Orgelcamp im Rhein-Sieg-Kreis Jugendliche lernen das Instrument der Superlative kennen

Siegburg · Eine Gruppe von Jugendlichen hatten in der ersten Ferienwoche die Chance, einiges über das Orgelspiel zu lernen. Im Orgelcamp entdeckten sie die Instrumente in Sankt Servatius und im Kölner Dom. Dabei durften sie alle Register ziehen.

 Lernen an der Klais-Orgel der Servatiuskirche (v.o.): Die drei Orgelcamper Paul, Lea und Julian.

Lernen an der Klais-Orgel der Servatiuskirche (v.o.): Die drei Orgelcamper Paul, Lea und Julian.

Zugegeben, beim Stichwort „Jugendcamp“ haben die meisten sicherlich eher sportliche Bilder vor Augen. Man denkt etwa an eine wilde Bande Jugendlicher, die sich mit Fußbällen, Tennisschlägern oder sonstigen Freizeitgeräten austoben, die Nächte im Zelt verbringen und viel Spaß am Miteinander abseits der Schule haben. Kaum jemand würde in diesem Zusammenhang ans Orgelspiel denken, auch wenn das diesjährige Orgelcamp, das der Rhein-Sieg-Kreis zusammen mit der Thomas-Morus-Akademie Bensberg anbietet, sich vom Spaßfaktor her nur wenig von den üblichen Jugend-Feriencamps unterscheidet.

An vier Tagen dreht sich alles um die Orgel. Wie sie gebaut ist und wie man sie spielt, wird unter der Anleitung fachkundiger Kirchenmusikerinnen vermittelt. Individuelle Anleitungen und Auszeiten wechseln sich ab. Eine Exkursion der „Orgelcamper“ zum Kölner Dom mit Vorführung der Domorgel durch den Domkantor gehört dazu, ebenso ein gemeinsames Abschlusskonzert.

„Das wird aufregend“, sind sich Paul Stasch, Lea Henkel und Julian Hanf einig. Die drei Teilnehmer der jüngsten Gruppe kommen aus Siegburg, Happerschoß und Wermelskirchen und freuen sich auf die Gelegenheit, ein „so umwerfend großes und teures Instrument“ beim Abschlusskonzert des Orgelcamps spielen zu dürfen. „Die Miniorgel, die wir gestern zusammengebaut haben, war schon toll“, meint Paul, „aber jetzt an einem so riesigen Instrument sitzen zu dürfen, das ist echt überwältigend.“

Orgelmusik zur Marktzeit

Für den Auftritt zum Finale des Camps stellt Guido Harzen, Kantor der Stadtpfarrkirche Sankt Servatius, einen prominenten Termin zur Verfügung: Am Samstag gibt es in der Servatius-Kirche ein Jubiläum zu feiern. Zum 1400. Mal findet die „Orgelmusik zur Marktzeit“ statt. Seit 20 Jahren bietet dieses Konzert jeweils samstags um 11.30 Uhr bei freiem Eintritt ein musikalisches Verweilen und Innehalten. Harzen musiziert selbst, hatte jedoch auch schon international renommierte Profis aus aller Welt zu Gast. Nun werden es die 13 Orgelcamp-Teilnehmer im Alter zwischen elf und 20 Jahren sein, die die „Orgelmusik zur Marktzeit“ gemeinsam gestalten dürfen.

Zum Jubiläum der Konzertreihe ist es das erste Mal, dass am Samstag derart junge Töne erklingen. Camp-Leiter Andreas Würbel von der Thomas-Morus-Akademie freut sich über das Angebot des Kantors, das hier dem zukünftigen Organisten-Nachwuchs gilt. Dass das Interesse an diesem Instrument bei Kindern und Jugendlichen durchaus vorhanden ist, kann Julia Solf vom Kulturamt des Rhein-Sieg-Kreises bestätigen. „Als Teilnahme-Vorraussetzung musste man nicht bereits Orgelspielen können“, sagt Solf. Die meisten, die sich angemeldet haben, seien über den Klavierunterricht auf die Orgel aufmerksam geworden.

Eine Fülle an Klangfarben

Camp-Leiter Andreas Würbel legt nach eigenen Angaben besonders auf das „bunte Konzept aus Informations- und Unterhaltungsangeboten“ wert. „Jugendliche gehen unvoreingenommen und mit großer Neugierde auf die Orgel zu“, sagt der Pädagoge. Und was sie dann kennenlernen, ist wahrlich ein Instrument der Superlative. Die Orgel ist das größte, tiefste, höchste, leiseste und lauteste spielbare Musikinstrument. Erst im vergangenen Jahr wurde sie von den Landesmusikräten zum „Instrument des Jahres 2021“ gekürt.

Das Herantasten an diese „Königin der Instrumente“ soll vor allem Spaß machen und die Entdeckerfreude wecken. Wie man mit dem Fußpedal umgeht, alle Register zieht und auf mehreren Manualen spielt, gehört daher mit zu den vielen Aha-Effekten, die die begleitenden Dozentinnen für ihre Camp-Teilnehmer parat haben.

An der Klais-Orgel in der Servatiuskirche war es Gabriele Wurm, Kirchen- und Schulmusikerin aus Attendorn, die ihre drei elfjährigen „Orgelcamper“ gleich mehrfach zum Staunen brachte. Paul, Lea und Julian genossen die Orgel-Einführung und zählten die Fülle von Klangfarben, die das Siegburger Instrument mit mehr als 50 Registern und drei Manualen zu bieten hat. Schließlich zeigte Wurm ihnen auch noch den „Zimbelstern“: Eine Besonderheit des Instruments, die die Kinder mit einem zarten Glockenspiel faszinierte.

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