Jugendliche sollen ohne Alkohol Karneval feiern

Im Bornheimer Jugendamt treffen sich Polizei, Verwaltung, Dreigestirne, Prinzessinnen und ein Prinzenpaar, dazu Mitarbeiter der Jugendarbeit. Wenn auch Karnevalisten im bunten Ornat dort sitzen, es gibt ernste Gesichter.

Jugendliche sollen ohne Alkohol Karneval feiern
Foto: Wolfgang Henry

Bornheim. Die 14-Jährige liegt am Boden, ist weggetreten, mehr als zwei Promille Alkohol im Blut. Nur ein Fall von vielen am Weiberdonnerstag 2010. Es soll weniger "hilflose Personen" geben, weniger junge "Alkohol-Leichen", wie es die Verantwortlichen am Tisch betonen.

Im Bornheimer Jugendamt treffen sich Polizei, Verwaltung, Dreigestirne, Prinzessinnen und ein Prinzenpaar, dazu Mitarbeiter der Jugendarbeit. Wenn auch Karnevalisten im bunten Ornat dort sitzen, es gibt ernste Gesichter. "Keine Kurzen für Kurze" heißt die Aktion, mit der vor allem im Straßenkarneval die jungen Narren davon abgehalten werden sollen, sich sinnlos zu betrinken.

Gerade bei den Umzügen müssen Polizei, Rettungsdienst, Streetworker und Mitarbeiter der Verwaltung immer wieder Kinder und Jugendliche aus dem Verkehr ziehen, die hochgradig betrunken sind. Als Schwerpunkte gelten der Donnerstagszug in Roisdorf und die anschließende Feier am Baubetriebshof in Waldorf.

"Eine ungewöhnliche Runde" begrüßt Bürgermeister Wolfgang Henseler zur Präsentation: Polizeipräsident Wolfgang Albers und Bornheims Wachleiter Bernhard Spinnrock, den für Kinder und Jugendliche zuständigen Beigeordneten Markus Schnapka, den Sozialpädagogen Ralph Büttner von der Diakonie, Julia Rösner und Manfred Harder vom Jugendamt, Ordnungsamtsleiter Herbert Gatz und eben die Tollitäten der Stadt.

Die Roisdorfer Prinzessin Füsun I. (Mack), Prinz Werner I. und Prinzessin Sonja I. (Nettekoven), aus Walberberg das Dreigestirn Prinz Markus I. (Henseler), Bauer Stefan (Grüsgen) und Jungfrau Ricky (Thomas Rick), aus Merten Prinz Bonni I. (Ptassek), Bauer Ralf (Thissen) und Jungfrau Michaela (Michael Ziskoven) sowie die Hemmericher Prinzessin Regina I. (Heimig) haben sich gern in den Dienst der guten Sache gestellt und appellieren vor allem an die Eltern und Lehrer, den Kindern und Jugendlichen ein Vorbild zu sein.

"Väter und Mütter können nicht mit der Bierflasche in der Hand den Kindern sagen, sie sollten keinen Alkohol trinken", sieht Bonni I. die entscheidende Funktion bei den Erwachsenen. Der Bürgermeister bestärkt, das Feiern wolle man nicht unterbinden, es müsse aber "mit Maß und Verstand" gefeiert werden. Alkohol in der Hand von Kindern und Jugendlichen, das müsse möglichst weitgehend verhindert werden, betonen Albers und Spinnrock.

Das bei vielen Jugendlichen beliebte "Komasaufen" gefährde die jungen Leute, es führe aber auch dazu, dass Betrunkene alle Hemmungen verlören und andere in Gefahr brächten. Schlägereien seien dann keine Seltenheit, führt Spinnrock an. "Sprecht miteinander, achtet auf Freunde und Bekannte", appelliert der Polizeipräsident an alle Jugendlichen.

"Die Alkoholkonsumenten werden immer jünger. Da versuchen wir, im Vorfeld die Jugendlichen zu erreichen in den städtischen Einrichtungen, in Schulen, bei Veranstaltungen. In dieser Aktion sind auch die Tollitäten die besten Botschafter, um den Jugendlichen zu zeigen, dass es auch ohne Alkohol geht", ergänzt Schnapka.

"Wir trinken fast keinen Alkohol, wenn wir unterwegs sind", nennt Füsun I. eine Maxime der Jecken. Zum einen hielte man einen langen Tag mit vielen Terminen gar nicht durch", bekräftigt Werner I. Außerdem sähen sich die närrischen Regenten auch als Vorbild für die feiernden Narren vor der Bühne. Büttner spricht sogar von einem "Feiertag der Prävention", da so viele Verantwortliche und Karnevalisten mitmachen. Alle Aktiven am Tisch stellen fest, dass Alkoholabhängigkeit eine Krankheit sei, die in allen Schichten gleichermaßen vorkomme.

Da sie immer früher einsetze, seien nun alle Erwachsenen aufgefordert, die Kinder aufzuklären und ihnen vorzuleben, ohne diese Droge zu leben. Ein Alkoholverbot an den Zügen lehnen die Verantwortlichen in Bornheim ab: "Es lässt sich nicht kontrollieren. Ein Verbot, das wir nicht durchsetzen können, erreicht das Gegenteil", argumentieren Henseler und Albers. Glasverbot werde aber bei der Party in Waldorf gelten.

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