hilfprojekte ausschüttete.
Darüber hinaus waren unsere Redakteure regelmäßig mit dem Redaktionsmobil, das uns die Firma RKG zur Verfügung gestellt hatte, in den Flutgebieten unterwegs. So konnten wir live und direkt Interviews mit den betroffenen Menschen vor Ort führen. Denn wer von einem solch tiefgreifenden Ereignis berichten will, der muss zu den Menschen hinfahren und direkt mit ihnen sprechen. Auf diese Weise konnten wir nach und nach erschließen, was in den schweren Stunden der Flut und in den Tagen danach tatsächlich geschehen war. Und was nun zu tun ansteht.