"Jetzt ist in Bad Honnef viel Kreativität gefragt"

Wally Feiden (SPD) fordert am Sonntag Peter Brassel heraus - Die Aegidienbergerin ist zuversichtlich: "Ja, ich schaffe es!" - Kandidatin spricht sich gegen eine "Satellitenstadt" in Selhof aus

  Kandidatin  Wally Feiden (SPD) will am Wahlsonntag ihre Chance nutzen.

Kandidatin Wally Feiden (SPD) will am Wahlsonntag ihre Chance nutzen.

Foto: Homann

Bad Honnef. In Bad Honnef müssen sich zwei Kandidaten um das Bürgermeisteramt einer Stichwahl stellen: Wally Feiden (SPD) und Peter Brassel (CDU) treten am Sonntag gegeneinander an. Nachdem in der Ausgabe des General-Anzeigers am Mittwoch die kommunalpolitischen Schwerpunkte von Amtsinhaber Peter Brassel vorgestellt wurden ( der GA berichtete), folgt nun ein Interview mit Wally Feiden. Das Gespräch führte Victor Francke.

General-Anzeiger: Haben Sie damit gerechnet, dass es zu einer Stichwahl kommt?

Wally Feiden: Ja, natürlich. Zum einen durch die Anzahl der Kandidaten, zum anderen aber auch, weil sich inzwischen nämlich herumgesprochen hat, dass ich entgegen anderslautenden Erklärungen durch so manchen, der mir politisch nicht besonders nahesteht, sehr wohl vier volle Jahre Bürgermeisterin der Stadt Bad Honnef sein kann und nicht etwa bloß ein Jahr. Bedauerlicherweise haben einige das Gerücht in die Welt gesetzt, ich müsste schon kurz nach meiner Wahl in den Ruhestand treten. In Wirklichkeit werde ich so lange im Amt sein wie eine Bundesregierung, nämlich vier Jahre.

GA: Etwas mehr als 40 Prozent der wahlberechtigten Bad Honnefer sind am 26. September nicht zur Wahl gegangen. Es ist also noch viel Potenzial vorhanden. Warum gehen so viele Bürger eigentlich nicht zu einer so wichtigen kommunalen Wahl?

Feiden: Das wüsste ich auch gern. Schade, denn von den Ratsentscheidungen sind viele sehr unmittelbar betroffen.

GA: Weniger die Parteien und Fraktionen stehen am Tag der Stichwahl im Vordergrund. Es sind vielmehr die Persönlichkeiten, die zur Wahl anstehen. Warum soll der Bad Honnefer Bürger am 10. Oktober Sie wählen? Was qualifiziert Sie Ihrer Meinung nach besonders für das Amt?

Feiden: In Partei und Fraktion mache ich seit 25 Jahren Politik für Bad Honnef und habe dabei meine im Beruf früh erworbene Führungskraft einbringen und bestätigen können. Mir wird sachliche und soziale Kompetenz zugesprochen, die ich mit ganzer Kraft zur Lenkung von Rat und Verwaltung einsetzen werde. Ich agiere kooperativ und reagiere nicht erst, wenn schon etwas angebrannt ist.

GA: Hoffen Sie auf Stimmen der Grünen-, FWG- und FDP-Wähler?

Feiden: Ja. Denn viele dieser Wähler wollen eine andere Machtverteilung im Rat, damit Entscheidungen sachbestimmt getroffen werden. Das ist jetzt, da die neuen Mehrheiten die alten sein werden, nur mit mir als Bürgermeisterin und Gegengewicht noch zu erreichen.

GA: Können Sie in wenigen Worten Ihre besonderen Stärken formulieren?

Feiden: Sachverhalte kann ich schnell erfassen und bewerten, Lösungen verfolge ich sehr zielstrebig. Ich denke auch sagen zu können, dass ich ehrlich und mitfühlend bin.

GA: Sollten Sie auch eine - wenn überhaupt - zumindest kleine Schwäche haben....?

