Flüchtlinge in Rheinbach Jugendliche lehren Flüchtlingskindern Deutsch

RHEINBACH · Deutsch ist bekanntlich keine einfache Sprache, und wenn man hier gerade erst unter ganz schwierigen Umständen gelandet ist, fliegt einem das Lernen nicht gerade zu - könnte man meinen. Doch die Jugendlichen des Rheinbacher Flüchtlingshelferkreises machen da ganz andere Erfahrungen mit ihren Schützlingen.

 Nachhilfe für junge Flüchtlinge wie Xhenete Fetahu aus dem Kosovo (Mitte) und Anxhela Curo (links vorne) aus Albanien geben die Schwestern Sara (r) und Emma Trost und Luca Vary.

Nachhilfe für junge Flüchtlinge wie Xhenete Fetahu aus dem Kosovo (Mitte) und Anxhela Curo (links vorne) aus Albanien geben die Schwestern Sara (r) und Emma Trost und Luca Vary.

Foto: Axel Vogel

"Die Kinder sind hochmotiviert und machen enorme Fortschritte", fasst der angehende Pharmazie-Student Luca Vary (19) den Eindruck der insgesamt 16 Helfer zusammen, die sich seit einigen Wochen beim Deutsch-Unterricht für Flüchtlingskinder abwechseln.

Zweimal wöchentlich unterrichten immer einige von ihnen rund acht bis zwölf Kinder zumeist aus Albanien, dem Kosovo oder Syrien nachmittags in den Räumen des Jugendzentrums "Live" Sankt Martin.

Auf nennenswerte Vorerfahrungen können die Jugendlichen dabei zwar nicht zurückgreifen, aber auf eine große Auswahl an Arbeitsmaterialien aus dem Internet - und auf die Unterstützung von Verena Weber und Susann Heilmann, die die Deutsch-Gruppe in den Sommerferien installiert und anfangs selbst unterrichtet haben. "Wir waren ganz überrascht und sehr froh über das jugendliche Engagement", begeistert sich Susann Heilmann. "Schließlich ist Flüchtlingshilfe eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, insofern wird jede Altersgruppe dringend gebraucht."

"Hinterherkommen" wird immer anstrengender

Noch kann sich der hiesige Helferkreis trotz wachsender Skepsis in der bundesweiten Stimmungslage nicht über rückläufiges Engagement beklagen.

Dennoch: Das "Hinterherkommen" hinter den anstehenden Aufgaben werde bei inzwischen 315 Flüchtlingen merklich anstrengender, "und ich weiß noch nicht, wie wir das etwa bei 500 Flüchtlingen vor Ort noch stemmen sollen". Lamentieren ist ihre Art aber nicht - "es nützt ja nichts" -, also wird einfach desto beherzter zugepackt.

So brummt das Internationale Café montags von 10 bis 12 Uhr im "Live", und regelmäßige Sprechstunden in den Häusern sind installiert. Ein Hauptproblem sieht Weber in zu spät einsetzender Integration.

Daher fangen die Ehrenamtler die Flüchtlinge in der Duldungsphase, die bis zu zwei Jahre dauern kann und während derer ihnen keine offiziellen Integrationskurse zustehen, mit Deutschunterricht aus den eigenen Reihen auf.

Helferkreis ist für kreative Ideen offen

Auch Fahrradtouren, ein Grillfest im Sommer, ein Kennlernwandern mit dem Eifelverein, Apfelpflücken oder Bastelangebote in den Häusern gibt es schon; ein Schwimmkursus sowie ein internationaler Chor mit der Musikschule sind in Planung. "Schätzungsweise 60 Prozent der Flüchtlinge bleiben auf Dauer, da kann die Integration nicht früh genug beginnen", betont Heilmann. "Und viele Flüchtlinge wünschen sich händeringend selbst eine Aufgabe", ergänzt Weber.

Für weitere kreative Ideen in alle Richtungen ist der Helferkreis daher immer offen. "Deutschunterricht für Flüchtlingskinder in Wormersdorf wäre noch hilfreich", regt Luca Vary an. Auch Paten für neu Ankommende sind unter info@fluechtlingshilfe-rheinbach.de immer willkommen.

Zu einem Infoabend über die Wohnsituation lädt die Stadt am 12. November um 18 Uhr in die Stadthalle.

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