Neue Altstadtmanager für Königswinter verpflichtet „Jetzt wollen wir das Gefühl des Aufbruchs nach außen vermitteln“

Königswinter · Die Agentur Projekt2508 übernimmt das Altstadtmanagement. Die Experten sehen an vier konkreten Punkten besonderen Nachholbedarf. Warum sie dennoch eine positive Zukunftsvision formulieren.

 Neustart für Königswinter: Anya Geider und Dominik Braunsteiner von der Stadt Königswinter, Bürgermeister Lutz Wagner, Technischer Dezernent Theo Krämer sowie Ulrich Keinath und Hans-Helmut Schild von der Agentur Projekt2508 (v.l.n.r.)

Neustart für Königswinter: Anya Geider und Dominik Braunsteiner von der Stadt Königswinter, Bürgermeister Lutz Wagner, Technischer Dezernent Theo Krämer sowie Ulrich Keinath und Hans-Helmut Schild von der Agentur Projekt2508 (v.l.n.r.)

Foto: Hansjürgen Melzer

Die Kommunikations- und Stadtentwicklungsagentur Projekt2508 hat in einem europaweiten Ausschreibungsverfahren den Zuschlag für das Altstadtmanagement in Königswinter erhalten. Das Unternehmen, das seinen Sitz im vergangenen Jahr von Bonn nach Königswinter verlegt hat, soll sich um die Belebung des Stadtteils, aber auch um eine bessere Kommunikation, Potenzialanalysen, Beteiligungsformate, die Betreuung von Fördergeldern sowie die Beratung von Eigentümern und Einzelhändlern kümmern.

Die beiden Geschäftsführer der Agentur, Hans-Helmut Schild und Ulrich Keinath, haben selbst bereits mehrere Projekte in der Altstadt erfolgreich realisiert. Angefangen mit dem Kontor und Kaffeehaus über das frühere Hotel Wenzel, in dem sich heute Büros und Studentenwohnungen befinden, dem Kaufmannsladen, dem Eselstall bis zum Bergischen Hof. Alle Objekte wurden aufwendig und mit viel Liebe zum Detail in ihrer historischen Bausubstanz saniert und befinden sich bis auf den Bergischen Hof mit dem Restaurant Jules Verne auch in ihrem Eigentum.

„Es ist gut, dass es jetzt endlich soweit ist“, sagte Bürgermeister Lutz Wagner bei der Vorstellung der neuen Altstadtmanager im Haus Bachem. Es gebe in diesem Stadtteil ein riesiges Entwicklungspotenzial, das bei weitem noch nicht genutzt werde, auch wenn sich in den vergangenen Jahren schon einiges getan habe.

Gutes Ende einer jahrelangen Debatte?

Über ein Altstadtmanagement wird in Königswinter bereits seit fast einem Jahrzehnt gesprochen. Im Jahr 2021 bewilligte die Bezirksregierung im Rahmen des Integrierten Handlungskonzepts Städtebaufördermittel in Höhe von 244.200 Euro. 60 Prozent der Kosten in Höhe von 407.000 Euro übernehmen Bund und Land. 40 Prozent, das entspricht 162.800 Euro, trägt die Stadt selbst.

Um den Stadtteil zu beleben, versprechen sich die neuen Altstadtmanager von vier Leuchtturmprojekten besonders viel. Keinath nennt an erster Stelle die Umnutzung des zurzeit leer stehenden ehemaligen Sealife-Gebäudes. „Hier darf nicht eine jahrelange Tourismusbrache entstehen. Wir brauchen hier eine schnelle Entscheidung der Politik. Hier sollte eine touristische Attraktion entstehen“, sagte er. Auch bei den ehemaligen Lemmerzhallen, die ein Unternehmer zurzeit in einen Gewerbepark umwandelt, sieht er Bewegung im Hinblick auf eine kreative Umsetzung. Der Standort sei einmalig in der gesamten Rheinschiene. Die Rheinallee würden die beiden Altstadtmanager gerne „in die schönste Rheinuferpromenade“ verwandeln. Als viertes Schlüsselprojekt betrachten sie die Entwicklung des Rheingold- und Bobby-Geländes als Lückenschluss zwischen Rhein und Siebengebirge.

„Wir haben einen Mangel an qualitativen Angeboten“

Als Vorteil ihrer Agentur sehen sie, dass sie bereits seit über 20 Jahren immer wieder in Königswinter involviert gewesen seien. In Kooperation mit der Stadt, den Bürgern und anderen Beteiligten wolle man nun gemeinsame Ziele für die Altstadt formulieren und umsetzen. Auch im Vergleich mit den Nachbarstädten Bonn und Bad Honnef möchte man sich positionieren. „Mit der Zeit wollen wir Alleinstellungsmerkmale schaffen, um Gründe zu bieten, damit die Menschen nach Königswinter kommen“, so Keinath. Die Altstadt habe ein unheimlich gutes Umfeld, aber eben auch Schwächen. „Wir haben ein Mangel an qualitativen Angeboten in der Gastronomie, der Hotellerie und dem Einzelhandel.“ Auch Schild sieht genügend Kaufkraft, die schon jetzt nach Königswinter kommt, aber nicht abgeschöpft wird. Als Vorbild für die künftige Entwicklung der Stadt erkennt er dabei eher die Gäste, die Königswinter Ende des 19. Jahrhunderts besuchten als die Touristen der 1960er Jahre. Zielgruppe sind für ihn „kaufkräftige Naturliebhaber, die wegen des Siebengebirges oder der Lage am Rhein in die Stadt kommen und nach einem adäquaten Angebot suchen“.

In diesem Zusammenhang bauen die neuen Altstadtmanager auch auf die Erfahrung ihrer Agentur im Bereich Kommunikation, Ausstellungsplanung und Storytelling. „Wir wollen eine neue Geschichte über Königswinter erzählen. Die Aura, der Klang der Stadt passen nicht zur Realität“, so Keinath. Alle Voraussetzungen seien in der Stadt gegeben. Er kenne kaum eine Stadt mit so vielen positiven Eigenschaften. Das Gefühl des Niedergangs der Altstadt gehöre bereits der Vergangenheit an. „Jetzt wollen wir das Gefühl des Aufbruchs nach außen vermitteln.“ Das brauche aber auch Zeit. Die Altstadtmanager bauen auf ihre vielen Kontakte in der Stadt und ihr gutes Netzwerk. Auf die Frage, warum ihnen gelingen sollte, was der Stadt in den letzten 20 Jahren nicht gelungen ist, sagt Keinath: „Man muss uns an unseren Taten messen.“

Am 25. April werden sich die neuen Altstadtmanager bei der Sitzung der AG Altstadtentwicklung vorstellen. Am 24. Mai präsentieren sie sich auch bei der nächsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Umwelt und Klimaschutz.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Eine gute Entscheidung
Kommentar zum Rathaus Königswinter Eine gute Entscheidung
Aus dem Ressort