Feiden: Ich versuche, mit Eifer und Argumenten auch dann noch zu überzeugen, wenn stures Machtgebaren das Argumentieren nutzlos macht.

GA: Wenn Sie gewählt werden: Was wird denn Ihre erste Amtshandlung am ersten Arbeitstag sein?

Feiden: Ich werde durch das Rathaus gehen und mich allen Beschäftigten an ihrem Arbeitsplatz vorstellen.

GA: Der Alltag holt einen schnell ein. Was wird die aus jetziger Sicht größte Herausforderung sein, der sich der oder die neue Bürgermeister/in zu stellen haben wird?

Feiden: Zu den Hauptaufgaben gehört, die Stadt aus der Haushaltsmisere zu führen und zwischenzeitlich die mageren Spielräume gemeinsam mit dem Rat zum Wohl der Stadt zu nutzen.

GA: Wie kommt Bad Honnef eigentlich aus der Finanz-Katastrophe heraus?

Feiden: Unsere Stadt ist viel zu reich, um arm zu bleiben. Wir - Bürgermeisterin, Rat, Verwaltung und alle relevanten Kräfte in der Stadt - müssen diese Aufgabe gemeinsam und beherzt anpacken. Bad Honnef muss die Stärken nutzen, nur so können die Schwächen überwunden werden. Ich habe Konzepte für Rhöndorf, für die Bäder und für die von den Sportlern Bad Honnefs gewünschte Halle in Aegidienberg entwickelt und aufgezeigt, dass man gemeinsam auch mit wenig oder keinem Geld handeln kann - man muss es allerdings wollen.

GA: Was geschieht mit Selhof-Süd in den nächsten fünf Jahren? Wird das Gelände bebaut oder nicht?

Feiden: Ich lege zunächst Wert auf die zügige Bebauung des bereits beschlossenen und auch erschlossenen Baulands, wozu auch die Baulücken gehören. Danach wird sich zeigen, ob der Siedlungsdruck auf Bad Honnef tatsächlich groß genug ist, um uns die notwendigen Vorleistungen für Selhof-Süd leisten zu können. Auch zukünftigen Generationen müssen wir Landschaft und Natur erhalten. Eine Satellitenstadt an dieser Stelle wird hoffentlich keine Mehrheit im Rat finden.

GA: Bad Honnef unterliegt bekanntlich der vorläufigen Haushaltsführung. Das heißt, dass Sie selbst bei kleinen Ausgaben bei der Kommunalaufsicht nett nachfragen müssen, ob Sie die Ausgabe auch tätigen dürfen. Macht es da überhaupt Spaß, Bürgermeister zu sein? Ein Bürgermeister ohne Geld ist doch wie ein König ohne Land....

Feiden: Der Lustgewinn in dieser Situation wird in der Tat sehr gering sein. Ich sehe aber auch nicht, dass eine Bürgermeisterin hauptsächlich zum Geldausgeben da ist. Die Zeiten der großen Investitionen sind längst vorbei, das Tafelsilber wurde in Bad Honnef leider gegen meinen Willen bereits in früheren fetten Jahren verscherbelt. Jetzt ist in Bad Honnef sehr viel Kreativität gefragt, damit wir überhaupt wieder auf die Beine kommen.

GA: Wie wichtig ist der Rückhalt Ihrer Partei, gerade jetzt in der Phase kurz vor der Stichwahl? Fühlen Sie sich von Ihren politischen Freunden voll getragen?

Feiden: Ja. Allein und ohne die Rückendeckung und volle Unterstützung durch die SPD wäre ich gar nicht bis hierher gekommen. Ich danke meinen politischen Freunden von Herzen, dass sie mich so toll tragen und durchaus auch ertragen. Ich danke aber auch der inzwischen gegründeten Initiative ,Bürger wählen Wally Feiden`, die mir die Zuversicht gibt: Ich schaffe es!

GA: Werden Sie in der Nacht von Samstag auf Sonntag gut schlafen?

Feiden: Ganz gewiss, denn dann habe ich getan, was ich tun konnte. Dann haben die Wähler das Wort.

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